Kapitel 33

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Mein Blick war starr auf die Wand gerichtet. Ich saß im Wohnzimmer auf dem Sessel, meine Beine waren überschlagen. Ich verstand es nicht, ich verstand es einfach nicht. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich an was erinnern muss, an irgendwas Wichtiges. Doch mein Verstand streikte, ich wusste nicht was mit mir passierte. Ich schrieb Briefe an Leute, an die ich mich nicht erinnern kann. Ich wache mit einem ominösen Zettel in meiner Hand auf und zu guter Letzt sehe ich dauernd einen Jungen mit Locken vor mir, der den Namen Isaac trägt. Ich war kurz davor einem mentalen Zusammenbruch zu erleiden. Vielleicht war ich verrückt geworden? Vielleicht hatte ich meinen Verstand verloren? Aber vielleicht machte das Ganze Sinn und ich verstand es nicht? Ich seufzte. Ich musste eine Entscheidung treffen. Wollte ich nach Beacon Hills um zu sehen mit was es sich auf sich hat oder wollte ich daheim bleiben und die ganze Sache ruhen lassen? Ich senkte leicht den Kopf wobei mir meine Haare leicht ins Gesicht rutschten. Mir fiel ein brauner Fleck auf dem Flokati Teppich meiner Mutter auf. Verwundert stand ich auf und betrachtete den Fleck aus der Nähe. Es sah nach Kaffee aus, doch ich konnte mich nicht daran erinnern, dass dieser Fleck gestern da war. Ich schüttelte leicht den Kopf. Ich weigerte mich die anderen Briefe zu lesen, irgendwas in mir sträubte sich gegen diese Briefe und meistens hatte mein Bauchgefühl recht. Ich hörte Schritt die die Treppe runter kamen. Ich hob meinen Kopf um zu sehen wer um diese Uhrzeit nach unten kam. Meine Mutter betrat in ihrem Morgenmantel das Wohnzimmer und schaute mich verdutzt an. „Mable? Was machst du um diese Uhrzeit hier unten?“, fragte sie schläfrig und gähnte. Ich antwortete nicht, denn um ehrlich zu sein hatte ich keine Antwort.

Meine Mutter kniete sich zu mir hin. „Maus, ist alles in Ordnung mit dir?“ Sie strich mir über meine Haare die unter der Kapuze hervor lugten.

Ich seufzte und schaute sie an. „Mama? Kennst du eine Stadt namens Beacon Hills?“ Sie schaute mich verwirrt an, schüttelte dann aber den Kopf. „Mable, was ist passiert?“, fragte sie mich. Meine Mutter hatte immer den richtigen Riecher bei sowas. Immer wenn irgendwas los war, war sie die erste die davon erfuhr. Ich holte tief Luft und antwortete ihr: „Ich hatte einen Traum, einen realistischen Traum. Und in diesem Traum kamen seltsame Dinge vor und alles deutet darauf hin, dass ich nicht geträumt habe aber wiederum habe ich geträumt … und … und das macht alles keinen Sinn. Ich bin verwirrt doch zugleich habe ich das Gefühl, dass ich etwas übersehe … doch ich weiß nicht was.“ Ich sah sie verzweifelt an. Auf ihrer Stirn bildeten sich kleine Falten, so als würde sie überlegen. „Ich bilde mir das nicht ein, Mum.“ Sie lächelte sanft. „Ich glaube dir, doch ich weiß nicht wie ich dir helfen kann.“ Ich seufzte. „Ich weiß noch nicht mal wie ich mir selbst helfen kann und das, denke ich, ist das Problem.“ Ich biss mir auf meine Unterlippe und schaute nachdenklich auf den Kaffeefleck, leicht fuhr ich mit den Fingern darüber. „Ich habe geträumt, dass ich Kaffee auf diesen Teppich verschüttet habe und jetzt ist dieser Fleck tatsächlich da.“

Meine Mutter schwieg. „Ich habe von einem Ort geträumt.“, sagte ich schließlich. Meine Mutter schaute mich fragend an. „Er heißt Beacon Hills, doch ich habe das Gefühl, dass irgendwas Schlimmes dort passiert ist.“ Meine Mutter schwieg erneut. „Jetzt sag doch endlich was.“, forderte ich sie verzweifelt auf. „Ich denke gerade nach, Mable. Ich denke über einen Weg nach der dir helfen könnte.“ Ich sagte nichts. Für einen kurzen Moment wollte ich ihr über diese Briefe berichten, doch dann entschied ich mich dagegen, denn schließlich wusste ich selbst nichts über diese Briefe und deren Herkunft. „Mum, ich möchte wissen um was es sich handelt. Ich will wissen warum gerade ich etwas mit der Sache zu tun habe doch zugleich möchte ich mich diesem Ort nicht nähern, denn ich habe das Gefühl das ich etwas Schrecklichen auf der Spur bin.“ Ich atmete tief durch. „Ich habe Angst, Mum.“ Sie sah mich besorgt an. „Ich würde dir so gern helfen aber ich schätze nur du kannst dir selbst helfen und entscheiden was du machen möchtest.“ Ich lächelte leicht und sah sie an. „Ich muss dort hin, richtig? Es gibt keinen anderen Ausweg, oder? Wenn ich die Wahrheit erfahren möchte muss ich dort hin.“ Sie sagte nichts doch ihr Blick antwortete für sie. Ich musste dort hin. Jedenfalls wenn ich wissen wollte was gerade eben mit mir passiert. Ich wandte meinen Blick ab und starrte aus dem Fenster. Es war immer noch dunkel. Doch diesmal fühlte ich mich nicht beobachtet. Ich nahm die Kapuze von meinem Kopf. Ich hatte eine Entscheidung getroffen. „Mum, ich will nach Beacon Hills.“

Die Autofahrt fühlte sich unendlich an. Ich könnte schwören, dass ich schon 5 Stunden auf dem Beifahrersitz verbracht hatte doch in der Realität fuhren wir gerade mal eine halbe Stunde. Das hieß, dass ich mindestens noch 6 weitere Stunden in diesem Auto verbringen würde. Mein Blick war aus dem Fenster gerichtet, die Umgebung sah immer gleich aus. Wir fuhren an gleich- aussehenden Bäumen vorbei die von einer Leitplanke von der Autobahn abgetrennt waren. Es waren drei Tage vergangen seitdem ich meine Mutter eingeweiht hatte. Es war Donnerstag. Heute früh um 8.00 Uhr hat meine Mutter mich aufgeweckt und gesagt, dass ich meine Taschen packen soll. Meinen Vater hatte sie in dem Glauben gelassen, dass wir zu ihren Eltern fahren würden. Und da mein Vater seine Schwiegermutter immer nur als „Rachsüchtiger Drache der’s eh bald hinter sich hat“ bezeichnete, verzichtete er dankend darauf mitzufahren. Wahrscheinlich rief er jetzt gerade alle seine Baseball Kumpels an und verabredete sich mit ihnen. Schließlich kam es nicht allzu häufig vor, dass Frau und Tochter für ein paar Tage außer Haus waren und diese Gelegenheit nutzte er vollkommen aus.

Je näher wir Beacon Hills kamen, desto nervöser wurde ich. Wir hatten zwar noch 600 Kilometer Fahrt vor uns doch ich merkte wie meine Hände sich verkrampften. Meine Mutter schwieg, anscheinend wollte sie mich mit meinen Gedanken alleine lassen. Was keine gute Idee an sich war, denn ich merkte wie ich meinen Verstand verlor. Ich hatte schrecklich geschlafen in den letzten Tagen, doch wen wundert es? Ich konnte nicht klar denken, denn in ein paar Stunden würde ich hoffentlich die Wahrheit erfahren. Mein Gehirn sagte nur noch zwei Worte; Isaac Lahey, Isaac Lahey, Isaac Lahey.

Und ich konnte absolut nichts dagegen tun.

Wir fuhren die Landstraße entlang. In ungefähr einer dreiviertel Stunde werden wir in Beacon Hills ankommen. Ich hörte wie die Autoreifen über den unebenen Boden fuhren. Meine Mutter hatte das Radio angemacht weil sie die Stille nicht ertrug. Grässliche Popmusik dröhnte durch die Lautsprecher. Ich hatte meinen Kopf an die Fensterscheibe gelehnt. Wir bogen in eine Seitenstraße ein, und nun waren wir von Wäldern umgeben. Plötzlich machte es Klick in meinem Kopf. „Mum. MUM! Ich erkenne diesen Wald, halt an. HALT SOFORT AN!“, schrie ich. Meine Mutter legte eine Vollbremsung hin. Und sofort als das Auto zum Stehen kam, öffnete ich die Beifahrertür und rannte hinaus. Meine Mutter schrie meinen Namen doch ich ignorierte sie. Die Bäume ragten beachtlich hoch in den Himmel. Ich erkannte diesen Wald doch ich wusste nicht woher. Ich ging die Straße ein wenig weiter entlang in der Hoffnung irgendwas zu finden. Doch man erkannte nichts außer Bäumen. Doch dann sah ich etwas. Am Straßenrand waren Blumensträuße und Grabkerzen aufgetürmt. Daneben stand ein kleines Holzkreuz, drei Bilder standen davor. Am 12.03.2012 verloren wir drei wundervolle Kinder die viel zu früh die Erde verlassen haben. Mögen die Engel auf euch aufpassen. Ich las die Wörter in meinem Kopf. Am Ende standen drei Namen, doch bevor ich diese las betrachtete ich die Bilder, und je länger ich diese ansah, desto sicherer wurde ich mir, dass ich diese Gesichter schon einmal gesehen hatte.

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Yay neues Kapitel! Sorry das es so lange gedauert hat aber am Montag und Dienstag hatte ich ziemlich viel zu tun und gestern hatte ich Geburtstag und da wollte ich echt nicht am PC sitzen :$ Ich hoffe euch gefällt es, ich habe meine Idee noch einmal überdacht ... und nun ja ^^

The Night With The Thousand EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt