Corey hätte am liebsten geschrien, als der Boden immer näher kam. Obwohl Alex und sie langsamer wurden, schossen sie noch regelrecht auf die grüne Wiese, unter ihnen, zu und Corey schloss ein weiteres Mal hysterisch ihre Augen. Sie wartete auf den harten Aufprall auf den Boden, auf den brutalen Schmerz, der darauf hinweisen wird, dass sie sich alle Knochen im Körper gebrochen hatte, doch zu ihrer Überraschung spürte sie stattdessen einen Ruck durch ihre Körper gehen, als hätte jemand sie am Schopf gepackt und sie mitten in der Luft festgehalten. Alex, der neben ihr schwebte, hüpfte so elegant die restlichen Meter auf den Boden, nachdem beide gänzlich in der Luft gestoppt sind, als wären Corey und er nur eben in ein Flugzeug gestiegen und nun gelandet. Corey ließ sich weniger elegant die restlichen Meter fallen, stolperte sofort, als sie die Wiese unter ihren Füßen spürte und streckte ihre Arme aus, um sich abzufangen. Mit einem leisen 'Uff' fiel sie flach auf ihren Bauch und blieb, alle viere von sich gestreckt, vollkommen fertig liegen. Sie hörte, wie Alex hinter ihr leise lachte.
,,Am besten du stehst wieder auf, Corey. Du willst doch keinen schlechten Eindruck hier hinterlassen, als Auserwählte." Seine Füße erschienen in ihrem Blickfeld und er streckte ihr eine Hand entgegen, als sie aufsah. Corey lachte verwirrt. ,, Jaja..Klar." Sie ergriff seine Hand und er zog sie mit solch einer Kraft hoch, sodass sie gegen ihn stieß.
Sie wurde augenblicklich rot im Gesicht und starrte peinlich berührt auf den Boden, als sie hastig zwei Schritte zurücktrat. Alex räusperte sich: ,, Also, wir müssen jetzt eine Weile laufen, um zum Schloss zu gelangen." Corey blickte überrascht auf. ,, Welches Schloss?" Und schom war der peinliche Moment vergessen.
Alex sah grinsend auf sie hinab. ,, Zum Schloss, des großen Königs Eamon." Perplex sah sie weiterhin zu Alex, bis dieser vor ihrem Gesicht mit den Fingern schnipste. ,, Was?" fragte er ungeduldig, als sie aus ihrer Starre erwachte. ,,Ihr habt einen König?" Corey lief hastig neben Alex her, als dieser Anfing loszulaufen. ,, Jap." antwortete er mit neutraler Miene.
,,Und er herrscht über euch?" Corey konnte nur mit Mühe Schritt halten.
,,So in etwa." murmelte Alex und beide traten auf einen hellbraunen Kiesweg, der sich über mehrere Kilometer erstreckte. Frustriert blieb Corey stehen. ,, Alex!" Ihre Stimme zitterte vor unterdrücktem Zorn.
,,Rede mit mir!" Er blieb stehen und sah sie überrascht mit hochgezogenen Augenbrauen an. ,,Ich musste gerade feststellen, dass irgendwelche verfluchten Schatten mich umbringen wollten, du mithilfe vom rotem Glitzerstaub ein 'Wanderportal'- " Corey machte mit ihren Fingern übertriebene Anführungszeichen. "-erschaffen hast und aus deinem Kopf plötzlich Katzenohren heraussprießen.." Alex Augen blitzten für einen Moment gekränkt auf, sowie gerade in der Gasse. ,,Du sagst, dass alles gut werden wird? Dann gib mir doch wenigstens Antworten!" Corey atmete zittrig aus und plötzlich war es wieder da.
Dieses dumpfe Gefühl.
,,Könntest..Könntest du einfach irgendwie dich wieder zurückverwandeln?" fragte sie keinlaut und starrte betroffen auf seine Katzenohren. Ein Seufzer entkam Alex Mund, während er anfing in seiner Jacke nach etwas zusuchen. Corey fühlte sich Schuldig. Klar, sie musste versuchen, dies all hier jetzt zu akzeptieren, aber wie konnte sie das denn? Bei dieser 180º Drehung in den letzen Minuten konnte Corey jetzt nicht wirklich klar denken. Nachdem sie irgendwelche 'Schatten' gesehen hatte, sie durch ein 'Wanderportal' zusammen mit Alex gesprungen ist und erfahren hat, dass Alex sie all die Jahre, indenen sie beide sich gegenseitig Geheimnisse anvertraut hatten, belogen hatte, konnte sie nun schlecht Rücksicht auf Alex Gefühle nehmen. Mit zusammen gepressten Lippen beobachtete Corey Alex, der nun etwas aus seiner schwarzen Jacke hervorholte und es triumphierend hochhielt, ehe er sich Corey zuwante.
,, Also..Das erste was ich dir erzählen werden, ist über mich.." Zögernd sah er auf das Ding in seiner Hand.
,,Ich bin verflucht.."
Corey riss entgeistert die Augen auf und wollte schon losplappern.
,,Keine Panik!" warf Alex grinsend ein, als er in ihr erschrockenes Gesicht sah. ,,Ich werde jetzt nicht sterben oder so.." Er sah wieder hinab. ,,Vor hunderten von Jahren, gab es einen König, der mächtiger als jeder andere Bürger im Dämmerungsland war.
Er beherrschte die Magie, was nur wenige früher konnten." Während Alex erzählte, liefen beide weiter den Kiesweg entlang. Die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel herab und ließ alles etwas weniger schaurig erscheinen. ,, Er wollte jedem mit seiner Magie helfen, welche die stärksten Wunden und Verletzungen heilen, die grausamsten Seuchen bekämpfen und die bösesten Feinde vernichten konnte." fuhr Alex fort.
,,Aus weiter Ferne kamen die Menschen angereist, haben ihn gepriesen wie ein Gott. Doch eines Tages, da kam ein Wanderer. Er kam aus einem anderen Land. Weit entfernt von unserem. Er wollte die Macht des Königs mit seinen eigenen Augen begutachten und der König hat, zum großen Erstaunen der Bürger des Landes, ihn ins Schloss eingeladen. Nach zwei Tagen Stille im Schloss, so sagt man, kehrte der Wanderer wieder. Doch anstatt begeistert von der übernatürlichen Macht des Königs zu sein, war der Wanderer zutiefst empört. Er erzählte jedem, der es hören wollte oder nicht, dass der König ihm nicht helfen konnte, denn der Wanderer war sterbens krank gewesen." Corey räusperte sich laut. ,,Was hat das jetzt mit deinen..äh..Katzenohren zutun?" Alex kniff verärgert die Augen zu Schlitzen zusammen. ,,Wenn du mich ausreden lässt, dann erzähle ich es dir auch!" Er räusperte sich. ,,Also..Der Wanderer erzählte überall herum, dass der König ihm nicht helfen konnte und wollte, sodass die Bürger allesamt wütend auf den König wurden. Sie waren geblendet vom Hass und als der Wanderer starb, versammelten sich die Bürger und machten sich auf den Weg zum Schloss, um den König vom Thron zu stoßen." Alex holte tief Luft.
,, Der König war so sauer auf die Bürger, weil sie glaubten er habe dem Wanderer nicht helfen wollen. Der König wollte seinen Bürgern erklären, dass der Wanderer ein Dieb war und den kostbaren Schmuck des Königs gestohlen hatte, doch sie wollten nicht auf ihn hören. So verfluchte er, inmittem seiner schlimmsten Stunde, alle Bürger des Dämmerungslandes zu verunstalteten Kreaturen und er rief, während man ihn aus dem Schloss schleifte, am Ende seiner Kräfte, dass nur die Auserwählten aus der Menschenwelt die Bürger des Dämmerungslandes retten können. Die Auserwählten, welche noch wie Menschen denken werden, wenn sie ins Dämmerungsland kommen werden." Als Alex endete, warf Corey ihm einen nachdenklichen Blick zu. ,, Aber wie kommt es, dass ich dich die ganzen Jahre über als Mensch wahrgenommen habe?" Wie als Antwort, streckte Alex ihr das Ding, was er rausgeholt und in seiner Hand festgehalten hatte, entgegen.
Sie nahm es vorsichtig und begutachtete es.
Es war ein kleines, fingernagel großes Plättchen, was einen Stern in der Mitte aufwies, es schimmerte in den Farben von Bronze. ,, Was macht man damit?" fragte Corey ahnungslos und drehte das Plättchen in den Fingern hin und her. ,, Du nimmst es zwischen die Fingerkuppen.." erklärte Alex und nahm Corey das Plättchen aus der Hand. ,, Dann legst du es an das gewünschte Körperteil, was du verdecken möchtest." Er hob das Plättchen zu seinem rechten Ohr hin.
,, Und dann lässt man es los und es bleibt am Körperteil haften. Siehst du?" Er ließ es los und es klackte, ähnlich wie ein Magnet, an Alex Katzenohr an. ,, Wahnsinn.." flüsterte Corey, als das Ohr anfing, zu verschwinden und dafür jetzt Alex Menschenohren erschienen. ,,Ja.." Alex grinste bei Coreys bedröppelten Gesicht. Es nahm ein weiteres Plättchen hervor und legte es an sein zweites Ohr. Auch dieses verschwand wie von Geisterhand. ,,Und was machst du mit deinen Augen?" fragte Corey neugierig und blinzelte, als er ihr direkt in die Augen sah.
,,Ich kann mich auf sie konzentrieren und dann werden sie normal. So wie du sie kennst." Er lächelte.,,Wir sind bald da." erklärte Alex Corey, als sie sehnsüchtig auf die Bank blickte, auf der die beiden gerade Pause gemacht hatten. Stöhnend stand Corey auf und schüttelte ihren Körper. Sie waren nun seit drei Stunden unterwegs, hatten währenddessen nur fünf Minuten Pause gemacht und Corey hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Da fiel ihr etwas ein.
,,Alex? Warum ist jetzt eigentlich Tag?" Als Alex und Corey die dreckige Gasse am Café, indem Corey arbeitete, verlassen hatten, war es Abend gewesen, doch nun ist es Tag und die Sonne strahlte mit so einer Wärme auf die Erde, als wäre es Mitte Sommer. ,,Das liegt daran, dass hier die Zeit anders verläuft." Misstrauisch blickte Corey zu Alex. ,,Wie sehr anders?" Ihr schwante übles, aber sie hoffte, dass ihre Vermutungen sich nicht bestätigten. ,,Wir sind jetzt circa drei Stunden unterwegs, das heißt, dass jetzt in der Menschenwelt neun Stunden vergangen sind."
Corey verschluckte sich an ihrer eigenen Spucke. ,, Bitte was?" schrie Corey panisch. ,,Was ist mit meiner Mom? Sie wird sich bestimmt Sorgen machen!" Aufgelöst fuhr sich Corey durch die offenen Haare. ,,Sie wird die Polizei rufen und am Boden zerstört sein!" Corey holte tief Luft und wollte gerade weitermeckern, als Alex sie unterbrach. ,,Das ist nicht so schlimm.." Er sah hinauf in den Himmel, als würde er dort etwas spannendes sehen, doch da war nichts. Nur der hellblaue Himmel.
,,Nicht schlimm?" schrie Corey wieder und gestikulierte wild mit den Händen. ,,Sie wird sich alles mögliche ausdenken und..oh Gott!" Das Gesicht in den Händen vergraben, seufzte Corey laut auf. Was mache ich nur hier? ,,Sie wird eine Ahnung haben.." Überrascht sah Corey auf. ,,Hä?" fragte sie dümmlich. Alex sah zerknirscht auf sie hinab. ,,Sie kennt sich etwas über das Dämmerungsland aus.." Coreys Gedanken rasten. ,,Aber woher?" ,,Ich bin nicht befugt dazu Auskunft zugeben." entgegnete Alex sofort und sah in die Ferne, wo der schwache Umriss von einem Dorf zusehen war. Idiot. Corey wusste, dass es nichts brachte, jetzt, mit Alex zu diskutieren und beide liefen wieder los. ,, So.." Corey sah den Katzenjungen von der Seite an. ,, Jetzt erzähle mir doch mal etwas über die Auserwählten. Warum bin ich hier? Was muss ich tun?" Alex aka. der Katzenjunge atmete theatralisch aus.
,,Ich habs dir doch schon erklärt. Als der König den Fluch ausgesprochen hatte, verlor er all seine Kraft, da er sie an die Auserwählten verteilte. Wie viele es gibt, weiß keiner, aber es wurden Bürger aus dem hellen Tal ausgewählt, die sich um die Auserwählten kümmern. Du musst wissen, dass die Bürger oder die guten Seelen aus dem hellen Tal, die mit dem Fluch einigermaßen gut klar kommen, es spüren, wenn jemand besonders ist. Das heißt, ob er entweder ein Auserwählter oder eine Kreatur ist. Die Bürger oder verfluchten Seelen aus dem dunklen Tal kommen mit dem Fluch nicht klar. Der Fluch hat ihr Gehirn durcheinander gebracht und sie wurden allesamt verrückt. Wenn sie sterben und das passiert sehr oft, werden sie zu Schatten der verlorenen Seelen." ,,Das klingt aber nicht sehr gut.." wisperte Corey und sah hinab auf dem Boden. ,,Wie kommen die verfluchten Seelen denn in die Menschenwelt?" Alex wich einem Ast auf dem Gehweg aus, ehe er antwortete. ,,Die verfluchten Seelen können entscheiden, ob sie in die Hölle gehen, wo sie zwar für immer gefangen sind, dafür aber nicht mehr leiden müssen oder in der Menschenwelt gefangen sind, wo sie auf der Suche nach Auserwählten herumgeistern." Ein Klos bildete sich in Coreys Hals. ,,Ich erwarte nicht, dass du das verstehst.." fing der Katzenjunge an, doch Corey sprach dazwischen. ,,Ich versteh schon..Danke." Sie schwiegen, keine Geräusche waren zuhören, keine Vögel flogen über den hellen Himmel oder zwitscherten, was Corey wunderte. ,, He! Schau mal, Corey!" Alex stieß ihr zwischen die Rippen.
,,Au!" grummelte Corey und rieb ihre Rippe. ,,Was ist?" Alex grinste sie fröhlich an. ,,Wir sind da!"
DU LIEST GERADE
Das Lied der Auserwählten
Viễn tưởngCorey und Alex. Seit mehr als fünf Jahren Nachbarn und beste Freunde. Corey vertraut Alex mehr, als jemand anderen auf der Welt und das wusste er zu schätzen. Sie wussten alles über den anderen, sie erzählten sich jede Einzelheiten und beschützen s...