another Cinderella story

90 11 5
                                    

„Vati!“ rief Isabella und rannte mit einem strahlenden Lächeln auf ihren Vater zu, der soeben das Haus betreten hatte.
„Hallo meine kleine Prinzessin.“ lachte Eric glücklich auf, hob seine Tochter hoch und wirbelte sie um sich herum.
„Was ist denn hier schon wieder für ein Lärm?“ hörten die beiden Catherine's amüsierte Stimme, und kurz darauf stand sie im Türrahmen, nur um ihren lächelnden Mann und ihre strahlende Tochter zu sehen.

Er blickte seine geliebte Cat an, und selbst nach all den Jahren, erschien sie ihm immer noch so wunderschön wie zu Beginn ihrer Liebe. Ihre kupferroten, langen Haare fielen ihr in leichten Locken über die Schultern bis zur Hüfte und ihre gewitterwolkengrauen Augen strahlten wie Blitze. In ihrer skinny Jeans und ihrem dunkelblauen Pulli, sah sie so jung aus wie eh und je, und ihre milchweiße Haut strahlte noch heller.
„Vati! Vati!“ riss Bella ihn aus seinen Gedanken, und er wandte ihr wieder sein Gesicht zu.
„Was ist denn mein Schatz?“fragte er setzte sie auf seiner Hüfte ab.

„Ich habe meinen ersten Zahn verloren!“ jubelte die kleine, und zeigte ihm stolz ihr Gebiss, in dem jetzt eine fette Zahnlücke, anstelle ihres linken Schneidezahns war.
„Wow. Das ist ja super.“ grinste er und strubelte ihr durch die schwarzen Haare, die sie ganz eindeutig von ihm geerbt hatte. Ihre Augen waren allerdings die ihrer Mutter, und auch ihre Haut war schneeweiß, sodass sie von allen nur Schneewittchen genannt wurde.
„Eine Sauerei war das.“ grinste Cat und trat zu den beiden, die das wichtigste und wertvollste in ihrem Leben waren.

Erics schwarze Haare lagen ihm verstrubbelt auf dem Kopf, seine markanten Gesichtszüge wurden durch sein strahlendes Lächeln weicher, und sein durchtrainierter Körper war stark genug selbst sie, nach all den Jahren noch, zu tragen. Sie musste unwillkürlich lächeln, und schmiegte sich in seinen anderen Arm, der sie warm umfing und fest hielt.
„Komm Bella, du weißt, dass du längst im Bett sein solltest.“ sagte Cat nach einen Blick auf die Uhr, und erntete einen Hundeblick von ihrer Tochter dafür. Doch sie blieb hart, und nahm sie von Erics Arm, um sie ins Bett zu bringen.

„Mama?“ quengelte Isabella, und piekste ihre Mutter in die Seite,
„Kannst du Vati fragen ob er mir noch eine Gutenachgeschichte erzählt?“
„Klar kann ich das, mein Sonnenschein, aber erst wird sich jetzt brav ins Bett gelegt.“ lächelte ihre Mutter, und strich ihr durch ihre vollen, schwarzen Haare.
Kurz darauf lag Isabella mit ihrem Teddy im Bett, und wartete auf ihren Vater, nachdem Cat die Tür geschlossen hatte.

Schwere Schritte kamen die Treppe hinauf, und ein Knarzen der Dielen verriet ihr, dass er zu ihrem Zimmer kam.
„Hallo meine kleine Maus.“ hörte sie kurz darauf das Flüstern ihres Vaters, und anschließend das leise Klicken der Tür.
Leise tapsten Schritte zu ihrem Bett, und ein leiser Fluch brachte sie zum grinsen.
„Wer hat hier sein Playmobil Schloss auf dem Boden stehen lassen?“ drohte Eric gespielt, und grinste in sich hinein, als er das leise Kichern seiner Tochter hörte.
Sie war sein Schatz, sein ein und alles, auch wenn sie nicht an ihre Mutter ran kam, war sie doch unheimlich wichtig für ihn.

Ein weinerlicher Schrei drang aus dem Nebenzimmer, und er horchte sofort auf. Doch kurz danach hörte er Cats weiche Stimme, die Alexander ein Lied sang, und sein Weinen zum versiegen brachte.
Eric entspannte sich, und legte sich neben seine Tochter ins Bett.
„Was willst du denn heute für eine Geschichte hören?“ fragte er, und strich ihr über den Kopf, denn sie auf seine Brust gelegt hatte.
„Ich will eure Geschichte hören. Mamas und deine.“ hörte er das leise Flüstern seinee Tochter, und musste lächeln.
Er musste diese Geschichte mindestens einmal die Woche erzählen, und irgendwann hatte seine Tochter sie „Cinderella Story“ getauft.

„Also gut,“ begann er und legte einen Arm um sein Mädchen, das sich sofort hinein kuschelte. Er roch ihr Vanille Shampoo, und ein warmes, glückliches Gefühl breitete sich in ihm aus.
„Alles begann im Jahre 2016, als deine Großeltern Mira und Lars, mit mir und meinem Bruder Jan in den Skiurlaub fuhren. Wir wussten, dass wir irgendwie noch mit anderen wegfahren würden, aber so richtig kannten wir davon niemanden. Und tatsächlich hatten wir auch recht wenig mit den anderen zu tun, bis zu jenem Tag, an dem ich deine Mutter kennenlernte, allerdings ohne zu wissen, dass sie mir noch öfter begegnen sollte.
Wir saßen in einer Gondel und fuhren grade nach oben auf die Spitze des Gipfels, als ich bemerkte, dass es der Person die neben mir saß nicht gut ging. Ich dachte zunächst, es wäre ein Junge, doch als ich sie ansprach ob alles in Ordnung sei, antwortete sie mir mit einer weichen, melodischen Stimme, die definitiv keinem Jungen gehörte. Sie erzählte mir, dass sie panische Angst vor Höhen hätte, und Gondeln ihre Hölle auf Erden sein. Ich wusste nicht wirklich, wie ich reagieren sollte, deswegen wandte ich mich ab, bis sie ihre Hand plötzlich in mein Bein krallte, weil die Gondel einen unvorhersehbaren Sprung gemacht hatte. Ich versuchte sie zu beruhigen, doch sie zitterte am ganzen Körper, und so legte ich einen Arm um sie. Ich weiß auch nicht mehr, wieso ich das einfach tat, ich meine sie war mir ja vollkommen fremd, aber ich konnte schon damals nicht mit ansehen wie sie litt, und wollte etwas dagegen tun. Oben angekommen bedankte sie sich bei mir, und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. Sie nahm ihr Snowboard und verschwand.
Mein Bruder Jan grinste mich an, und meinte nur, tja, das war irgendwie deine Cinderella was?
Abends gingen wir mit der ganzen Gruppe essen, als ich plötzlich ihre Stimme hörte. Sie lief neben ihrer Schwester her, und für mich bestand kein Zweifel, dass sie es war. Ihre kupferroten Haare fesselten mich sofort, und als sie mir in die Augen blickte schlug mein Herz schneller. Für mich, der bisher nie an Liebe auf den ersten Blick oder Schicksal geglaubt hatte, änderte sich plötzlich alles, denn deine Mutter war mein Schicksal. Sie lächelte zaghaft, und lief zu mir vor, nur um zu fragen, bist du es wirklich?
Ich nickte, während sich ein Kloß in meinem Hals bildete, und wich den ganzen Abend nicht mehr von ihrer Seite. Sie war eine Göttin für mich, so wie ich mir meine Freundin immer vorgestellt hatte. Doch dann verschwand sie plötzlich, ohne etwas zu sagen, und ich bemerkte es erst, als auch ihre Familie gehen wollte. Ich sprang auf, und wollte ihnen hinter her, als mein Bruder mich zurück hielt,
hier, das hat sie da gelassen. Ich sollte es dir geben. sagte er leise, und drückte mir einen Zettel in die Hand, auf dem eine Handynummer stand.
Ein bisschen wie Cinderella ist sie ja schon nicht wahr? fragte Jan, und blickte mich an. Ich konnte nur nicken und lief dann in mein Zimmer um mein Handy zu suchen.“
Gegen Ende war Eric immer leiser geworden, denn Isabellas Atem war ruhiger und gleichmäßig geworden. Er küsste sie auf die Stirn, und flüsterte ihr noch ins Ohr, wie lieb er sie habe, bevor er aus ihrem Zinmer auf den Flur ging, und schließlich leise die Treppe hinab stieg.

Unten saß Cat mit einem Glas Weißwein in ihrem Lehnsessel, und blickte ihm liebevoll entgegen. Seine Cinderella, schoß es ihm durch den Kopf, und seine Gefühle drohten ihn zu überwältigen.
„Schläft sie?“ fragte sie leise, und er nickte.
„Ich musste ihr wieder einmal unsere Cinderella Story erzählen.“ grinste Eric, und Cat lachte leise,
„Ich kann sie voll und ganz nachvollziehen, es ist eine wunderbare Geschichte.“
„Da hast du Recht.“ murmelte Eric, zog seine Frau in seine Arme, und küsste sie voller Leidenschaft und Liebe.
„Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“ flüsterte Cat, und glitt mit ihren Händen unter sein T-Shirt.

Der Dachboden der Träume Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt