"Lilith, bereite dich ernsthaft vor. Ich werde jetzt gewaltsam in deinen Kopf eindringen. Es wird wehtun.", warnt mich Joshua mit finsterem Gesicht.
"Du bist schon einmal gewaltsam in meinen Kopf eingedrungen.", entgegne ich schnaubend.
"Das wird etwas anderes sein. Ich werde deinen Schutz so zu sagen zerschlagen, mich da durch zwingen."
Ich fange an zu zweifeln. Das hört sich nach starken Schmerzen an. Ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt wirklich Schmerzen spüren will. Besser gesagt bin ich mir sicher, dass ich das auf jeden Fall nicht will.
"Joshua, ich glaube nicht, dass du das wirklich durchziehen sollst.", mischt sich Miguel ein.
"Dann glaubst du an etwas Falsches.", widerspricht der Junge kalt, aber ich höre sein Bedauern heraus.
"Muss ich dann den Schutz neu aufbauen?", frage ich nach.
"Nein. Das war förmlich gemeint mit dem Zerschlagen.", schüttelt er den Kopf. "Bist du bereit?"
"Nicht wirklich...", zögere ich.
"Lass es uns versuchen."
Ich schließe die Augen und atme kurz durch. Keine Angst zeigen... Dann öffne ich wieder die Augen, als mir eine Frage einfällt.
"Muss ich dich durchlassen oder verdrängen?"
"Du musst die Schmerzen durchhalten, mehr nicht."
Aaha. Ich atme noch einmal durch.
"Okay, jetzt bin ich wirklich bereit.", künde ich an.
Joshua nickt.
"Tut mir leid, dass du das durchmachen musst.", sagt er leise mit geschlossenen Augen.
"Ich hab mich selbst dafür entschieden. Fang endlich an."
Er guckt mich an und lächelt schwach. Und dann fängt es an. Vom einen zum anderen Augenblick dröhnt mein Kopf heftig. Diesmal fangen die Schmerzen ohne Vorwarnung und ohne Steigerung an. Sie sind einfach da, als das Dröhnen aufhört. Hah, diesmal wird mein Kopf bestimmt zerplatzen.
Ruckartig werden die Schmerzen stärker, der Druck in den Ohren setzt an. Ich drücke Meine Hände gegen den Kopf und klappe nach vorn. Aaa, wie das wehtut!
Ich beiße die Zähne zusammen und setze mich wieder auf. Ich kann kurz die Augen öffnen und sehe, welche Anstrengung diese Sache Joshua kostet. Wie er mich, etwas nach vorne geneigt, durch enge Schlitzen anstarrt. Ich kneife die Augen wieder zu, denn der Schmerz wird noch stärker.
"Aaaah!", schreie ich und klappe kurz zusammen.
Beim nächsten Aufsehen kriege ich mit, wie Miguel schon auf einem Knie steht, bereit, jeden Moment loszurennen.
"Nein, Miguel.", verbietet Joshua es dem Vampir.
Und wieder muss ich vor Schmerz aufschreien. Nein, mein Kopf wird ganz ehrlich platzen. Zu viel Druck. Es ist unerträglich... Schlimmer, als beim letzten Mal. Komischer Weise tanzen noch keine schwarzen Punkte vor meinen Augen. Ach ja, die hab ich ja zugekniffen.
In Miguels Richtung tut sich etwas.
"Miguel... Nein... Ich schaff das...", bringe ich mit Mühe zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus.
Nun berührt meine Stirn schon den Boden. Meine Arme haben fast keine Kraft mehr, zuzudrücken. Ich halt das nicht mehr aus!
RAUS!!!, brülle ich in Gedanken.
Ich sammle meine Kraft und schicke sie zum Gegenangriff. Eine Energiewelle entsteht.
"Waah!", höre ich Joshua aufschreien.
Und dann legt sich Ruhe über mich. Kein Dröhnen, kein Druck, kein Schmerz. Ich nehme die Arme langsam und vorsichtig runter. Stille. Ängstlich öffne ich die Augen. Mit vor Schreck aufgerissenen Augen starrt mich Joshua ununterbrochen an, die Arme hängen schlaff runter. Miguel blickt mit gleichem Blick zwischen mir und dem Jungen hin und her, immer noch auf einem Knie stehend. Nun plumpst er auf den Boden und starrt mit unveränderter Miene vor sich hin.
"Was... war das?", fragt er entsetzt.
"Lilith...?", setzt Joshua an, spricht aber nicht zu Ende.
"Ich...", fange ich an. "Ich- Ich- Iiiich... konnte es nicht mehr ertragen."
Meine Hände fangen an zu zittern. In den Augen bilden sich Tränen, welche meine Wangen langsam runterlaufen, während ich verständnislos auf den Boden starre. Was hab ich getan? Was war das? Und woher kam die ganze Kraft? Ich wollte doch nur, dass alles aufhört.
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Zu Hause bei den Vampiren 2
VampirosDie Geschichte von der Halbvampirin Lilith geht weiter. Neue Wahrheiten kommen heraus und neue Schwierigkeien erwarten sie.