Kapitel 53

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Natürlich bringt der seine neue Flamme mit. Zu dem Geburtstag meines kleinen Bruders. Und er verfehlt damit keinesfalls die Wirkung, die ich schon ziemlich lange nicht mehr gespürt habe. In mir macht sich etwas breit, was gefährlich nach Eifersucht stinkt. Aber das kann natürlich nicht sein. Wieso auch? Aber vor allem ist die hübsch. Hübsch und so gar nicht künstlich aufgedonnert, wie seine Schnallen sonst immer waren. Sind die vielleicht zusammen? Argh! Es hat den Anschein gemacht. Also auf den ersten Blick. Seitdem konzentriere ich mich nur noch auf ein Blatt in der Hecke vor mir. Ich kriege auch nicht ganz mit, wie die ganzen Kinder überhaupt reagieren. Contenance, Kim! Ich schnaufe tief durch, setze einen neutralen Gesichtsausdruck auf und drehe mich wieder um. Mein Bruder ist gerade dabei, Marco zu checken. Er fällt ihm nicht um den Hals, so wie er es sonst tut. Klar, wäre ja auch uncool. Erst jetzt fällt mir auf, dass er nicht nur seine Schnalle im Schlepptau hat, sondern neben ihm erkenne ich Auba und Robin steht etwas außerhalb des Kreises von fanwütigen Kindern. Super. Hätte er sich echt sparen können. Wieso hat er denn nicht noch gleich Marcel mit eingeladen? Dann könnten sie mir noch ein bisschen mehr demonstrieren, was für ein lächerliches Stück Scheiße ich doch bin.

Mit zusammengekniffenen Augen fällt mein Blick auf die Schnepfe, die etwas unbeholfen neben Marco steht und mit hochgezogenen Augenbrauen lächelt. Möglichst unauffällig checke ich sie ab und stelle zu meinem Leidtragen fest, dass sie wirklich hübsch ist. Keine aufgepumpten Titten, kein übermäßiges Make-Up und sie wirkt total sympathisch. Igitt. Okay, ich drehe echt langsam durch. Ich atme einmal tief durch und wende dann meinen Blick von der Tussi ab. Meine Augen wandern wild durch die Gegend, weil ich gerade nicht so Recht weiß, was ich mir besser anschauen sollte und bleibe an Conny hängen, die am Türrahmen zum Wohnzimmer lehnt, mich beobachtet und sich sichtlich ein Lachen verkneift. Was geht hier vor? Skeptisch wandert mein Blick zurück und ich zucke leicht zusammen, als ich kapiere, wie Robin gerade auf mich zukommt. Da wären wir mal wieder beim dem Thema Unzurechnungsfähigkeit angekommen. Sobald Marco in meiner Nähe auftaucht, scheint sich jegliche Wahrnehmung um ihn herum in Luft aufzulösen. Mal abgesehen von der braunhaarigen Trulla.

„Hey Kim. Schon ewig nicht mehr gesehen", begrüßt mich Robin und ich verziehe meine Mundwinkel. Ich vermute, dass das ziemlich gruselig aussehen muss. Ein wirkliches Lächeln kann ich mir einfach nicht abringen. Zu meiner eigenen Überraschung, nimmt er mich in seine Arme und drückt mich ganz fest. „Ich hab ja gedacht ich spinne, als ich gehört habe, dass du in die Ecke gezogen bist. Und schon eingelebt?", brabbelt er drauf los und dreht sich im gleichen Moment aber auch schon weg. „Ah, das Geburtstagskind steht frei. Ich gehe ihm mal gratulieren." Er zwinkert mir zu und lässt mich total verdattert stehen. Werde ich paranoid, oder kommt nur mir das alles so komisch vor? Unfreiwillig muss ich wieder zu Marco sehen, der zusammen mit Auba weiterhin eingekesselt von den kleinen Partygästen dasteht. Für einen klitzekleinen Moment treffen sich unsere Blicke und ich halte instinktiv die Luft an. Er lächelt und seine Augen funkeln wie gewohnt. Auch ein bisschen triumphierend, weil er sich denken kann, dass er mich mit der Anwesenheit seiner Tussi provoziert und er kommt sich auch höchstwahrscheinlich wie der Retter in der Not vor. Für meinen Bruder ist er das sicherlich. Für mich stellt er eher ein Problem dar. Schnell wende ich mich von ihm ab und stelle fest, dass die Schnepfe weg ist! Wo ist die? Leicht panisch suche ich die Terrasse ab und sehe sie am Absatz der Stufen stehen. Hah! Ungestörter Moment. Das muss ich gleich ausnutzen.

Meine Füße bewegen sich, bevor ich es überhaupt selbst kapiere und diesmal fällt mir das Lächeln nicht schwer. Es ist aber mehr so ein teuflisch, böses Grinsen. Die Alte wird hier gleich mal unter die Mangel genommen. Mal ehrlich, wer taucht den bitte auf der Party von der... Nächstes Problem. Was bin ich? Eine Verflossene? Exfreundin wäre ja wohl zu hoch gestochen. Ehemalige Vögelpartnerin eines einmaligen Ausrutschers. So könnte man das betiteln. Ja okay. Mehr als einmal. Aber das tut man sich doch nicht freiwillig an, oder?

Regenbogen [Marco Reus]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt