Kapitel 15

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"Und wie genau bringen wir Allison dazu, uns zu verraten wo die anderen sind?", fragte Lydia, die immer noch in die Decke eingehüllt war. Ich seufzte und zuckte ratlos mit den Schultern.
"Ich denke nicht, dass sie uns das alles einfach mal so beim Kaffee trinken erzählen wird.", antwortete ich. Lydia nickte leicht. "Allerdings wird sie uns alles verraten wenn wir sie .. verschrecken." Lydia schaute mich mit großen Augen und auf ihrem Gesicht bildete sich ein kleines Lächeln. Ich sah sie überrascht an. "Du willst ihr Angst machen?" Ich schaute sie ungläubig an. Sie nickte erneut.
Ich lehnte mich gegen den Tresen. "Das Mädchen hat einen Bogen und eine Armbrust, ich glaube nicht das die sich Angst machen lässt. Vorallem weil wir sie in der Schule nicht abfangen können." Lydia verschränkte die Arme und überlegte. "Wir müssen sie bedrohen, wir dürfen sie nicht verletzen aber sie muss sich bedroht und beobachtet fühlen. Vielleicht sollten wir ein kleines bisschen mit ihrer Psyche spielen, ein wenig Paranoia wird ihr nicht schaden.", sagte sie ganz neutral als wäre das für sie ein alltäglicher Eingriff. Ich lachte leicht. Eher vor Schock das ich anscheinend ein unglaublich kluges Mädchen vor mir hatte, das sie gerade als Teilzeit-Psychopath geäußert hat, jedenfalls in gewisser Weise. "Aber wer ist so furchteinflössend, dass Allison so reagieren wird?", fragte ich nachdenklich.
"Vielleicht kommt es nicht darauf an ob er furchteinflössend ist, sondern eher an welchen Ereignissen er erscheint und was er einem ins Ohr flüstert ... oder wie er aussieht.", gab Lydia leise zurück. Ihr Gesicht war bleich, anscheinend hatte sie jemand ganz bestimmten in Gedanken.
"Ich kenne keinen derartigen Menschen der mit seiner alleinigen Präsenz an bestimmten Ereignissen, andere Leute traumatisieren kann.", murmelte ich. Lydia antwortete nicht, sie starrte die ganze Zeit mit leeren Blick auf ihre Schuhe. "Lydia?",flüsterte ich. Sie schreckte auf und sah mich mit Tränen in den Augen an. "Peter.", keuchte sie

Lydia zog mich hinter sich her und drehte sich die ganze Zeit um, als würde sie sicher gehen wollen, dass auch niemand uns beobachtet. Sie blieb vor meiner Zimmertür stehen und zog mich hinein. Zuerst wunderte ich mich woher sie wusste hinter welcher Tür mein Zimmer lag, doch dann errinerte ich mich wieder an das große Pappschild mit meinem Namen das ich in der 4. Klasse dort hin gehangen und seitdem nicht mehr nicht mehr abgenommen hatte.
Sie schloss die Tür und drehte den Schlüssel um. Also wenn jetzt nicht die Story des Jahrtausends kommt, dann bin ich aber enttäuscht.
Sie setzte sich auf meinen Sitzsack und überschlug ihre Beine, dann faltete sie die Hände in ihrem Schoß und schaute mich an. Ich setzte sich unsicher auf meine Fensterbank und warf ihr einen fragenden Blick zu. "Mich besucht dieser Mann.", fing sie an. Sie holte Luft. "Ich weiß nicht was er möchte, ich weiß nicht woher er kommt. Er taucht immer nur plötzlich auf, sein Gesicht ist manchmal mit Brandnarben übersäht, teilweise nicht. Ich bin mir nicht sicher ob er real ist, doch andererseits kann ich mir sowas doch nicht einbilden.", erklärte sie mit zittriger Stimme.
Also wenn du mich fragst, hört sich das alles ziemlich nach A Nightmare on Elm Street an. Ich verwarf diesen Gedanken sofort, denn sie wirkte ziemlich ernst und sie sah auch nicht wirklich danach aus als hätte sie Tage lang nicht geschlafen. "Ich weiß das er Peter heißt ... und ich soll alles tun um was er bittet." Sie schluchzte erneut. "Er lässt mich nicht in Ruhe."
Ich warf ihr einen besorgten Blick zu. Um ehrlich zu sein wusste ich nämlich nicht ob dieser Peter real war oder ob er nur ein Produkt von Lydia's Fantasie war doch jetzt gerade musste ich ihr vertrauen. "Und wo findet man diesen ... diesen Peter?", wollte ich von ihr wissen.
Sie blickte mich mit trüben Augen an. "Man findet ihn nicht, er findet dich."

The Night With The Thousand EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt