"Na gut, Jeffrey, du hast recht. Ich brauch Ratschläge von der neutralen Seite. Ich bin so verzweifelt, ich weiß einfach nicht, was ich tun soll!", jammere ich den Vampir voll.
"Geh die Sache mit Geduld an.", rät er mir. "Wir sind keine Menschen, Zeit kostet uns nichts."
"Ich bin ein Halbblut.", bemerke ich.
"Denkst du, es ändert was?", lacht er.
Jeffrey geht los und ich folge ihm einfach.
"Wenn du es so sagst, dann wahrscheinlich nicht. Und jetzt komm bitte auf mein Jahrhundert hoch und rate mir was Richtiges.", bitte ich frech.
"Dein Selbstvertrauen ist bewundernswert! Aber okay. Hör mal zu, du machst das: Zuerst versammelt du die Moons, stellst dich vor und so. Sagst ihnen, dass du sie mit den Darks vereinen willst, und hörst, was sie dazu meinen. Das Gleiche führst du mit den Darks durch. Und dann machst du eine gemeinsame Versammlung. Gute Idee?"
"Hm jaa.", nicke ich zögerlich.
Jeffrey bleibt stehen und seine Augen weiten sich überrascht.
"Ha! Sieh mal, wo wir angekommen sind!"
Ich sehe hoch und wundere mich selbst. Wir stehen vor meinem Haus! Im zweiten Stockwerk dieses alten vierstöckigen Hauses hab ich vor einem halben Jahr noch gelebt, mit meinem Vater.
"In diesem schönen Moment verlasse ich dich.", meint Jeffrey plötzlich ausweichend.
"Warte!", rufe ich. "Zwei Fragen. Kannst du meine Gedanken lesen?"
Darauf lächelt der Vampir breit.
"Ich bin nicht älter als Joshua, nein."
"Okay. Und zweitens. Warum hilfst du mir? Der Rat steht doch auf niemandes Seite."
"Stehst du denn auf einer Seite, Lilith, Anführerin der Moons und der Darks?"
Nun lächle ich auch. Er hat wieder recht.
Seine Gestalt löst sich in Luft auf. Hach, er erinnert mich an diesen Kater aus Alice in Wonderland. Auf einmal da und im nächsten Moment schon weg.
Meine Aufmerksamkeit gewinnt wieder das Haus. Ich will meinen Vater sehen... Aber nachts... Ich weiß nicht recht.
Da sehe ich in einem Fenster Licht angehen. Hä? Okay. Das soll wohl ein Zeichen sein. Ich gehe an die Tür ran und drücke auf meinen Nachnamen. Eine Sekunde vergeht, zwei, drei, vier, fünf. Es war wohl doch kein Zeichen. Ich drehe mich zum Gehen um und da ertönt das Geräusch, dass die Tür aufgemacht wird. Überrascht drücke ich auf die Tür mit dem Rücken und trete ins Treppenhaus. Ein Augenblick und ich bin in meinem Stockwerk und blicke auf die offene Tür. Gehe rein. Im Flur empfängt mich mein müder, aber sehr verwunderter Vater.
"Papa!"
Ich falle ihm um den Hals, er umarmt mich und lacht.
"Lili! Ich wusste, dass du irgendwann mal zurückkommst."
Apropos, ich habe vergessen, zu erwähnen, dass, als Christopher meinen Vater besucht hat, er netterweise meine Sachen mitgebracht hat.
"Ich hab dich so sehr vermisst, Papa! Aber..."
Er lässt mich los und sieht mich prüfend an.
"Ich werde heute noch gehen.", beende ich meinen Satz.
"Was?! Du verschwindest eines Nacht, fast ein halbes Jahr ist von dir nicht zu hören und jetzt kommst du für eine Minute zurück?!"
"Papa, ich kann nicht bleiben. Ich will, aber ich kann nicht. Ich... bin jetzt... Anführerin zweier Vampirclans. Tut mir leid..."
Ich umarme meinen bestürzten Vater.
"Lilith...", sagt er leise, als ich ihn loslasse und mich umdrehe. "Lebe wohl."
Mit über die Wangen kullernden Tränen laufe ich die Treppe runter nach draußen. Ich würde jetzt so gern bei ihm bleiben und alles vergessen lassen.
Doch irgendwas lenkt mich von meinen traurigen Gedanken ab. Mein Unterbewusstsein versucht, mir etwas zu sagen. Also bleibe ich stehen und horche. Falscher Wind zieht durch meine Haare. Da läuft grad was schief...
"Du wirst nie unsere Anführerin sein!", brüllt jemand aus vollem Munde.
"Erstarr!", höre ich im nächsten Moment Joshua schreien.
Ein wütendes Gesicht erscheint plötzlich vor mir. Einen Millimeter vor meiner Kehle befinden sich die Krallen dieses Vampirs. Schockiert trete ich zwei Schritte zurück. Ich brauche ein paar Sekunden, um alles zu begreifen. Ich spiele alles in meinem Kopf nochmal ab. Ein Dark hat mich gerade angegriffen und Joshua hat ihn abgehalten, so war es doch? Okayyyy...
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Zu Hause bei den Vampiren 2
VampirgeschichtenDie Geschichte von der Halbvampirin Lilith geht weiter. Neue Wahrheiten kommen heraus und neue Schwierigkeien erwarten sie.