Kapitel 31

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Auf meinem Gesicht machte sich ein großes Lächeln breit. Und auf einmal schien die Sonne und erwärmte meinen ganzen Körper. Sie tauchte das Herbstlaub in einen wunderschönen Glanz. Isaac’s dunkelblonde Locken leuchteten in einer wunderschönen Farbe. In diesem Moment schien alles wieder in Ordnung zu sein. So als wäre die ganze Sache nicht passiert, als hätten sich alle Gemüter beruhigt. Isaac trat hinter dem Baum hervor und winkte mir. Ich konnte das große Grinsen auf seinem Gesicht erkennen. Ich lachte leicht und lief gemächlich zu ihm herüber. Derek, Peter und Allison waren nirgends zu sehen aber das interessierte mich gerade am Wenigsten. Isaac leuchtete richtig in den Sonnenstrahlen. Die letzten paar Meter rannte ich und sprang ihm in die Arme. Er war so überrascht, dass er mich nicht halten konnte. Wir beide fielen lachend in einen Laubhaufen.
 Ich bemerkte wie ich auf Isaac gelandet war. Lachen rollte ich mich von ihm runter. „Ich hätte niemals gedacht, dass wir beide uns tatsächlich mal so begrüßen werden.“, sagte er lächelnd und schaute mich an. Ich erwiderte das Lächeln. „Du glaubst gar nicht wie lang die Liste, der Dinge wo ich gedacht habe die ich nie machen werde, seit dem ich hier bin ist.“, antwortete ich ihm lachend. Er lachte ebenfalls. Er stützte seinen Kopf auf seiner Handfläche ab und schaute mich an. „Weißt du, diese ganze Sache erscheint mir manchmal ziemlich surreal.“, erklärte ich ihm und erwiderte seinen Blick. „Manchmal sind die Sachen die am Unrealistischen wirken, nur ein Zeichen auf das was passieren wird. Man muss nur die Sicht der Dinge verändern.“, entgegnete er. Ich lächelte leicht. „Seit wann bist du so ein Prediger?“ Er zuckte lachend mit den Schultern. „Du bist diejenige die sich in seinem Kopf ausmalt wie ich bin. Du bist diejenige die sich meine Dialoge ausdenkt.“ Ich runzelte die Stirn leicht. „Was meinst du damit? Ich kontrolliere dich nicht, Isaac.“ Er lächelte mich sanft an. „Das ist dir nur noch nicht bewusst. Du hast absolut keine Ahnung in was für einer wirren Situation du dich befindest.“, erklärte er mir. Ich setzte mich auf und schaute ihn an. „Wirre Situation? Isaac … du verwirrst mich.“ Er schüttelte leicht den Kopf. „Im Grunde verwirrst du dich selbst, wir befinden uns nämlich gerade in deinem Kopf.“ Ich öffnete den Mund leicht, doch mir fiel kein passendes Argument darauf ein. Isaac tippte mir sanft an die Stirn. „Das hier, das ganze was du in den letzten 3 Monaten erlebt hast … du warst niemals dabei.“, sagte er leise und schaute mich dabei an. Seine Locken hingen ihm im Gesicht herum. Ich schaute ihn geschockt an. „Ich .. war nicht dabei? Du meinst, dass das hier alles meine …. Phantasie ist?“, fragte ich ihn mit erstickter Stimme. Er nickte kaum merkbar. 
Eine einzelne Träne bahnte sich den Weg auf meinem Gesicht bergab. „Und was machen wir jetzt?“ Ich schaute Isaac traurig an. Er lächelte mich an. „Wir werden uns bald wieder sehen, sehr bald sogar.“ Dann nahm er meine Hand und legte einen Zettel hinein. „Öffne es wenn du bereit dafür bist.“
Und dann verschwamm Isaac vor meinen Augen. Der lichtgetränkte Wald verschwamm ebenfalls. Ich schrie um mich. Ich wollte nicht gehen. Nicht jetzt wo ich schon so viel erreicht hatte. Ich wollte es zu einem Ende bringen. Doch das wurde mir anscheinend nicht gegönnt.

Ich öffnete meine Augen. Ich befand mich in meinem Zimmer. Mein Kopf lag auf meinem weichen Kopfkissen. Meine grünen Vorhänge waren zugezogen, so das kein Licht herein kam. Ich bewegte mich nicht. Ich fühlte mich komisch, doch ich konnte nicht erklären um was es sich handelte. Schließendlich raffte ich mich auf und setzte mich in meinem Bett. An meiner Tür hingen zahlreiche Bilder von mir und meinen Freunden; wir lachten alle, doch irgendwie erschienen diese Bilder mir falsch. Irgendwas störte mich und irgendwie hatte ich eine plötzliche Abneigung gegen die Personen auf den Fotos. Auf meinem Regal stand eine kleine silberne Trophäe mit der Aufschrift Nationale Leichtathletik Meisterschaft 2007, Mable Archer, 2. Platz. Ich seufzte leicht. Ich hatte das Gefühl, dass ich irgendwas vergessen hatte was wichtig war. Irgendwas wollte mir mein Unterbewusstsein mitteilen, doch es konnte die Puzzleteile nicht zusammen setzten. Einzelne Bilder erschienen vor meinem inneren Auge; eine Highschool, ein Wald, eine Bank und dann war da noch ein Junge mit dunkelblonden Locken der mir unglaublich bekannt vor kam.
Ich streckte mich. Es war ein Montag und es war 6:36 Uhr und ich musste nicht in die Schule. Ich bemerkte einen komischen Gegenstand in meiner Hand und je näher ich ihn betrachtete wurde mir bewusst, dass es sich um einen zusammen geknüllten Zettel handelte. Und dann kam alles wieder hoch; ich war Mable Archer, der Mensch, der gerade einen Traum hatte der so real gewirkt hatte, dass man meinen könnte das er tatsächlich real war. Und in diesem Moment hörte ich eine sanfte Stimme in meinem Kopf sagen: „Manchmal sind die Sachen die am Unrealistischen wirken, nur ein Zeichen auf das was passieren wird. Man muss nur die Sicht der Dinge verändern.“
In diesem Moment sprang ich von meinem Bett und durchwühlte meinen Schreibtisch nach irgendwelchen Anhaltspunkten über die merkwürdige Stadt Beacon Hills und einem Lockenkopf namens Isaac Lahey.

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Tötet mich nicht.

The Night With The Thousand EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt