,,Ach komm schon" schrie Corey durch den ganzen Schulkorridor. ,,Gib sie mir wieder, das war doch nur ein Versehen!" Doch Rick kam nicht, genauso wenig, wie ihre Lieblingstasche. So ein Idiot. Soll das jetzt den ganzen Tag so weiter gehen? Schnaubend hielt sie an, um nach Luft ringen zu können. Ok. Notiz an mich selbst: Gehe nie mehr nach dem Mittagessen neben Ricks Tisch vorbei, während deine eine Hand das Blech mit Besteck und dem Pudding drauf festhält und deine andere Hand gerade versucht die Geschichtshausaufgaben zu verstauen. Sie drängte sich durch eine kichernden Gruppe von Schülern, die sie beobachtet. Man konnte sehen, wie viel Spaß sie hatten, ihr zuzusehen. Allesamt gehörten zu der Star-Clique, genauso wie Rick. Er ist sportlich. Machohaft. Beliebt. Aber total unbrauchbar in Themen, wie Mathe, Chemie oder anderes das mit Schule und lernen zutun hatte, was eher auch ein Merkmal der gesamten Star-Clique war. Eigentlich wäre es also ein leichtes für sie ihn zu finden. Bestimmt schmeißt er ihre Tasche einfach in den nächsten Mülleimer und verduftet zu seinen Anhängern. Die höhnischen Blicke der Clique bohrten sich in ihren Rücken, als sie an ihnen vorbei ging und nach Rick Ausschau hielt. Der glatte Boden unter Coreys Füßen quietschte nervig, die Sonne schien durch die Fenster im Korridor, alles war still. Einzig die Geräusche die ihre Schuhe auf dem frisch gewischten Boden verursachten, waren zuhören.
Das hat doch kein Sinn, dachte sie bitter. Am besten ich gehe gleich zu Alex, er wartet bestimmt eh schon auf mich.
Plötzlich ertönte ein Schrei. Erschrocken zuckte sie zusammen, eher unbewusst fing sie wieder an zu rennen und rutschte fast auf dem noch halbnassen Boden aus. Sie kam am Ende des Flures an und wollte hektisch um die Ecke stolpern, als Corey auch schon die Quelle des Schreis ausfindich machen konnte. Nur wenige Meter von ihr entfernt stand Rick mit seinem von Pudding besudelten Hemd, ihre Tasche baumelte in seiner linken Hand, die rechte Hand hatte er schützend vor seinem Gesicht erhoben, seine Wange war rot angelaufen. Skeptisch trat sie ein paar Schritte vor, als sie erkannte, vor wem Rick die Hand erhob.
,,Alex?" Der Junge vor Rick drehte den Kopf zu Corey, dann grinste er, hielt dabei aber immer noch Rick am Kragen gepackt. ,,Hey Corey, ich hab deine Tasche gefunden." Ohne auf eine Antwort von ihr zu warten, wante er wieder den Kopf um und funkelte Rick herausfordernd an, sodass Corey langsam unwohl wurde. ,,Was sollte denn das? Hm? Du weißt doch, dass man keine Sachen stehlen darf." Er warf Rick einen Blick zu, a lá, Streng-Dein-Gehirn-Mehr-an-Blick, die er bei Corey immer anwendete, wenn er und Corey zusammen Hausaufgaben machten, wobei sie ihn öfters um Rat fragte und sie dann genau so einen Blick abbekam.
Erst jetzt wurde Corey die Zuschauermenge bewusst. Mit offenen Mündern standen sie, zu einem Kreis gebildet, um Rick und Alex herum, keiner wagte es, in die Situation einzugreifen. Was ist nur in Alex gefahren? Er ist doch sonst nicht so..
,,Ok, ich glaube wir kommen jetzt alle mal runter.." beschwichtigend hob Corey die Hände und lenkte somit die Aufmerksamkeit kurz auf sich.
Sie trat unsicher ein paar Schritte vor und legte ihre Hand auf Alex Schulter, hätte sie aber am liebsten sofort wieder entzogen, denn sein Körper war eiskalt. Nun noch unsicherer als zuvor, fügte sie hinzu:
,,Komm Alex, lass Rick in Ruhe. Wir nehmen jetzt meine Tasche und verschwinden." Zögernd sah Alex von Corey zurück zu Rick, man konnte förmlich sein Gehirn arbeiten hören, gab dann aber auf und stieß ein ärgerliches Schnauben aus. Er schubste Rick nach Hinten, während er ihn losließ und Coreys Tasche aus seiner Hand riss. "Pass auf.." fauchte er Rick an, seine Schultern waren angespannt, wie bei einer Katze, die einen Feind mit gesträubten Fell, warnend anknurrt. "Wenn du nochmal irgendwas tust, was Corey schaden könnte, kommst du nicht so wie heute ungeschoren davon.." Ricks Augen huschten nervös hin und her, er war eingeschüchtert, versuchte dies aber mit einem Lachen zu überspielen. "Ja haut ruhig ab.." höhnte er, als Alex sich Corey zuwante und provozierend grinsend ging Rick ein paar Schritte rückwärts.
Blitzschnell wirbelte Alex herum und fast hätte er ihm wieder einen Schlag ins Gesicht gegeben, hätte Corey nicht rechtzeitig seinen Arm gepackt. "Rick, lass es einfach." seufzte sie und sah Alex an. Sein Kiefer war angespannt und sie sah die Wut in seinen Augen aufblitzen. "Komm.." flüsterte sie ihm zu. "Wir gehen."
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Das Lied der Auserwählten
FantasyCorey und Alex. Seit mehr als fünf Jahren Nachbarn und beste Freunde. Corey vertraut Alex mehr, als jemand anderen auf der Welt und das wusste er zu schätzen. Sie wussten alles über den anderen, sie erzählten sich jede Einzelheiten und beschützen s...