Kapitel 23

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Miguel zieht die Hände an die Brust und kommt gleichzeitig auf mich zu. Dann schnellt sein rechter Arm auf mich zu, doch ich trete schnell zurück. Ich bin ihm ausgewichen!
"Halt!", ruft Joshua.
Wir beide halten sofort inne und drehen uns zu ihm um.
"Lilith, was hast du bemerkt?"
"Miguel hat die Hände auf Brusthöhe gebracht.", rate ich ahnungslos und lächle nervös.
Joshua seufzt.
"Miguel, zeige ihr, wie du von dieser Stellung aus noch angreifen kannst."
Aha, falsch geraten.
Der Vampir zeigt noch weitere zehn Angriffe. Fünf davon sind Täuschungen, die in eine andere Bewegung übergehen.
"Hattest du auf seine Augen geachtet?", fragt mich Joshua.
Auf seine Augen?
Ich schüttle den Kopf.
"Dann tu das jetzt."
Der Junge gibt Miguel ein Handzeichen und dieser wiederholt alles gemachte, aber mit größeren Pausen zwischen jedem Schlag.
"Die Angriffe spiegeln sich in seinen Augen wieder.", stelle ich überrascht fest.
Zufrieden lächelnd nickt Joshua.
Yeah, ich bin gut.
"Deine Angriffe sehe ich aber komischer Weise nicht in deinen Augen.", erwidert Miguel verwirrt.
"Das liegt an Liliths ausgezeichnetem Schutz.", entgegnet Joshua.
"Da hat sie aber einen Vorteil beim Kampf mit Alexandra.", grinst Miguel.
"Einen?", wundert sich Joshua ebenfalls grinsend.
"Könnt ihr aufhören, so zu reden, als ob ich nicht da wäre?", verlange ich.
Beide Vampire geben komische Geräusche von sich, als sie das Lachen zurückhalten. Was ist so witzig?
"Da du jetzt das Geheimnis kennst, willst du noch einmal kämpfen?", fragt mich der Vampirjunge.
"Neein.", schüttle ich den Kopf.
"Musst du aber.", lächelt er.
Oh Mann, diese Witzbolde, heute wohl gut drauf, was.
"Warum fragst du dann überhaupt?", seufze ich unzufrieden.
"Es könnte sein, du magst das Kämpfen."
"Mehr als alles andere in meinem Leben.", ironisiere ich und verdrehe die Augen.
Beide Vampire grinsen breit.
Ja, ja, es ist ja so witzig!
"Gut, Spaß beiseite.", wird Joshua ernst.
Endlich!!
"Bereit?", meint Miguel plötzlich. "Los geht's!"

Ich liege auf den Rücken auf dem Boden. Miguel steht über mir und hält seine Krallen an meinen Hals gerichtet. Das hätte für mich böse enden können. So ein Glück, dass der Vampir nicht mein Feind ist.
"Wir treiben es diesmal weiter.", kündet er an. "Was willst du jetzt tun?"
Gut, dass er das sagt. Ich dachte schon, ich werde wieder verlieren.
"Jetzt bin ich dran.", lächle ich.
Kaum sein verständnisloser Blick ansetzt, suche ich mir den Weg in seinen Geist und es dauert nur eine Sekunde, bis ich die Kontrolle über seinen Körper übernehme. Nun blickt der Vampir ausdruckslos auf mich herunter.
"Lass die Krallen von mir.", befehle ich ihm gefühllos.
Er tut es. Ich richte mich ruhig auf.
"Lass sie verschwinden.", sage ich ihm weiter vor, was er zu tun hat.
Wieder befolgt Miguel meine Aufforderung. Ich gehe um ihn herum, greife mit dem linken Arm um seinen Hals und drücke die Nägel meiner rechten Hand unter sein Kinn an den Hals. Dann ziehe ich mich aus seinem Geist zurück. Mit riesigen Augen und rasendem Puls gewinnt er wieder die Kontrolle über seinen Körper.
"Gewonnen.", flüstere ich verführerisch in sein Ohr.
Endlich wandert mein Blick auch auf Joshua. Er betrachtet die Situation mit beinahe offenem Mund. Wahrscheinlich vor Begeisterung.
"Wie hast du das geschafft?", ertönt Miguels verwirrte Stimme.
"Einen Vampir sollte man nie unterschätzen. Das waren doch eure Worte, wenn ich mich recht erinnere.", lächle ich breit und selbstzufrieden.
"Vor allem dich. Das wurde mir schon in der ersten Nacht klar.", staunt Joshua noch immer und kommt auf uns zu.
Tja, ich bin halt doch schlauer als ich zu sein scheine. Oh ja, endlich konnte ich sie dissen!
Ich befreie Miguel aus meiner 'schönen Umarmung' und er reibt sich den Hals.
"So kannst du jemanden wirklich umbringen."
"Ist wohl auch der Zweck der Übung.", zucke ich sorgenlos die Schultern und wende mich dann an Joshua. "Na ja, okay, was war diesmal falsch?"
"Beim nächsten Mal zögerst du lieber nicht bis du auf dem Boden liegst. Alexandra und Josephine sind nicht Miguel und es wird auch kein Training sein. Sie können dich umbringen, ehe du es in ihren Geist schaffst. Außerdem könnten sie sich von deiner Kontrolle befreien.", erzählt er.
"Ja, da wird es ernst sein.", nicke ich zustimmend.
"Gut, dass du das weißt und akzeptierst. Komm, wir kämpfen nochmal.", winkt Miguel mir zu.
"Wie lang denn noch?", stöhne ich.
Ich bin satt von dem ganzen Kämpfen.
"Die ganze Nacht durch.", antwortet Joshua enthusiastisch.

Zu Hause bei den Vampiren 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt