Kapitel 13

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Die Sonne schien durch den Spalt meiner Vorhänge in mein Zimmer. Genervt zog ich sie wieder zu. Es war 9.00 Uhr morgens und ich war gestern erst um 23.54 Uhr zuhause angekommen.

Per Anhalter bin ich von Beacon Hills nach Chicago gekommen, meine Mutter war nicht unbedingt überrascht gewesen, dass ich wieder hier bin. Sie hatte gesagt, dass die es gespürt hat. Wahrscheinlich so ein Mutter-Tochter Ding doch dennoch hielt sie es nicht für die richtige Entscheidung. Immerhin hatte mich irgendwas Unbekanntes dort hingezogen, irgendein Gefühl hatte mich dazu veranlagt nach Beacon Hills zu reisen. Doch mit dem ständigen Druck des Rudels kam ich nicht klar. Besonders weil ich mich nicht gerne zu Sachen drängen ließ, besonders nicht wenn es um meine eigene Unabhängigkeit ging.

Ich saß am Schreibstisch und klopfte mit meinem Kugelschreiber immer wieder auf das Blatt Papier, das vor mir lag. Mein Kopf war komplett leer, ich konnte an nichts denken. Es war so, als hätte ich genau in diesem Augenblick als ich Chicago betrat, alles vergessen was in Beacon Hills passiert war.

Irgendwas hat dieser Ort mit mir gemacht. Ich schrieb diese Worte feinsäuberlich auf das Papier vor mir.Aber ich weiß nicht so recht, ob ich mit diesem Etwas zurecht kommen werde.

Die Worte kamen wie von selbst, ich wusste gar nicht an wen ich diesen Brief schrieb, wahrscheinlich an mich selbst. Schließlich war ich der einzige Mensch der entscheiden konnte ob ich jemals wieder zurück kehren werde. Immer wieder brannten sich die selben Bilder wieder in meinen Kopf. Bilder, in denen Scott von den Jägern gefangen wurde, in denen Isaac und Stiles krampfhaft versuchten ihn zu helfen, doch sie versagten.

Ich schlug mit der Hand auf den Tisch. Aufhören! Ich legte den Kopf in meine Hände. Aufhören ... bitte. Meine unhörbaren Hilferufe wurden nicht erhört. Ich sah Stiles wie er vor Scott's toter Körperhälfte kniete und ich erkannte wie er weinte. Er weinte um seinen besten Freund den er soeben verloren hatte, um den Bruder den er nie hatte, um die wichtigste Person in seinem Leben - neben seinem Dad.

Und ich war Schuld an seinem Elend. Ich sah wie Isaac mit leeren Augen hinter Stiles stand, er hatte versucht ihm zu helfen doch er war gescheitert weil ich nicht da war. Ich hatte versagt. Auf ganzer Linie.

Ich rührte in meinem Kaffee herum, ich hatte seit meiner Ankunft vor 5 Wochen das Haus nur sehr selten verlassen. Wir hatten Semesterferien für 7 Wochen.

Mein Vater machte sich Sorgen über mich, ich konnte das jeden Tag an seinem Gesichtsausdruck erkennen. Er wusste nicht wie er mich aufmuntern sollte, besonders nicht weil er nicht wusste wie er mit dieser Situation umgehen sollte.

Meine Mutter versuchte es erst gar nicht, sie wusste das ich mich zurück zog und das es keinen Sinn machte mich in ein Gespräch mit ihr zu verwickeln. In den letzten 5 Wochen hatte ich unzählige Briefe geschrieben in denen ich mich entschuldigt habe. In denen ich versucht hatte alles zu erklären, doch ich hatte sie nie abgeschickt. Sie lagen alle auf einem Stapel auf meinem Fensterbrett. Es regnte draußen, was eigentlich ziemlich selten für Chicago war doch der Regen beruhigte mich. Derek's letzte Worte an mich hallten in meinem Kopf. Du wirst wieder kommen.

Ich zerbrach mir den Kopf darüber warum er sich da so sicher sein konnte. Und warum war ich mir so unsicher darüber?

Ich nippte an meinem Kaffee, an dem ich mir sogleich die Zunge verbrannte. Ich stellte die Kaffeetasse wütend ab. Heute war echt nicht mein Tag.

"Mable, da ist Besuch für dich.", rief meine Mutter vom Flur aus. Ich verdrehte die Augen. Wenn das jetzt wieder die neurotischen Idioten aus meiner Schule waren, würde ich mit Sicherheit ausrasten.

"Schick sie ins Wohnzimmer.", rief ich zurück. Na jetzt war ich gespannt. Ich nahm noch einen Schluck von meinem Kaffee als es an der Wohnzimmertür klopfte.

Ich drehte mich um und vor Überraschung ließ ich die Kaffeetasse auf den neuen Flokati Teppich meiner Mutter fallen.

The Night With The Thousand EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt