Nachwort

1K 71 18
                                    

Ich sitze auf dem Bett. Meine ganze Haut kribbelt vor Aufregung, aber ich versuche meine Gefühle zu zügeln. Ich muss nach außen hin ruhig wirken. Außerdem darf ich das Aussehen des Zeichens auf keinen Fall vergessen. Ich hatte es schon mehrfach auf Papier gezeichnet, aber vergaß immer wieder irgendeinen Strich oder Punkt - abgesehen vom letzten Mal.
Die Vampire um mich herum, die irgendwas auf einer mir fremden Sprache, die ich jedoch zu kennen scheine, aber nicht verstehe, murmeln, lenken mich ein bisschen davon ab. Aber die Dunkelheit und der Kerzenschein sind ziemlich angenehm. Und dass Miguel um das Bett geht und wahrscheinlich das Gleiche empfindet wie ich, beruhigt mich ebenfalls. Oben hat er mir noch versichert, dass alles glatt laufen wird und ich mir keine Sorgen zu machen brauche. Aber die Zeremonie ist für mich ein wichtiges Ereignis, weshalb ich einfach nicht ruhig bin. Sie ist sogar wichtiger, als der Clantreff vor zwei Monaten.
Ich blicke kurz hoch und finde Joshua mich anlächeln. Sein Blick schreit fast, dass er gewonnen hat. Dass er die ganze Zeit über schon gewusst hat, dass es soweit kommen wird. Er hat mich seit dem Clantreff immer wieder mal so angegrinst. Deshalb hab ich voll oft das Gefühl, dass er doch noch meine Gedanken lesen kann.
Er senkt mit ernster Miene den Kopf und ich starre wieder vor mich hin und zeichne vor meinem geistlichen Auge das Zeichen der Ewigkeit auf der Vampirsprache.
Da taucht Miguel vor mir auf und ich blicke hoch in seine Augen. Er schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln und ich lächle zurück. Er holt aus seinem Hemdärmel das versteckte Messer, krempelt den Ärmel hoch und schlitzt sich das Handgelenk auf. Er taucht den linken Zeigefinger in das Blut und zeichnet mir damit auf die Stirn das Zeichen von Treue. Dann geht er auf ein Knie, und reicht mir das Messer weiter. Ich halte es mir über das Handgelenk, nicht ganz sicher, ob ich das wirklich tun soll. Miguel nickt mir warm lächelnd zu und das gibt mir Kraft. Ich führe mit dem Messer über meine Haut, tauche den linken Finger in das Blut und zeichne endlich das Zeichen von Ewigkeit auf Miguels Stirn. Dann lege ich das Messer hinter mich auf das Bett. Miguel steht auf, geht im Halbkreis um das Bett und setzt sich genau hinter mich hin. Für eine Weile bleiben wir so bewegungslos sitzen. Ich kann deutlich seine Anwesenheit spüren und das tut wirklich gut. Als ich ein bestimmtes Wort heraushöre, das die Vampire um uns herausbringen, fange ich an mein Zeichen mir mit dem verbliebenen Blut auf den Handrücken zu zeichnen. Und Miguel müsste im Moment das Gleiche tun.
Plötzlich erlöschen alle Kerzen. Auf diese Situation war ich nicht vorbereitet, mir wurde nichts davon erzählt.
Ich spüre, wie ich durch Miguel plötzlich auf dem Bett liege. Irgendwie hatte er mich umgedreht und runtergedrückt und ich hab es nicht einmal mitbekommen. Im nächsten Augendblick befinden sich seine Lippen auf meinen und es wird sogar noch etwas intimer. Ich bin der Situation wirklich dankbar, dass alles in undurchdringlicher - fast magischer - Dunkelheit passiert. Der Schwur wird weitergesprochen, doch es lenkt mich jetzt kein bisschen ab.
Ich liebe dich., sagt mir Miguel in Gedanken, als er sich zurückzieht.
Ich dich auch., erwiedere ich und setzte mich geräuschlos zurück auf mein Platz, richte meine einfache Frisur zurecht.
Da brennen auch schon die Kerzen wieder. Es ist für mich immer noch ein Geheimnis, wie das funktioniert. Es hatte nicht mal einer versucht, das zu erklären, immer wurde ich bei der Frage ignoriert.
Das Messer befindet sich in Miguels Händen, als er um das Bett zu mir geht. Wieder geht er auf ein Knie, wobei die Vampire im Kreis verstummen. Zuerst küsst er das kalte Metall, dann hält er es mir vor, ich beuge mich vor und küsse es ebenfalls. Miguel legt das Messer achtlos neben mich auf das Bett, steht auf und schon befinde ich mich auf seinen Armen und er trägt mich aus dem Raum.
Im Nebenzimmer lässt er mich auf ein anderes Bett nieder und setzt sich neben mich.
- Und jetzt, meine liebste Lebensgefährtin... - fängt er grinsend an und ich muss kichern. - Was wollen wir jetzt machen?
- Ich weiß nicht, mein liebster Lebensgefährte. - entgegne ich und mache ein Gesicht, als ob ich überlegen würde.
Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und küsst mich hitzig.
- Viel Glück euch! - hören wir auf einmal Joshua aus dem anderen Raum rufen und lachen auf.
- Hau ab! - ruft Miguel grinsend zurück und wir lachen weiter.
- Meinst du, er steht immer noch vor der Tür? - flüstere ich dann mit theatralischer Stimme.
- Keine Ahnung. - stimmt Miguel leise in das Spiel ein und lauscht.
- Ich gehe ja schon. - lacht Joshua hinter der Tür und wir hören wirklich, wie er sich entfernt.
- Na dann... - grinst mich Miguel wieder an. - Lass uns fortfahren.
Seine Lippen berühren erneut die Meinen und ich bin überglücklich, in diesem Haus aufgetaucht zu sein.

ENDE

- - - - - - - - - - -
Ein großes Danke an alle, die meine Geschichte gelesen haben. Ich hab euch ganz lieb und hoffe, ihr hattet Spaß. <3 <3 <3
Eure Once

Und PS: Es gibt einen dritten Teil ;)

Zu Hause bei den Vampiren 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt