Kapitel 4

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"Weißt du, wie dieser Garten heißt?", wechselt Joshua plötzlich das Thema.
Ich schüttle den Kopf. Woher soll ich's schon wissen? Es wundert mich schon, dass er überhaupt einen Namen hat.
"Das ist 'der Garten des Mondes'. Oder 'der Mondgarten'. Beides geht. Weißt du, warum wir ihn so nennen?"
Ich schüttle wieder den Kopf. Die Frage ist echt sinnlos, jetzt wirklich.
"Man sagt, die Blumen leben nachts. Dank dem Mond und nicht der Sonne.", erzählt Miguel.
Warum 'man sagt'? Wissen sie es nicht genau?
"Und stimmt es denn?"
"Erinnerst du dich noch, am Tag der Zeremonie meinte ich, dass der Garten nur nachts schön ist.", sagt der Junge.
"Also stimmt es.", frage ich eher als stelle fest.
"Tagsüber verwelken die Blumen, nachts blüten sie wieder.", lächelt Joshua leicht.
"Warum dieses Thema?"
"Der Mondgarten ist ein Beispiel dafür, dass vieles möglich ist.", antwortet Miguel.
"Das hab ich schon kapiert, als du mich gebissen hast.", entgegne ich.
"Das war -"
"Alles gut, du hattest dich schon entschuldigt. Okay, vieles ist möglich. Worauf wollt ihr hin? Joshua? Du meintest, du weißt nicht, welche Rolle ich hier spiele. Stimmt es denn?"
"Ich weiß es nicht, aber ich kann es ahnen."
Toll...
"Wo sind alle anderen?", unterbreche ich ihn.
"Sie jagen.", erwidert Miguel.
"Zu viert? Ich glaub das nicht, du lügst."
Ich weiß nicht, es wäre schon möglich, dass sie zu viert jagen, aber mein Gefühl sagte mir, dass es nicht stimmt.
"Sie entwickelt sich ja wirklich weiter.", wendet er sich überrascht an Joshua.
"Ich habe es dir gesagt.", zuckt dieser die Schultern und sieht mich dann an. "Das ist keine ganze Lüge. Aurora, Maximilian und Diana sind wirklich auf der Jagd."
"Und was macht Christopher?"


Ich werde langsam ungeduldig...
"Er ist bei deinem Vater."
"Er ist wo?!"
"Bei deinem Vater."
"Warum das?!"
Erstens, was in aller Welt will er da?! Zweitens, ja klar, ich bin hier seit Monaten und der geht erst jetzt hin?!


"Lilith, reg dich bitte ab.", redet Miguel auf mich ein.
"Was macht Christopher bei meinem Vater?", wiederhole ich um Ruhe bemüht.
"Wir wollen deine Mutter finden.", sagt Joshua leise.
Ich stocke. Meine Mutter finden...?
"Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben, ihr braucht sie nicht zu suchen.", spucke ich fast die Worte aus.
"Nein, sie konnte das nicht.", widerspricht Joshua. "Dein Vater muss wissen, wo sie ist. Schließlich musste er auch wissen, wen er geheiratet hatte."
Ich schüttle heftig den Kopf, wobei meine Kopfschmerzen wieder spürbar werden.
"Sie war gestorben.", beharre ich.
"Lilith,",setzt der Junge an.
"Sie ist tot!", falle ich ihm ins Wort.
"Du kannst ihren Dasein manchmal spüren."
Vor Entsetzen halte ich die Luft an. Woher weiß er das? Dann atme ich zitternd aus.
"Sie ist tot!", schreie ich, den Tränen nahe.
Ich dreh mich um und laufe mit Vampirgeschwindigkeit zum Haus, zurück in mein Zimmer. Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben. Sie ist tot. Christopher wird sie nicht finden. Ich knie vor meinem Bett, lege meinen Kopf darauf und starre ziellos vor mich hin.
Lilith..., höre ich nach einigen Minuten Joshua in meinem Kopf.
Sie ist tot, hab ich gesagt! Und jetzt lass mich allein! Bleib weg aus meinen Gedanken!!
Ich konzentriere mich so sehr darauf, dem Jungen keinen Weg in mein Kopf freizulassen, dass die Schmerzen wieder heftiger werden. Aber mir ist das eigentlich ziemlich egal. Joshua soll einfach nie mehr hineingelangen. Ich konzentriere mich darauf so lange und stark, bis schwarze Punkte vor meinen Augen tanzen und die Welt anfängt, sich zu drehen. So lange, bis mich die Kräfte verlassen und die Ohnmacht meinen Willen überwindet.

Zu Hause bei den Vampiren 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt