Kapitel 37

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Ich ließ meine Augen jedoch geschlossen. War ich wirklich bereit den Inhalt des Zettels zu sehen? Nein war ich nicht. Ich faltete den Zettel wieder zusammen und öffnete meine Augen. Ich stockte kurz. War das die richtige Entscheidung? Ja das war sie. Ich öffnete mein Notizbuch und steckte den Zettel wieder zwischen die Seiten. Ich wollte nicht krampfhaft versuchen eine Erklärung zu finden. Ich wollte es selbst herausfinden, Schritt für Schritt.

Ich legte das Buch wieder auf den Nachttisch, schaltete den Fernseher aus und verließ mein Zimmer. Es war zu früh um zu schlafen, vielleicht würde ein Spaziergang mich müde machen. Meine Mutter hatte sich in ihr Zimmer verzogen und schaute wahrscheinlich gerade irgendeinen alten Schwarz-Weiß Film. Ich zog mir eine Weste über und verließ das Motel. Es war erstaunlich warm für diese Uhrzeit. Der Wald umgrenzte das Motel, also war dies der einzige Bereich in dem ich spazieren gehen konnte. Ich seufzte, denn ein Mädchen am Abend allein im Wald war die beste Storyline für einen Horrorfilm. Und sicherlich war dies der erste Horrorfilm der in Beacon Hills stattfand. Ich schaute noch einmal zum Motel Eingang bevor ich mich in den Wald begab.

Ich hätte eine Taschenlampe mitnehmen sollen, denn es war verdammt dunkel hier. Ich tastete mich an den Bäumen entlang und versuchte darauf zu achten nicht frontal mit dem Gesicht auf dem Boden zu landen. Doch um ehrlich zu sein machte mich das ganz und gar nicht müde. Der Gedanke, dass jeden Moment jemand hinter mir stehen könnte, trieb mir das Adrenalin durch den Körper. Denn jetzt wollte ich garantiert nicht abgestochen werden, nicht hier und definitiv nicht jetzt. Mit dem Sterben wollte ich noch ein paar Jahre warten. Ich hatte Angst und mir wurde langsam kalt. Und es war dunkel, stockdunkel. Und ich hatte keinen Schimmer wo ich war. Und ich wusste den Weg zum Motel nicht, verdammt. Ich hielt mich an einem Ast fest um nicht hinzufallen, wer weiß auf was ich landen würde? Ich tastete mich weiter voran, der Boden wurde steiniger und schwerer darauf zu laufen. Ich sah absolut nichts, ich hätte noch nicht mal erkannt ob eine Person vor mir stand. „Im Wald ist es sehr gefährlich für Mädchen wie dich.“, sagte eine unbekannte Stimme hinter mir. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Ich wollte schreien doch kein Laut entwich meiner Kehle. Ich presste die Augen aufeinander und betete zu Gott, dass ich dies überleben werde. Der Unbekannte kam näher, ich hörte seine Schritte. Ich merkte wie ich begann zu schwitzen, vor Angst, und ich weinte. Ich merkte wie meine Knie leicht zitterten. „Hat man dir nicht beigebracht nachts nicht alleine rauszugehen?“, fragte der Unbekannte mich. Ich antwortete nicht. „Jetzt sag doch was, Liebes. Ich tu dir doch nichts.“, versuchte er mich zu locken. Ich reagierte nicht auf ihn. Auf einmal packte mich eine Hand an der Schulter. Ich fing an zu schreien und auf meinen Gegenüber einzuschlagen. Doch der Unbekannte hielt meine Hände fest. Ich weinte. Stark.

„Ich werde dir nichts tun, das ist gar nicht meine Absicht. Ich wollte dir eigentlich nur den Weg zum Motel zurück zeigen, dort willst du doch hin, oder etwa nicht?“, sagte er sanft und ließ meine Hände wieder los. „Sie haben mich zu Tode erschreckt.“, schluchzte ich. „Peter.“ Ich runzelte die Stirn. „Was?“, fragte ich verwirrt. „Nenn mich Peter, ich fühl mich so alt wenn man mich siezt.“ Ich nickte leicht, doch dann bemerkte ich, dass er mich nicht sehen konnte. „Gut … Peter.“

Wir liefen ein Stück schweigend nebeneinander her. Auch wenn er mich zu Tode erschreckt hat, war es ganz nett nicht komplett allein durch die Landschaft zu streifen. „Wie hast du mich gefunden?“, fragte ich ihn. Er atmete ruhig und gleichmäßig. „Ich bin oft hier und es kommt nicht oft vor, dass um diese Uhrzeit Leute hier sind. Außerdem warst du nicht besonders leise, deine Schritte hätte man Kilometer weit gehört.“, antwortete er und stieß einen belustigten Laut aus. Ich antwortete ihm nicht.

Ich sah vom Weiten die Außenbeleuchtung vom Motel. „Dankeschön, dass sie … du mich zurück gebracht hast.“, sagte ich. „Immer wieder gerne.“, antwortete er. Ich lächelte ihn aufrichtig an, bevor ich mit schnellen Schritten zum Motel lief. Als ich mich noch einmal umdrehte um ihm zu winken, war er verschwunden.

Ich wälzte mich unruhig im Bett herum, denn irgendwas machte unglaublichen Krach. Ich seufzte, zog die Bettdecke von meinem Kopf herunter und setzte mich auf. Ich stieß einen erschrockenen Laut aus. An meinem Fenster war eine Hand zusehen.

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Mir ist langweilig, sorry :D Wer denkt ihr steht am Fenster?

Und ich wollte mich für über 7.000 Reads bedanken! Das ist unglaublich! Diese Geschichte wird übrigens noch eine ganze Weile gehen, es sei denn ihr möchtet das sie bald endet.

The Night With The Thousand EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt