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Der Kiesweg schlängelte sich in einer ungeraden Linie, hinein in den tief dunklen Wald. Manche Stellen des Weges waren schon leicht verblasst, von Gras überwuchert und braun gefärbt durch verschiedene kleine oder auch großen Ästen, sodass man manchmal ohne eine genaue Ahnung wohin der Weg führte, durch den Wald laufen musste, bis der Kiesweg wieder zusehen war. Corey schlang ihre Arme um sich, ihre Haare stellten sich auf, das spürte sie unter ihrer leider sehr dünnen Jacke und die stechende Kälte kroch ihr in die Füße, hinauf in die Beine, bis ihr ganzer Körper sich wie ein dicker Eisblock anfühlte. ,,Es wird gleich wärmer.", versprach ihr Alex. ,, Hoffentlich.", murmelte sie leise und zog die Jacke enger um sich.
Und tatsächlich, nachdem sie immer weiter in den Wald hineingelaufen waren und wellen von Kälte weiter über Corey gerauscht waren, durchflutete sie plötzlich angenehme Wärme, als sie auf einer kleinen Lichtung stehen geblieben waren. Doch das Licht hatte sich noch mehr verringert, sodass nur noch wenige Sonnenstrahlen durch die Baumkronen brachen und plötzlich sehnte sich Corey an den kleinen Park in der Menschenwelt, durch den sie und Alex immer gelaufen waren. Werde ich jemals wieder noch dort hindurch laufen? , fragte sie sich unsicher in Gedanken.
Die Lichtung, auf der sie standen, glich dem eines farbenfrohen Unfalls. Als habe ein Künstler lauter verschiedene Farbtuben auf die große Wiese gestellt und allesamt nacheinander umgekippt, sodass der glitschige Inhalt hinausspritzte und jedes Blatt, jeden Busch, ja, sogar jeden Stein hier befleckte. Staunend öffnete sich Coreys Mund zu einem stummen 'O', nachdem ihre Augen aufgeregt jeden Centimeter der Lichtung in sich aufgezogen hatten und sie drehte sich durchgehend im Kreis um die neuartigen Büsche, Bäume und Steine zu begutachten, die sie so sehr faszinierten. ,,Wunderschön, nicht wahr?", flüsterte ihr Alex ins Ohr, nachdem er sie für ein paar Sekunden in Ruhe gelassen hatte. ,, Komm weiter, wenn du das hier schon faszinierend findest." Er nickte mit dem Kinn hinüber zu einem türkisfarbigen Busch, der von roten Beeren übersät war, während ein Grinsen auf seinen Lippen lag. ,, Dann wird dich das, was sich tiefer im Innern des Waldes versteckt, total von den Socken reißen." Die Äste unter Alex Schuhen knackten leise, als er sich abwendete und dem Weg weiter hinein in dem mystischen Immerwald folgte. Corey zögerte kurz, zu sehr faszinierte sie das bunte Farbschauspiel, doch in ihren Fingerspitzen kribbelte die Neugier und so zwang sie sich los zulaufen, direkt hinter Alex, weiter, hinein in den Wald.

,,Horch mal..", raunte Alex Corey ins Ohr, nachdem beide auf dem, nun zu brauner Erde gewechselten, Weg stehen geblieben waren. Sie spitzte die Ohren, während ihr Herz aufgeregt auf und ab hüpfte. Seltsame laute Klänge vermischten sich mit den im Wind raschelnden Blätter in den Baumkronen, es klang fast wie
.. ,,Ein Affe?", suchend wanderte Coreys Blick zwischen den großen Bäumen umher und versuchte das Tier ausfindig zu machen. ,, Nein.", verneinte ihr Freund die Frage und warf einen Blick auf ihren Rucksack. ,,Ich glaube wir machen mal eine Pause. Du musst noch viel lesen." ,,Warum?", hinterfragte Corey seine Antwort und nahm ihren Rucksack ab, stellte diesen auf den Boden und nahm das lederne Buch hinaus, das einst im Besitz ihres Vaters war. Alex entging jedoch nichts, sondern setzte sich derweil auf einen kleinen Baumstamm und blickte erwartungsvoll zu Corey hoch, welche sich neben ihn auf einem flachen Felsen setzte. Sie legte das Buch auf ihrem Schoß ab, blätterte die ersten zwei Seiten um und begann das erste Kapitel zulesen.

Kapitel 1 : Dämmerungsland

Im Dämmerungsland ist vieles anders, als in der Menschenwelt. Da gäbe es einmal die Krearuren welche Halb Mensch, Halb Tier oder Insekt und auch bekannt als die Verfluchten sind.

Die verfluchten Seelen, welche einst verrückt gewordene Kreaturen waren und nun entwedet in der Menschenwelt oder im Dämmerungsland herungeistern, sind als schwarze Schatten oft gesehen worden.

Und zum Schluss, die Tiere, welche am deutlichsten von allen von der Menschenwelt zu unterscheiden sind. Es gibt mehrer Arten, welche nun anhand einer Tabelle abgebildet werden :

Schilleraffen

- Lebensraum : Magische Wälder, wie der Immerwald
- Nahrung : Pflanzen- / Insektenfresser
- Aussehen : Buntschimmerndes Fell, dass bei aufwallenden Gefühlsregungen die Farbe ändert ; ähnlich wie ein Affe, nur mit längeten Armen, welche sie hinterherschleifen

Gefährlichkeitsstufe :
2/3 Nicht provozieren

,,Einen hast du gerade gehört.", unterbrach Alex die lesende Corey, beugte sich vor und deutete auf eine kleine Zeichnung, die neben dem Text abgebildet war und einen Schilleraffen da stellen sollte. Corey nickte knapp, denn ihre Augen huschten schon weiter zum nächsten Abschnitt.

Die grünen Alten

- Lebensraum : Leben in dem ältesten Baum eines Waldes, welcher aber mindestens über 50 Jahre alt sein sollte; in all möglichen Wäldern mit sehr alten Bäumen
- Nahrung : Entziehen dem Boden Nährstoffe, ähnlich wie Bäume
- Aussehen : Über zwei Meter groß, schlacksig, grün, mit langen Mänteln und flachen Hüten auf dem Kopf

Gefährlichkeitsstufe :
1/3 Harmlos

Der Scharlatan

- Lebensraum : Überall, wo Unruhe oder Chaos herrscht ; stromert oft einfach nur umher
-Nahrung : Essen alles, was sie hinters Licht führen
- Aussehen : Sie sind Gestaltenwandler, sie nehmen andere Formen an um Menschen, Wesen etc. zu hintergehen ; ihre echte ursprüngliche Form hatte bis jetzt niemand zuvor gesehen, ohne es überlebt zuhaben ; man erkennt sie an ihrem merkwürdigen Verhalten

Gefährlichkeitsstufe :
3/3 Immer auf der Hut sein und auf ihr Verhalten achten

Biesterlinge

- Lebensraum : In sumpfigen / mosrigen Gegenden
- Nahrung : Pflanzenfresser
-Aussehen : Kleine insektenartige Wesen mit vier Beinen auf jeder Seite, sie haben ein Auge auf ihrem schuppenartigen Rücken und fangen am zu brennen, wenn man sie erschreckt

Gefährlichkeitsstufe :
2/3 Man sollte sie nicht erschrecken

Das Höllenpferd

- Lebensraum : In dunklen Wäldern ; kommen oft nur bei Nacht heraus
- Nahrung : Unbekannt
- Aussehen : Halb Mensch halb Pferd, dennoch keine Kreatur ; sie haben lange schwarze Umhänge an, in denen sie ihr Opfer verschwinden lassen, wenn sie sie mit der Säure aus ihren langen Fingern bespritzen ; man weiß wenn ein Höllenpferd in der Nähe ist, wenn ein schrilles lautes Wiehern ertönt, was einen manchmal in Panik Zustände verfallen läss

Gefährlichkeitsstufe :
3/3 Wenn man ein Höllenpferd hören sollte, muss man Schleunigst die Beine in die Hände nehmen und rennen, denn dagegen zu kämpfen ist unmöglich

,,Wow." , murmelte Corey, als sie die letzen Worte des Kapitels gelesen hatte. ,, Ich wusste garnicht, dass es solch viele merkwürdige Wesen hier gibt." Alex rappelte sich schmunzelnd auf. ,, Wie im Buch gesagt wird. Die Menschenwelt ist ganz anders. Auf dem Weg zum Orakel wirst du bestimmt ein paar der Wesen sehen." ,,Ich hoffe nur nicht das Höllenpferd.", lachte Corey nervös, nachdem das Buch wieder in der Tasche lag und sie sich von Alex hochhelfen ließ. ,,Ich werde schon auspassen.", sagte Alex mit ernster Miene, was Corey leicht lächeln ließ. Es schien als wolle Alex noch mehr sagen, er hatte schon den Mund geöffnet, doch entschied sich anders, denn wante den Blick schnell von Corey ab und hoffte, dass sie sein hektisch klopfendes Herz nicht hören könnte, welches bei Coreys Lächeln schneller wurde. Er biss sich zögernd auf die Lippen und sah, dass Corey ihn fragend ansah, jedoch beachtete er ihren Blick nicht und sah sturr nach vorn. Sag irgendwas , tadelte er sich selbst in Gedanken, doch seine Gedanken waren wie gefroren. Nichts wollte ihm einfallen. So blieb ihnen beiden nur die unangenehme Stille, die mal wieder zwischen ihnen lag, nachdem die beiden auf ein weiteres auf den Weg traten, um zum Orakel zu wandern.

Das Lied der AuserwähltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt