Ich bin verhext. Das scheint mir die einzige und plausibelste Erklärung für dieses ganze Schlamassel zu sein. Zwar bin ich überhaupt nicht abergläubisch, aber ich könnte ruhig damit anfangen. Bestimmt liegt ein böser Fluch auf mir, der mir grundsätzlich nur Scheiße einbringt. Das macht Sinn, ganz klar. So viel Pech kann ein Mensch einfach nicht haben. Vielleicht sollte ich mir mal eine von solchen Voodoo Puppen kaufen und gucken, ob ich das übertragen könnte. Mir ist das unerklärlich. Der Club in dem wir waren, ist zwar rote Zone, aber auch nur weil er im Umkreis liegt. Normalerweise geht Marcel nur in Dortmund oder Düsseldorf feiern. Und Marco geht ja grundsätzlich nie wirklich feiern. Also. Verhext.
Grummelnd folge ich meinem Display in Richtung Bahnhof und hoffe, dass ich mich irgendwie zurecht finde, um schnellstmöglich nach Hause zu fahren. Das hier ist mir zu real, als dass es mein Verdrängungsmechanismus aushalten kann. Die Tatsache, dass er in greifbarer Nähe ist, macht mich nervös und bringt mich mehr als durcheinander. Ich wünsche mir echt die Zeit DAVOR zurück. Da war alles leichter. Da habe ich mir noch Gedanken darüber gemacht, mit meinem Exfreund befreundet zu sein, weil das irgendwie nett wäre. Ja, das waren noch Sorgen. Deutlich lockerer, als das jetzt der Fall ist. Sobald ich an Marcels Auftritt von vorhin denke, erschaudere ich und fühle mich schlecht. Und ich mag mich nicht schlecht fühlen. Die Rolle als böse, intrigante Schlampe ist nichts für mich. Ich bin die Opferrolle gewöhnt – auch wenn ich natürlich schon öfters Mist gebaut habe. Aber das war mehr so ein charmanter Mist. So etwas, was viele eher niedlich gefunden haben. Marcel findet es bestimmt nicht niedlich, was ich da mit seinem Kumpel verzapft habe. Genau so wenig, wie das sein bester Kumpel für niedlich empfinden kann. Ich hab's so sehr vermasselt, wie man es nur irgendwie vermasseln kann. Mehr Scheiße kann man nicht bauen. Unmöglich und ich verfluche diese beiden Kerle dafür, dass ich neuerdings ständig mit meinem Gewissen im Clinch liege. Ich muss weitermachen und das hinter mir lassen. Aber wie soll das gefälligst gehen, wenn ich ständig daran erinnert werde? Es wäre besser gewesen, wieder in die Staaten zu ziehen. Obwohl es die Vergangenheit ja gezeigt hat, dass ich nicht mal da sicher bin. Da ist der ganze Dreck doch erst losgegangen. Und jetzt bin ich hier. Keine fünfzig Meter Luftlinie entfernt von zwei Typen, die mich hassen. Ganz toll hab ich das hingekriegt. Sollte mich mal informieren, ob es einen Preis für sowas gibt. Den würde ich gewinnen, da bin ich mir ganz sicher.
Nur das Schlimmste ist, dass ich noch so viel nörgeln und jammern kann – es wird nicht besser. Irgendwie muss ich mich aufrappeln und das alles vergessen. So tun, als wäre das nie passiert. Ja, ich habe mich selbst angelogen. Über die ganze Zeit hinweg. Das weiß ich auch. Doch ich kann und will nicht einsehen, dass es tatsächlich ein Mann geschafft hat, mich so aus dem Konzept zu bringen. So bin ich einfach nicht. Selbst der Tod meiner eigenen Mutter hat mich nicht so aus der Bahn geworfen. Natürlich tat es weh und ich habe nicht umsonst mein Gedächtnis verloren, dennoch war ich in der Lage dazu, mein Leben weiterzuführen. Und ich habe mich nicht verkrochen nur um alledem aus dem Weg zu gehen. Oder geschweige denn meine gesamte Lebenseinstellung in Frage gestellt. Meine Lebenseinstellung von einer unfairen, lieblosen Welt. Jap. Und dann kommt so ein arschiger Millionär daher gelaufen, streitet ununterbrochen mit mir und bringt mich aus dem Konzept. Er geistert da oben rum. Es geistert weiterhin die Vorstellung von Romeo in meinem Hirn herum. Ist so. Aber Marco ist nun mal nicht so. Er ist nicht dieser Kerl von damals. Er ist ein streitsüchtiger, ungehobelter, verletzender Arsch, der mich mit einem einzigen Blick auf die Palme bringen kann. Und ja, vielleicht hätte es zwischen uns ein paar Wochen, ein paar Monate funktioniert. Aber was dann? Dann wäre diese sexuelle Energie verpufft und hätte in Langeweile umgeschlagen, was damit geendet hätte, dass einer von uns beiden den anderen ermordet hätte. Oder? Ja. Ganz sicher. Argh. Schon wieder denke ich da drüber nach! Was stimmt nicht mit mir? Das passiert mir irgendwie in regelmäßigen Abständen. So jeden Tag ein paar Mal. Nicht akzeptabel.
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Regenbogen [Marco Reus]
Fanfic"The only way to see a rainbow is to look through the rain" Kim hat grundsätzlich alle Hände voll zutun und keine Zeit, sich auf irgendwelche Männer einzulassen. Aber dann treten gleich zwei davon in ihr Leben. Verdrehen ihr den Kopf und bringen sie...