Kapitel 39

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Wie vorhergesagt dauerte die Belehrung die ganze Nacht. Es war meega langweilig. Doch nachdem ich fast eingeschlafen bin und Miguel mich wachrütteln musste, ging es etwas flotter. Und trotzdem war es zum Sterben langweilig. Ich frag mich jetzt noch, wozu ich die ganzen Infos brauche.
Nun bricht in einer Stunde die heutige Nacht an. Jeder in unserem Haus müsste auf seinem Zimmer sein und sich umziehen. Aber wie man merkt, bin ich mir da nicht sicher. Jedenfalls darf ich mir heute die Kleidung selbst aussuchen. Von der, die mir vorgeschlagen wurde... Beides Kleider. Ein kurzes Schwarzes und ein langes Violettes. Ich bräuchte es eigentlich nicht zu erwähnen, da es schon selbstverständlich ist, aber ich sag trotzdem, dass beide Kleider wie immer eng anliegend sind.
Ich ziehe das Schwarze an und dazu wadenhohe schwarze enge Stiefel, mit sechs Zentimeter Hacken. Na gut, in diesen Schuhen kann ich zumindest richtig laufen. Meine langen braunen Haare lasse ich wie immer offen, da mir alles andere viel zu aufwendig ist.
Ich gehe zur Tür, bleibe vor ihr stehen und atme durch. Die letzte Versammlung, dann bin ich frei. Eine letzte Versammlung.
Ich öffne die Tür und trete in die Dunkelheit hinaus. Irgendwo weiter weg höre ich Schritte und eine leise Unterhaltung. Da es mich nicht interessiert, worüber Maximilian und Diana, die ich sofort erkenne, reden, verstärke ich mein Gehör nicht. Doch die beiden nähern sich mir wundersamerweise sehr schnell und holen mich schließlich auf.
"Hübsch siehst du aus.", sagt Diana eher scherzend als wirklich ernst.
"Ich hasse Kleider und Schuhe mit Hacken.", seufze ich nur hilflos.
Die Vampire lachen kurz.
"Dann wirst du es schwer haben. Bei allen richtigen Versammlungen und Zeremonien müssen wir festlich gekleidet sein. Vor allem du.", klärt mich Maximilian auf.
Oh Mann...
"Habt ihr eigentlich schon geheiratet?", wechsle ich abrupt das Thema.
"Geheiratet?", werfen beide amüsiert und gleichzeitig verwundert ein.
Was ist an der Frage so komisch? Ich meine, wenn sich Diana für das Leben als Vampir entscheidet, müsste sie doch auch Maximilian heiraten wollen, oder?
"Stimmt. Diana, wir können ja noch offiziell heiraten.", fährt Maximilian fort.
"Ist ja süß von dir.", lächelt sie.
"Offiziell?", vergewissere ich mich verständnislos.
"Die Zeremonie ist eine Art Heirat bei Vampiren. Man kann einen Menschen schließlich auch ohne sie wandeln.", erklärt der Vampir.
Oh, wusste ich nicht...
"Gibt es auch so etwas für zwei Vampire? Also wenn keiner von den <Heiratenden> ein Mensch ist?", frage ich weiter.
Ist nur reines Interesse!
"Willst du etwa mit Miguel eine Ehe schließen?", grinst Diana.
Genau das ist nicht der Grund der Frage.
"Diana!", meint Maximilian mahnend, ehe ich der Vampirin etwas Giftiges entgegnen kann. "Selbstverständlich gibt es so etwas, Lilith. Die Vorgänge unterscheiden sich voneinander nur darin, dass bei der Zeremonie mit der Wandlung der Vampir den Menschen beißt. Wenn zwei Vampire die Zeremonie durchführen, wird keiner gebissen."
"Danke, Maximilian."
"Max, du verdirbst mir den ganzen Spaß!", stöhnt Diana und gibt ihm einen leichten, spielerischen Schlag auf den Oberarm.
"Weil du eben keine Späße über Lilith machen sollst.", höre ich plötzlich Miguels gechillte Stimme von der Wendeltreppe aus.
Anders als gechillt kann ich sie einfach nicht nennen.
"Wir werden schon sehen, wer über wen keine Späße machen soll.", erwidert Diana plötzlich ernst.
Ihr Ton war... nicht nett. Die Streite zwischen den beiden werden wohl nie aufhören. Ob sie vielleicht für immer so dumm geblieben sind, wie sie ursprünglich waren...? Haha, Scherz, so fies bin ich nicht. Obwohl...
"Wenn wir das jemals sehen werden, dann seid ihr beide tot.", ertönt Christophers Stimme gleich vor uns.
Ich hab nicht gesehen, wie eine Tür genau vor meiner Nase aufging und er mit Diana in den Flur trat. Ob die beiden verheiratet sind?
"Euretwegen oder ihretwegen?", kriegen wir auch Joshuas Stimme zu hören.
Er steht eine Stufe über Miguel auf der Wendeltreppe, gelehnt auf das Geländer.
"Irgendwann werden wir das schon herausfinden.", sagt Diana ziemlich finster.
"Hoffe, nicht.", widerspricht Maximilian.
"Wenn wir schon hier sind...", fange ich genervt von dieser Situation an. "Ich wünsche euch allen einen guten Abend."
Ich erhalte ein Nicken, oder Danke oder Gleichfalls. Eben so in der Art. Ich gehe los und alle anderen auch.
Beide Vampirinnen tragen übrigens ebenfalls Kleider und die Vampire Anzüge. Wie ich merke, kommen die Outfits aus unterschiedlichen Jahrhunderten. Sehr interessant.

Zu Hause bei den Vampiren 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt