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,,Hast du den Wanderstaub?" ,fragte Corey, sobald Lee sich neben ihr und Alex niedergelassen hatte. Alle drei hatten sich hinter eine Wand versteckt, beobachteten die Soldaten, die mit lauter Gepäck auf dem Rücken am Eingangstor des Schlosses standen. Lee nickte, während seine Augen auf den Haufen Männer vor ihnen lag. ,,Ich kann nicht glauben, dass sie mit sovielen Soldaten durch die Menschenwelt laufen wollen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen." ,meinte Alex verächtlich und lehnte sich wieder zurück zu Corey, die gerade Lee eine Ampulle mit dem roten Staub abnahm und in ihren Rucksack verstaute. Sie, Lee und Alex hatten ihre Rucksäcke nach ihrer vorgestriegen Ankunft nicht sofort abgegeben, sondern in ihren Gemächern behalten, was sich nun als ein klarer Vorteil erwies.

,,Wir werden warten, bis sie sich auf den Weg machen, dann werden wir Ihnen folgen." ,erklärte Lee und reichte nun auch Alex eine kleine Ampulle. Auf seinem fragenden Blick hin, antwortete er knapp: ,,Für den Notfall." Und schloss seinen laubgrünen Rucksack. Alex umfasste die kleine Flasche mit höchster Vorsichtigkeit, dann ließ er sie, wie Corey und Lee zuvor, in die Tasche gleiten. ,,Hoffen wir mal, dass wir sie dann nicht benutzten müssen." ,murmelte er als Antwort und schulterte nun als letzter den Rucksack.

Als die ersten Soldaten schnatternd aus den Schlosstoren traten, zog sich Coreys Magen vor Aufregung unangenehm zusammen. Sie drei taten nun etwas verbotenes, wenn sie geschnappt werden würden, was passierte dann mit ihnen? Darüber wollte sie garnicht erst nachdenken. Es vergingen gut zehn weitere Minuten, ehe auch der letzte Soldat sein Schwert eingesteckt, oder seinen Helm aufgesetzt hatte und hinaus, in die Dunkelheit marschiert ist. Das hölzerne Schlosstor wurde unter Quietschen und Knartzten geschlossen, die Mondstrahlen, die soeben noch den Flur erhellt haben, verschwanden nun auch gänzlich und Dunkelheit legte sich rings um die drei.

Allmählich wurde Corey langweilig. ,,Wie lange müssen wir denn noch warten?" ,raunte sie in Lees Richtung und spähte um die Mauer herum, so wie sie es schon die restlichen fünf Minuten getan hatte. Ein Seufzer erklang hinter ihr, doch auch wenn sie sich umdrehte, konnte sie nicht sagen, wer von den beiden Jungen es gewesen war. Ohne ein Wort an seine Begleiter trat Alex hinter ihrem Versteck hervor und schritt auf das Schlosstor zu. ,,Alex." ,zischte der ehemalige und erblindete Helfer. ,,Warte, vielleicht sind noch ein paar Wachen da!" Doch Alex hörte nicht und näherte sich den Toren.

Fluchend folgte ihm Lee, sein Kopf flog hin und her, als würde er erwarten, dass jeden Moment bewaffnete Wachen um die Ecke kommen würden, doch es blieb ruhig. So lange, bis alle drei sich aus dem kleinen Spalt am Eingangstor gequetscht hatten, sodass es keine Aufmerksamkeit erregende Geräusche verursachen konnte und sie im hellen Mondlich draußen standen. ,,Okay, gut." Lee atmete erleichtert aus, er fuhr sich mit einer Hand über die Haare und ließ seinen Blick über den Schlosshof wandern, wo die Silhouetten der Soldaten gerade in der Dunkelheit verschwanden.

Ihre Schritte waren so leise, wie die von Mäusen. Geduckt liefen sie an den Wänden der Dorfhäuser entlang, still und unscheinbar, wie der leichte Wind, der ihnen im Rücken lag und die kleinen Gräser am Wegrand tanzen ließ. Ab und zu hielt Lee eine geschlossene Faust nach oben, deutete ihnen so, dass sie stehen bleiben oder warten sollten und war die ganze Zeit über an der Spitze ihrer kleinen Gruppe. Nun konnte Corey auch endlich sehen, wo die Soldaten aus dem Schloss hin wollten und verdutzt wendete sie sich zu der nächstgelegenen Person neben ihr. Alex.

,,Warum wollen die Soldaten zum Immerwald?" Beide duckte sich, als Lee ein weiteres Mal die Hand hob, seine zu Schlitzen zusammen gekniffenen Augen verließen die Gestalten vor ihnen nicht und hätte er Katzenohren, so wie Alex, gehabt, hätten sie wohlmöglich keine Sekunde still gestanden. Corey atmete stark aus, helle Wolken quollen ihr aus dem Mund und stiegen in die kalte Nachluft. Die Soldaten waren stehen geblieben, um sich zu besprechen, wie es schien, und Alex spitzte seine Ohren, um das Gespräch der vielen anwesenden Männer zu belauschen.

Das Lied der AuserwähltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt