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Das Jubeln schwoll an, wurde durch Pfiffe und Geschrei vermischt, bis es schließlich den ganzen großen Thronsaal erfüllte und Corey konnte nicht anders, als zu lächeln. Es freute sie ungemein, dass die Bewohner des Dämmerungslandes so glücklich über ihr Kommen waren. Sie hatten sich alle am Teppichrand versammelt, der hier genauso wie im Flur den Boden bedeckte. Sie bildeten fast einen Gang und in ihren Gesichtern konnte Corey Erleichterung ablesen, als sie mit kleinen nervösen Schritten den Gang entlang lief, direkt auf den prachtvollen Thron zu, auf dem ein Mann saß. Nun, er war nicht nur ein Mann. Um seinem Kopf herum hatte er eine dichte dunkelbraune Mähne, die allen Anschein nach die Haare des Mannes darstellten, jedoch gepflegt und ordentlich wirkten, ganz so, als hätte jemand mit einem Kamm hindurchgebürstet, die große Krone thronte auf dem geschmeidigen Haar und schien zu strahlen. In seinem Gesicht zeichnete sich eine dunkelbraune Schnauze ab, deren Mund mit spitzen Zähnen versehen war, wie Corey erkennen konnte, als sie dem Thron und so auch dem König immer näher kam. Ein Löwe, dachte Corey ehrfürchtig und musterte mit einem mulmigen Gefühl die schwarzen Krallen, an den Fingern, des Mannes. Der Jubel, die Pfiffe und das Johlen erstarb langsam und machte einer erwartungsvollen Stille platz, welches Coreys mulmiges Gefühl wieder zum Vorschein brachte. ,, Mein König.." sagte Alex, diese zwei Worte hallten geräuschvoll durch die Stille, als er und Corey am Thron ankamen und mit einer eleganten Verbeugung kniete er nieder, zu Füßen des Königs. Da Corey nicht wirklich wusste, was sie tun sollte, verbeugte sie sich ebenfalls und ließ sich nieder, direkt neben Alex. Der brennende Blick des Königs lag auf den Rücken der beiden und Corey starrte angestrengt, den Kopf tief gesenkt, auf dem Boden. ,, Erhebt euch." Corey durchfuhr ein Schauder, als die Stimme des Mannes, auf dem Thron, erklang. Ein leises Knurren lag in der Stimme, doch sie hatte etwas beruhigendes, weises an sich, wodurch Corey sich unbewusst entspannte, aber auch etwas, was darauf hinwies, dass er mit nur einem kleinen Fingerschnipsen, einen in den Kerker werfen lassen könnte. Vorrausgesetzt sie hatten hier einen Kerker.
Als beide sich aufrichteten, fuhr der König fort. ,, Mir ist es eine Freude, die zweite Auserwählte kennen zulernen. Ich heiße Corey McDiver hier im Schloss und im gesamten Dämmerungsland willkommen." Wieder ertönte Applaus, der jedoch viel schneller verklang, als davor, fast so, als gierten alle im Saal nach den nächsten Worten des Königs. Doch statt etwas zu sagen, stand der König vom Thron auf und stieg die wenigen Treppen, die zu Alex und Corey führten, hinab.
,,Hast du ihr alles erzählt?" fragte er, an Alex gewant, so leise, dass nur die drei es hören konnten. ,, Ja, alles was sie wissen muss. Nur noch nichts über die Mission." Der König nickte. Oh, Alex hat mir fast garnichts erzählt. Ich musste ihm alles regelrecht aus der Nase ziehen. Corey presste widerwillig die Lippen aufeinander und verkniff sich so die patzige Antwort. ,,Haben sich diesmal die Schatten zurückgehalten?" Neben Corey, verdüsterte sich Alex Miene. ,,Einer hatte sie im Bus am Handgelenk gepackt, sodass sie verflucht wurde. Aber zum Glück hatte ich sie noch rechtzeitig gefunden, ehe sie gestorben wäre." Gestorben? ,, Nachdem ich sie geheilt hatte, kamen immer mehr Schatten, sodass ich bereits am Café, indem Corey arbeitete" Moment, arbeitete? ,, ein Wanderportal erstellen musste." Der König nickte stetig, während Alex Erzählung. ,,Ein Glück seit ihr wohlauf." Er drehte sich nun zu Corey. ,,Ich weiß, es muss schwer sein das alles hier zu verkraften. Aber du musst jetzt über deiner Angst und Verwirrung stehen, hörst du?" Perplex über die direkte Anforderung an ihr, nickte Corey. ,,Du wirst hier im Schloss übernachten, morgen werdet ihr dann zum Orakel wandern und es nach der Prophezeiung fragen." Er wartete nicht auf einer Antwort von Corey, sondern drehte sich schwungvoll um und kehrte zurück zum Thron und ließ sie in Gedanken versunken zurück.
Erst jetzt wurde
Corey klar, dass der König kein Nein zugelassen hätte. Keiner hätte das. Corey war jetzt eine Auserwählte, deren Bestimmung es war, alle hier im Dämmerungsland zu retten.
,,Die Auserwählte und ihr Helfer werden für diese Nacht hier im Schloss übernachten und gleich am Beginn der Morgenröte aufbrechen und zum großen Orakel wandern. Möge ihre Kraft, ihre Gesundheit und ihre Stärke ihnen beistehen!" Ein drittes Mal fingen die Kreaturen im Saal an zu klatschen, während ein Schauer nach dem anderen Coreys Rücken hinunterjagte. Corey kam nun nicht mehr so schnell nach Hause zurück. Sie hatte jetzt eine Bestimmung. Sie musste zu einem Orakel, bei dem Weg dorthin auch noch ihr Leben riskieren und ein ganzes Land vor dem Untergang bewahren. Alex zog leicht an Coreys Ärmel, als er sah, dass seine Freundin mal wieder in Gedanken versunken war. Hastig schaute Corey sich um, während das Klatschen der Bürger des Dammerungslandes anhielt und immer lauter zu werden schien. Doch diesmal konnte Corey nicht lachen. Sie folgte Alex den Gang entlang, zurück zu dem goldenen verziertem Tor, andem Alfred stand und auf sie zu warten schienen. Coreys Magen zog sich schmerzvoll zusammen, während sie die Kreaturen an den Seiten anstarrte. Hoffnung, Erleichterung, Freude. All das spiegelte sich in ihren Gesichtern, doch dies verstärkte nur das Gefühl in ihrem Körper. Sie spürte, dass alle Bürger hier im Raum, nein, alle Bürger im Lande, ihr Vertrauen in ihr legten, sodass es sich anfühlte, als wären tonnenschwere Gewichte auf ihren Schultern, die sie runterdrückten. Die ganze Verantwortung lag nun bei Corey, dabei wusste sie ja nicht einmal, wie sie alle retten konnte.

Das Lied der AuserwähltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt