Für maxta99 den allerbesten Bruder dieser Welt. ♡
-----------------------------------------------------------Nebelschwaden ziehen über die stillen Fluten. Schwärze, wo sie auch hinsieht. Die Barke gleitet langsam, lautlos durch die Wellen. Kälte schleicht sich in ihren Körper, und sie zieht fröstelnd das wollene Tuch um ihre Schultern fester. Immer wieder blickt sie über die Schulter, hat das Gefühl, dass kalte Augen sie beobachten.
Warum hat sie sich nur auf diesen Handel eingelassen.
Aus Liebe, erinnert sie sich selbst, und denkt an seine Augen. Seine Augen.
Diese Mischung aus leuchtendem Moosgrün und bronzefarbenen Holzbraun.
Blind hast du ihm wortwörtlich dein Leben anvertraut, scheint ihr die Stille zuzuflüstern. Schreit beinahe, und ist doch so drückend lautlos.Die Stille flüstert nicht, ermahnt sie sich, aber trotzdem meint sie klagende Laute und leise Stimmen zu hören. Ein Zittern durchläuft ihren zierlichen Körper, als sie plötzlich wieder den Blick der unsichtbaren Augen auf sich spürt.
Ihre Haut scheint zu verbrennen unter diesem Blick.
„Aber da ist nichts. Lass mich in Ruhe. Du bist nicht da. Du...“, schreit sie in den Nebel und zuckt zusammen. Wie von Wänden prallen ihre Schreie zurück, machen ihr bewusst, dass das hier endgültig ist. Sie kann nicht mehr zurück.
„Er hat mich betrogen von Anfang an. Er wollte nie mich. Nur meine Lebensjahre.“ flüstert sie mit brechender Stimme, und spürt wie heiße, nasse Wassertropfen ihre Wangen hinunter fließen. Verwirrt blinzelt sie, bis sie begreift, dass sie weint.Sie hat so sehr gewollt, dass es die große Liebe ist. Dass es endlich einmal der Richtige ist, und wo hat es sie hingebracht? Ihr Vertrauen, zerbrochen wie ein Spiegel. Ihre Träume, verpufft wie heiße Luft. Ihr Leben, zerstört. Wortwörtlich tot.
Bitter lacht sie auf,
„Hast du jetzt was du willst?“ fragt sie leise in den Nebel. Wiederholt die Frage immer wieder, immer lauter. Bis sie beinahe schreit.
Und dann bricht sie zusammen. Salzige Tränen benetzten ihre Haut, erwärmen ihre kalten, blassen Wangen und lassen sie rosig werden.
Wieso? weint sie innerlich. Wieso???Nach endlosen Stunden, in denen die Barke ziellos umhertreibt, fährt plötzlich ein Ruck durch den Schiffskörper.
Sie schreckt hoch, will sich umdrehen und in seine Arme kuscheln. Aber da ist nichts.
Nur kaltes, hartes Holz, dass sie erbarmungslos in die Wirklichkeit zurück holt.
Sie zuckt zusammen, als der nächste Ruck durch den Rumpf fährt, und sie spürt plötzlich sie Präsens eines anderen Wesens. Eines sehr lebendigen, sehr großen Wesens.„Wer bist du?“ stößt sie leise hervor. Soweit sie weiß, kann sie nichts mehr verlieren. Sie ist bereits tot. Niemand wird nach ihr suchen. Erinnerungen kochen in ihr hoch. Schmerz. Wut. Enttäuschung.
Er nimmt ihre Hand. „Cuore. Es ist so weit.“
Seine grün-braunen Augen funkeln wie der Ring aus Smaragd und Bronze, den er ihr vor wenigen Monaten geschenkt hat.
„Heute wirst du endlich meins werden.“
Bitter denkt sie zurück. Ja sie war seins geworden, nur ganz anders als sie dachte. Als sie gemeinsam mit ihm kam, wurde sie aus ihrem Körper katapultiert, und sah nur noch sein hämisches Grinsen. Seine Augen blickten leer auf sie herab, während sein Gesicht sich zu einer animalischen Maske verzerrte.
„Ihrrrr Menschen sssseid viiiel zzzzu leeeicht zzzzzu krrriegeeen.“ zischte er boshaft, und ihre hilflose Seele wurde in die Unterwelt hinab gezogen.Dunkle Laute auf den Planken der Barke lassen sie hoch schrecken. Ängstlich blickt sie in den Nebel. Ich will nicht noch einmal sterben.
„Komm mit mir.“ hört sie eine weiche, dunkle Stimme.
„Wer bist du?“ fragt sie, und versucht das Zittern ihrer Stimme zu unterdrücken.
„Hab keine Angst.“ sagt der Unbekannte trotzdem leise, und sie spürt wie sich eine warme Hand auf ihre kalte legt.
„Eine Seele wie deine sollte gar nicht hier sein. Wie bist du nur hier her geraten.“ hört sie ihn murmeln, ist unfähig ihre Hand von der Wärme seiner Finger, seines Körpers weg zu ziehen.„Komm mit mir. Ich bringe dich weg von diesem trostlosen Ort.“ sagt er leise, und hebt sie hoch. Sie sieht nichts, hört nur den Wind in ihren Ohren heulen, als der Unbekannte beginnt zu laufen. Sie spürt, dass er eine Bedeutung für sie hat. Nur hat sie kein Vertrauen mehr in dieses Gefühl.
Wenige Sekunden später, oder doch wieder Stunden, wacht sie auf, und liegt auf einer grünen Wiese. Um sie herum blühen Blumen, Vögel zwitschern und in der Ferne meint sie sogar eine Siedlung zu sehen.„Wo bin ich?“ fragt sie, als sie die Präsens des Fremden erneut spürt.
„In dem Teil der Unterwelt, in den alle reinen und guten Seelen kommen.“ sagt er leise, und sie spürt beinahe körperlich, dass sie ihn braucht. Aber sie wehrt sich. Sie kann nicht vertrauen. Nicht mehr.
„Ich lasse dich dann jetzt allein.“ murmelt er, und wie ein Windhauch scheint er ihr durch die Haare zu fahren.
„Nein... Bitte. Geh nicht...“ flüstert sie fast eben so leise.
Sie kann jetzt nicht allein sein.
Sie hat Angst.
Große Angst.Als die Blätter und Blüten sich langsam zu verfärben beginnen, läuft sie durch die Wälder. Ihr liebster Ort. Sie hat ihre eigene Hütte nicht weit von hier. Und doch sucht sie, seit sie in Berührung mit dem Fremden kam, die Freiheit, Wildheit der Natur.
Er hat sie zurückgelassen, nachdem sie eingeschlafen war, und seit jenem Tag sucht sie ihn.
Sie hat gelernt wieder zu vertrauen, und langsam, ganz langsam hat sie gelernt wieder zu lieben und zu leben.
Aber sie fühlt sich unvollständig, und sie weiß, dass nur er diese Leere füllen kann.
Aber er kommt nicht.Monde ziehen vorrüber, viele einsame Tage in denen sie Wildtiere wieder aufpäppelt, die sich eine Verletztung zugezogen haben, durch den Hein wandert, auf der Suche nach ihm.
Bis sie eines Tages sein Gesicht ihm klaren Wasser des Kristallsees sieht. Sie hat sein Gesicht vorher niemals erblickt, und doch weiß sie sofort, dass er es ist.
Seine blauen Augen treffen schimmernd auf ihre.
„Du...“ haucht sie, und hebt wie ein erschrecktes Reh den Kopf.
Ihre langen goldenen Locken ergießen sich über ihre Schultern und ihre sturmgrauen bohren sich in seine.
„Verzeih mir.“ sagt er leise, und als er sich erhebt, und über das Wasser des Sees zu ihr kommt, hat sie ihm bereits verziehen.
Sie blickt zu ihm auf, und er schaut in die unergründliche Tiefe ihrer grauen Augen.
„Kade.“ sagt er leise, und legt eine seiner rauen Hände an ihre Wange.
„Airin.“ flüstert sie beinahe, und doch scheint er sie verstanden zu haben.
„Ich habe so lange auf dich gewartet, aber nun wird uns nichts mehr trennen.“ verspricht er ihr, und zum ersten Mal seit Monden kann sie wirklich vergessen was war. Und in eine Zukunft blicken.
„Auf Ewig.“ lacht sie leise, und spürt seinen sanften Kuss bis in ihr Herz.Und da rückt alles endlich an seinen Platz. Endlich ist sie angekommen. Denn Liebe ist stärker als der Tod.
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Der Dachboden der Träume
Cerita PendekLangsam stieg sie die steilen Stufen nach oben. Sonnenlicht blitzte hier und da um Ecken und zwischen Astlöchern hindurch. Staubkörner wirbelten durch die Luft, als würden die Sonnenstrahlen eine nur für sie hörbare Musik machen. Sie musste niesen...