Kapitel 14

1K 79 0
                                    

Der Vampir vor uns zuckt zusammen und springt auf. Durch die offene Tür der Zelle - kaum zu glauben, er hat sie offen gelassen!!! - kommt Josephine rein. Sie ist zwar nicht wütend, aber sie macht alles, damit ihr Unterstellter es so wahrnimmt. Kerzengerade betritt sie die Zelle.
"Jeffrey... was zum Teufel tust du hier?", herrscht sie ihn an.
"Ich... Das sind...", stottert er.
"Josephine, das war wirklich das Beste, was ich in den letzten Jahrhunderten hatte!", prustet Joshua los.
"Du machst wieder Späße mit meinen Leuten.", schüttelt die Vampirin lächelnd den Kopf.
Wieder? Jetzt ehrlich?
"Verzeih, ich konnte nicht anders.", lacht der Junge weiter, steht auf und hilft mir, auf die Beine zu kommen.
"Sie... Sie kennen diese Moons?", meint Jeffrey entsetzt.
Er tut mir irgendwie leid.
"Entschuldigt meine Leute, die sind noch jung.", sagt Josephine zu uns.
"Das sieht man.", nicke ich und reibe mir den Hinterkopf, da er mich mit kurzem Schmerz an den Schlaf erinnert.
"Josephine, wir wurden deines Mordens beschuldigt.", lacht Joshua.
"Und dass wir dich als Geisel nehmen wollten und dich bedroht haben.", füge ich hinzu.
"Ach Jeffrey...", tätschelt die Anführerin den ängstlichen Vampir am Kopf wie ein kleines Kind. "Der Junge da ist mein ältester Freund. Und das Mädchen ist meine Tochter. Sie beide hätten dich und Meril mit einem Finger töten können. Unternehmt nichts, ohne mir davor Bescheid zu sagen."
"Tut mir leid.", senkt Jeffrey den Kopf.
Meril heißt also der andere. Werd ich mir merken...
"Darf ich Rache an Meril nehmen?", frage ich mit begeistertem Leuchten der Augen.
Meine Frage bringt Joshua wieder zum Lachen. Josephine starrt mich verwundert an.
"Warum?"
"Mit seinem Schlag hat er mir den Schädel durchgebrochen."
"Nnein, lieber nicht.", schüttelt die Vampirin zögerlich den Kopf.
Das dachte ich mir. Na ja, dann halt nicht.
"Lasst uns endlich hier rausgehen.", schlägt Josephine vor. "Jeffrey, du und Meril sprechen uns heute Nacht noch."
Wir verlassen den 'Keller' und Jeffrey läuft sofort weg.
"Wollt ihr bis zum Sonnenuntergang hier bleiben?"
"Nein, nein, danke für deine Gastfreundlichkeit.", verneint Joshua.
"Entschuldigt nochmal."
"Es hat mir sehr viel Freude bereitet, bei euch gefangen zu sein.", grinst der Junge.
"Kann ich mir vorstellen. Und was sagst du, Lilith?"
"Ehh, ich bin zum ersten Mal froh, ein Vampir zu sein. Sonst wäre da ein schönes Loch in meinem Kopf. Aber sonst, hm ja, Jeffrey tut mir leid für seine Dummheit.", antworte ich wahrheitsgemäß.
"Wir haben ihn erst drei Jahre. Komisch, dass er dich nicht gebissen hat."
"Offensichtlich bebt der Menschengeruch ab.", überlegt Joshua.
Wir steigen eine Steintreppe hoch und befinden uns in einem weiteren Waldhaus.
"Auf Wiedersehen. Diesmal wird euch ganz sicher niemand überfallen. Und, Lilith, denk über meinen Vorschlag nach.", meint Josephine.
"Auf Wiedersehen.", nicke ich lächelnd.
"Auf Wiedersehen.", lächelt auch Joshua.
Wir öffnen die Tür und gehen in den Wald raus. Die Sonne steht hoch am Himmel und scheint durch die gelben Blätter, die Gefallenen rauschen unter unseren Füßen. Ich bleibe abrupt stehen, weshalb Joshua es ebenfalls tun muss.
"Lilith, stimmt etwas nicht?", fragt er besorgt.
"Nein, nein. Aber... Es ist so ein schöner Tag und ich war tagsüber schon längst nicht mehr draußen. Wenn's dir nichts ausmacht, können wir gehen oder zumindest langsamer laufen?"
Sofort lächelt der Junge wieder.
"Sicher.", erlaubt er warm. "Genieße den Herbst."
"Dankeschön!"
Ich springe beinahe auf vor Freude.

Erst beim Sonnenuntergang erreichen wir die Villa. In der Tür steht Miguel mit vor der Brust verschränkten Armen und sieht uns empört an.
"Ihr wart den ganzen Tag nicht da. Wisst ihr eigentlich, welche Sorgen ich mir um euch gemacht hab?! Ehh... Joshua, ist alles gut mit dir...?"
"Ein bisschen zu viel Sonne.", winkt der Junge ab.
"Tut mir leid, es musste sein.", entschuldige ich mich.
Zu dritt gehen wir ins Haus rein und dann in das Wohnzimmer.
"Hey, erklärt mir, wo ihr wart.", verlangt Miguel.
"Eine lange Geschichte.", meine ich seufzend.
"Wir haben eine Ewigkeit Zeit, du schaffst es schon, alles zu erzählen."
Ich plumpse auf das Sofa, während die Jungs die Vorhänge aufziehen.
"Okay, okay.", gebe ich nach und hebe abwehrend die Hände auf Brusthöhe.

Zu Hause bei den Vampiren 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt