¤ Kapitel 28 ¤

775 66 44
                                    

Freunde? Hatte ich nicht mehr. Auch in der Schule wurde ich immer unbeliebter, weil ich mich verändert hatte, aber das interessierte mich schon lange nicht mehr. Sogar manche Lehrer hetzten und machten Druck auf mich, aber wie gesagt, es interessierte mich nicht. Fremdheit. Wir Muslime waren fremd auf dieser Welt, denn der Islam machte uns fremd. Wieso? Weil wir anders als die anderen sind, weil wir in dieser Gesellschaft nicht passten. Wir gehörten nicht in diese Welt, wir wurden nicht für diese Welt erschaffen um hier zu leben, sondern für das nächste Leben, das Jenseits. Dieses Leben ist nur ein Test. Ein Test, damit Allah uns prüft und sieht, wer die besten Taten macht.

Ich stand alleine auf dem Schulhof an der Wand anlehnend und schaute mich um. Mein Blick blieb bei meinen ach so tollen Freunden hängen. Sie hängten ab jetzt nur noch mit Dilara und Julia. Verräter. Spätestens wenn ich weg bin, würden die merken, was für ein falsches Spiel Dilara und Julia gespielt hatten. Genau, ich werde die Schule verlassen, aber erst, wenn ich mein erstes Halbjahreszeugnis bekomme, werde ich mit meinen Vater reden, damit ich diese Schule verlasse, um auf eine andere zu wechseln. Was hält mich hier noch auf? Nichts und niemand. Ich hatte weder Freunde noch sonst was, also würde es kein Hindernis geben. Freunde? Seit dem ich die Freundschaft mit meinen Freunden abgebrochen hatte, exisierte der Begriff Freundschaft nicht mehr bei mir und das war auch gut so. Ich wollte niemanden mehr vertrauen, denn erst brechen sie dein Vertrauen, dann enttäuschen sie dich und lassen dich dann stehen.

Noch 3 Tage und ich bin dann weg von dieser Schule. Ich konnte es kaum erwarten, von hier weg zu sein, denn ich konnte weder die Schüler noch die Lehrer aushalten.

Die Pause ging zu Ende, denn es klingelte. Ich machte mich auf dem Weg zum Klassenraum. Der Lehrer kam und ich setzte mich allein auf einen 2er Tisch. Ich saß schon seit Tagen alleine, denn ich hatte, wie gesagt, keine Freunde. Meine angeblichen Freunde hatten es nicht interessiert. Ich war mir sicher, dass sie es bitter bereuen werden, mir nicht geglaubt zu haben, aber es wird nicht mein Problem sein.



3 Tage später

Heute war es endlich soweit, denn gerade wurde ich gerufen um mein Zeugnis abzuholen. Ich war so aufgeregt, denn ich würde jetzt mein Zeugnis sehen. Als ich es bekommen hatte, betrachtete ich es und ich war so stolz auf mich. Ich war mir sicher, dass meine Eltern mehr als nur stolz auf mich werden, denn diesmal würde ich sie nicht enttäuschen. Zum ersten Mal hielt ich so einen spitzen Zeugnis in der Hand. Ich hatte mich sehr angestrengt und mir viel Mühe gegeben, um ein gutes Zeugnis zu bekommen und es hatte sich mehr als gelohnt, Alhamdulillah.

Der Klassenlehrer sprach irgendwas und wünschte uns letztendlich schöne Ferien.

Als ich zu Hause angekommen bin, rannte ich sofort ins Wohnzimmer und kreischte wie eine Verrückte, als ich meine Eltern gesehen habe. Sofort zog ich mein Zeugnis raus und zeigte es ihnen, dabei schaute ich sie mit glänzenden Augen an. Meine Eltern nahmen mir es ab und betrachteten es.

"Ma sha Allah meine Tochter, ich bin so stolz auf dich.", sprach mein Vater und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Dasselbe machte meine Mutter auch. Meine Eltern strahlten vor freude und als ich sie so gesehen habe, leuchteten meine Augen auf.

"Danke Baba, ich hab mir diesmal richtig Mühe gegeben.", sprach ich stolz und lächelte sie liebevoll an.

"Jaa meine Tochter, das habe ich gesehen.", sagte mein Vater und lächelte mich zufrieden an.

Plötzlich verschwand mein Lächeln und dachte nach, ob ich es ihnen jetzt sagen sollte.
Meine Mutter sah, dass ich mit meinen Gedanken beschäftigt war.

"Hala was ist los?", fragte sie mich und schaute mich besorgt an.

Ich schaute sie an und war mir sicher, dass ich es ihnen jetzt erzählen sollte um es endlich loszuwerden.

"Ich wollte mit euch reden.", sagte ich unsicher und schaute auf dem Boden.

"Erzähl, wir hören zu.", erwiderte meine Mutter.

"Ehm..ich will die Schule wechseln. Die Schule finde ich nicht mehr gut, die Schüler und Lehrer mögen mich nicht mehr.", erzählte ich mit leicht zitternder Stimme. "Ich will auf die Gesamtschule. Dort mach ich 10te Klasse und gehe dann weiter aufs Abitur."

Meine Eltern schauten sich an und überlegten kurz. Nachdem sie kurz überlegt hatten stimmten sie zu. Sofort umarmte ich sie.

"Jaa das ist eine gute Idee Hala.", sagte mein Vater.

"Wann gehen wir mich dort anmelden?", fragte ich aufgeregt.

"Wir können schon morgen hingehen.", sagte mein Vater.

"In sha Allah, danke Baba.", bedankte ich mich "Ich gehe dann mal nach oben." Meine Eltern nickten mir lächelnd zu.

Ich ging nach oben und legte meine Sachen beiseite. Das war einfacher als gedacht, ich hatte mir das viel schwerer vorgestellt gehabt. Endlich werde ich diese Schule verlassen. Das Leben als Einzelgängerin hatte schon längst begonnen...

Mein Leben veränderte sichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt