Kapitel 2

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Vor mir stand ein Junge mit dunkelblonden Locken der einen ziemlich verwirrten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. "Das ist eigentlich mein Platz auf dem du dir es gerade bequem gemacht hast.", sagte er und schaute mich erwartend an. Erwartete dieser Junge tatsächlich jetzt von mir, dass ich mich jetzt erhebe und mich auf den einzigen freihen Platz setze, der sich natürlich ganz vorne befindet? Wohl kaum. Ich deutete mit einem Nicken auf den Platz ganz vorne. "Dort ist auch noch ein Platz. Süßer, es wird dich schon nicht umbringen deinen Arsch wo anders zu parken.", maulte ich ihn an. Hallo unverschämtes Ich! Willkommen zurück. Der Lockenjunge schaute mich fassungslos an und öffnete seinen Mund, den er kurz darauf wieder schloss weil ihm anscheinend kein passendes Argument einfiel. Ich stützte mein Kopf auf meinem Arm ab und schaute ihn abwartend an. Er schüttelte nur kurz den Kopf bevor er sich nach vorne begab.  Meine neu erlangte Unverschämtheit hatte sich in der ersten Reihe wohl rumgesprochen, denn auf einmal drehten sich alle Köpfe synchron zu mir um. Leicht angenervt winkte ich ihnen. Idioten, dachte ich.

Das Mädchen neben mir drehte sich zu mir um. "Schlechten Tag?", fragte sie. Ich schaute sie an. Sie hatte braune halblange Haare und braune Augen und ein freundliches Lächeln, doch ich war mir nicht unbedingt sicher ob ihre Freundlichkeit nach meiner Aktion gegenüber mir ernst gemeint war.

Ich zuckte leicht mit den Schultern. "Nur etwas gestresst um ehrlich zu sein ...", antwortete ich ihr leise. Und schon war ich wieder unglaublich schüchtern. Mir tat es sogar Leid den Jungen mit den Locken so dumm angeredet zu haben. "Ich bin Allison." Sie lächelte mich freundlich an, und dieses Mal war ich mir ziemlich sicher, dass es ernst gemeint war. "Mable, freut mich." Ich versuchte zu lächeln doch es sah eher einer ziemlich dummen Grimasse ähnlich. Sie rückte ein Stück näher zu mir. "Der Junge den du gerade verscheucht hast", sie deutete auf den Junge mit den Locken, "heißt Isaac." Ich sah sie peinlich berührt an. "Das war nicht unbedingt mein stärkster Auftritt." Sie kicherte leicht. "Mach dir nichts draus, er überlebt's schon." Ich zuckte mit den Schultern. Trotzdem kann sie meine Schuldgefühle nicht von mir nehmen.

"Wenn du willst kannst du dich in der Mittagspause zu uns setzen, Stiles hat uns von dir erzählt." Ich lächelte. Die Idee war nett doch irgendwie hatte ich das Bedürfnis die Pause lieber alleine zu verbringen. "Danke, das ist wirklich nett von dir aber ich verbringe die Pause lieber allein.", antwortete ich und setzte ein dankendes Lächeln auf. Sie wirkte enttäuscht. "Ach komm schon, so schlimm wird's schon nicht.", versuchte sie mich zu überreden. Ich öffnete den Mund um ihr zu antworten doch sie unterbroch mich: " Du musst doch auch ein paar Leute kennen lernen, du kannst doch die Highschool nur mit drei Bekannten durchstehen, und einer davon ist nicht unbedingt ein Freund von dir." Das Argument erschien mir ziemlich einleuchtend. "Wenn du meinst, aber ich hab das großartige Talent Leute dazu zubringen mich seltsam zu finden.", gab ich kleinlaut zu. Sie lächelte mir nur aufrichtig an. "Wird schon werden." Und in diesem Moment kam meine Englischlehrerin und begann mit dem Unterricht.

Ich lief mit Allison Richtung Cafeteria. Dieses Mädchen, das ich wohl gemerkt erst seit 45 Minuten kannte, hatte es tatsächlich geschafft mich dazu zubringen meine Mittagspause mit Fremden zu verbringen. Ich schüttelte leicht den Kopf. Dies ist wohl das erste und das letzte Mal das irgendjemand von ihnen jemals noch ein Wort mit mir sprach.

Die Cafeteria war schon reichlich besetzt. Ich und Allison nahmen uns ein Tablett und holten uns was zu essen. Mit ihrem Ellenbogen zeigte sie auf einen Tisch, der sich rechts an einem Fenster befand, an dem sich schon 5 Leute gesetzt haben. Je näher wir ihnen kamen fühlte ich mich mehr und mehr unwohl. Als wir endlich am Tisch angekommen waren fing Allison an zu sprechen: "Leute, das ist Mable." Alle drehten sich zu mir um, und unter ihnen war eine Person mit der ich vorhin schon das Vergnügen hatte. Und derjenige war kein geringerer als der Junge mit den Locken, der den Namen Isaac trug.

The Night With The Thousand EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt