Zu Hause bei den Vampiren 2

Kapitel 40

Heute hatten wir alle sieben gleichzeitig Abendessen. Die anderen meinten, es ist für sie wichtig, falls es zu einer Auseinandersetzung kommt. Ich hoffe, das wird nicht passieren.
Ja, ich hoffe es immer noch, obwohl beide ziemlich angespannte Clans nun vor mir stehen. Also Hauptsache nichts Falsches sagen. Und immer schön loyal bleiben.
Wir befinden uns übrigens in einem großen Raum. Er ähnelt dem von gestern, aber ich weiß, dass es ein anderer ist. Ich stehe wieder auf einer Art Podest, Joshua und Angelika einen Schritt hinter mir. Offensichtlich gelten sie als meine Berater, die den Regeln nach bei mir bleiben sollen. Das freut mich aber. Nein, ehrlich.
Die Villabewohner sind unter den anderen Moons und ich verliere sie ständig aus dem Blick. Beide Clans sind von der Versammlung überhaupt nicht begeistert und das kann man ganz deutlich spüren.
"Gute Nacht, Moonclan und Darkclan. Ich freue mich, euch alle hier zu sehen. Ich rate euch, ein bisschen lockerer zu sein, denn niemand wird den anderen angreifen. Das ist jetzt verboten. Vor allem wenn ich da bin. Wenn ich jedoch von einem Kampf zwischen Angehörigen der Clans erfahre, gibt es schlimme Konsequenzen. Ich hoffe, das haben alle verstanden.
Es gibt auch eine andere neue Regel. Das gegenseitige Territorium darf ab jetzt betretet werden."
Es ertönt ein vielstimmiges empörtes "Was?!". Mit meiner Entscheidung sind sie wohl nicht einverstanden, ach die Armen.
"Gejagt darf da nicht werden, aber es zu betreten, ist nun erlaubt.", fahre ich mit erhobener Stimme fort.
Lasse sie, sich aufregen. Gemeinsames Leid vereint., höre ich Joshua sagen.
Ich habe ihm den Zugang zu meinen Gedanken während der Versammlung erlaubt. Angelika darf mir jedoch nur etwas mitteilen, aber die Gedanken nicht lesen. Ja, soviel zum Thema Vertrauen. Na ja, sie scheint damit zurechtzukommen.
"Ihr müsst miteinander klarkommen, ihr seid nicht so unterschiedlich. Und dass ihr euch verschieden ernährt, ist noch lange kein Grund für die Spaltung. Warum hasst ihr euch gegenseitig so?"
Stille. Hm ja... Wirklich toll.
"Kommt, das war eine Frage, auf die ich Antworten hören will.", füge ich hinzu.
"Wegen den Darks werden wir auffliegen und es wird wie in alten Zeiten.", sagt jemand.
Ja, sie leben noch, sie können alle noch sprechen!
"Die Moons stören uns beim Jagen.", meldet sich ein anderer.
Hm ja... Was für Probleme haben die?!
Kriegst du das hin?, fragt mich Angelika.
Hoffen wir mal.
"Na gut...", flüstere ich nachdenklich. "Also, meine lieben Clans, hört mir mal zu. Ihr steht hier gerade untereinander und streitet nicht, hab ich Recht? Es ist doch nicht so schlimm, dass ihr vielleicht unterschiedliche Interessen habt, ihr müsst deswegen nicht weiter kämpfen. Versucht jetzt miteinander zu reden. Ich glaube, ihr habt mehr Gleiches als Unterschiedliches. Vor allem, da ihr alle Vampire seid."
Immer noch Stille. Dann fängt das Gemurmel an, aber die Clans unterhalten sich immer noch nicht miteinander, sondern nur untereinander.
"Fast geschafft.", lacht Joshua leise.
"Ja, fast.", lacht auch Angelika.
"Na los, Leute!" rufe ich.
Aber es setzt sich immer noch niemand in Bewegung. Ich suche Miguel in der Menge.
Miguel., sage ich ihm in Gedanken.
Er sieht mich überrascht an.
Fang du bitte an., flehe ich ihn an.
Okay., stimmt er zu und seufzt.
Unter leisem, anhaltendem Gemurmel geht der Vampir los und bleibt bei einem jungen Mann in seinem Alter - natürlich vom Aussehen her - stehen.
"Hey, ich bin Miguel."
"Ehm... Hey. Ich heiße Meril."
Wwwwas? Das ist dieser Meril?! Ich würde ihm immer noch gern den Kopf abreißen.
Meine Augen suchen weiter die Menge ab. Da finde ich Maximilian und Diana.
Bitte hilft mir., flehe ich auch sie an.
Diana zwinkert mir zu. Sie nimmt Maximilians Hand, führt ihn zu einem Paar und sie vertiefen sich ziemlich schnell in ein Gespräch. Weitere Vampire aus beiden Clans gehen aufeinander zu und fangen an zu reden. So erwacht die Menge. Endlich! Wurde aber langsam auch Zeit.
"Du hast es ja doch geschafft." lächelt Joshua, als ich zu ihm und Angelika selbstzufrieden zurückblicke.
"So etwas gab es schon seit mindestens einem Jahrhundert nicht.", fügt das Mädchen hinzu.
Aus ihrer gefühllosen Stimme höre ich Verwunderung heraus.
"Tja, ich bin halt gut.", lache ich.
"Das bist du wirklich.", stimmt mir der Junge zufrieden lächelnd zu. "Endlich hat es jemand geschafft, die Gemeinschaften wieder zu vereinen. Endlich gibt es jemanden, der das wirklich will. Ich freue mich, dass du unsere Anführerin bist, Lilith."
"Mich freut auch.", lächelt Angelika.
"Danke euch."
Willst du also eine Zeremonie mit Miguel haben?, fragt mich Joshua plötzlich in Gedanken.
Er klingt sogar ganz schön ernst dabei. Okay...
Als Antwort schließe ich meinen Geist vor den beiden Vampiren ab und lache nur nervös.
Ja, ich will es durchaus.