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Für Alex war Corey von Anfang an nie nur eine Freundin, von nebenan, gewesen. Er fand sie außergewöhnlich, als er sie das erste Mal erblickt hatte und hatte sie nach nicht nur einer Woche, in der sie sich kennenlernten, lieben gelernt. Er wusste das sie was besonderes war, das sie dieses bestimmte Gen in sich trug, aber auch, dass deswegen viele Schatten der verfluchten Seelen hinter ihr her sein werden. Und so lebte er oft in ständiger Angst um sie.
,,Alles gut? Du siehst so nachdenklich aus." ,murmelte Corey mit müder Stimme, sie lag immernoch eng an Alex gekuschelt. Dieser zwang sich zu einem schiefen grinsen, welches jedoch komplett schief ging. ,,Alles klar." Er nahm hastig die Arme von ihr und rückte etwas weg, als habe er jetzt gerade erst gemerkt, wie Nahe sie sich waren, dabei langen sie schon so, als sie zusammen eingeschlafen waren. Corey verfolgte skeptisch jeden seiner Bewegungen mit den Augen, als wolle sie ihn analysieren. ,,Wirklich?" ,hakte sie nach und stand nun ebenfalls auf, klopfte sich etwas Dreck von ihrer Kleidung, da sie im Schlaf die Decke zur Seite geschoben hatte und auf den Boden gerollt war. Wie sie dann zurückgekommen war, wusste sie nicht. ,,Ja." ,sagte Alex gedehnt, während er sich von Corey wegdrehte und runterbeugte, um seinen offenen Schuh zu binden. ,,Du weißt du kannst mit mir reden, wenn dir etwas auf dem Herzen liegt. War es die Nähe?" Sie griff nach Alex und ihrem Rucksack, welchen sie um die Schulter legte, den von Alex jedoch, ließ sie offen. ,,Wir haben doch jetzt diese 'Ich-vertraue-dir-nicht-Phase' hinter uns gebracht." Sie stoppte in ihrer Bewegung unsicher, die Decke, auf der sie beide über Nacht gelegen hatten, halb gefaltet in ihrer Hand. ,,Oder?" Alex schüttelte seufzend den Kopf. ,,Nein nein, das haben wir hinter uns, auch wenn ich mich recht erinnere, dass du angefangen hast." Kurz blitze ein Bild in seinem inneren Kopf auf, nur ganz kurz, doch er wusste, welche Bedeutung dieses Bild für ihn hatte. Es war an einem Frühlingsmittag, Corey und er lagen auf seinem Balkon, der in der Mittagssonne hell erleuchtet gewesen war. Es hätte romantisch sein können, wären Corey und Alex ein Paar gewesen, geschweige denn, dass Corey überhaupt Gefühle für ihn gehegt hätte und er ihr kein großes Geheimnis verschwiegen hätte, weswegen er sie größten Teils der ganzen Jahre anlügen musste. Er konnte sich noch genau an ihre Worte erinnern : ,,Wir geben aufeinander Acht, ok?" Dabei hatte sie ihn mit einer Ernsthaftigkeit angesehen, die er garnicht von ihr kannte. ,,Wir bleiben Freunde und wir helfen uns gegenseitig." Seine Hand wurde von ihrer genommen, gleich nachdem sie diese Worte ausgesprochen hatte. ,,Alex!" ,erklang es energisch von Corey. Diese hatte sich zu ihm gesellt und schnippste nun mit einem Finger vor seinem Gesicht herum. ,,Ich habe dich was gefragt!" ,,Was?" ,fragte er eine Spur zu bissig, wie er merkte und Corey hob abwehrend ihre Hände. ,,Ich wollte nur fragen, ob du auch mal deine Tasche nehmen willst." Sie hatte die Decke in Alex Rucksack getan, die er, als er sie sah, aus Coreys Händen riss. Er wusste, sie konnte nichts für seine Gefühle ihr gegenüber und sie wusste ja nicht einmal, dass er ihr überhaupt stärkere Gefühle, als Freundschaft, ihr vorwies. ,,Ich sag doch, dass was ist." ,murmelte sie leise und beobachtete ihn dabei, wie er nicht antwortete und sich die Träger um seine Schultern schlangen, wobei einer der beiden viel zu kurz eingestellt war. Als dies auch Alex bemerkte, fing er an ruckartig an dem Träger zu ziehen, er hatte einfach keinerlei Nerven mehr für alles, wie es schien. ,,Komm warte." Corey trat vorsichtig näher heran, die Gefahr, dass Alex jedoch gleich, mit den Nerven am Ende, explodieren könnte, im Hinterkopf und fing an Alex misslungender Versuch zu beheben. Alex sah sturr, mit zusammengezogen Augenbrauen, weg, ganz so, als würde er ihren Ablick nicht ertragen. Unbehaglich biss sie sich auf die Unterlippe, mit schnellen Fingern hatte sie das Chaos am Rucksack gelöst und trat ein, zwei Schritte zurück. ,,Danke." ,murmelte Alex leise und warf einen knappen Blick auf das Ergebnis, rückte die Tasche zu recht und atmete hörbar aus. ,,Dann los."
Corey folgte ihrem Freund aus der kaputten, von Pflanzen umwucherten, Kirche, durch den merkwürdig verschwommenen Schleier, der ihnen Sicherheit über Nacht gewährt hatte -Sie hatte die Vermutung, dass ein Zauber auf dem Gemeuer liegt, da keine Wesen durch ihn hindurch können, was nach reichlicher Überlegung auch am Logischsten klang- und beide kamen wieder an der anderen Seite des Schleiers hinaus. Sie versuchte sich diese Stelle, dieses Gemeuer gut einzuprägen, denn es könnte ihr noch einmal vom großen Nutzen sein. Corey kam einfach nicht klar mit Alex merkwürdiger, sich ständig wechselnder, Art. Er war wie ein nicht lösbares Rätsel für sie. Sie selbst wusste nicht, wie ihre Laune in Alex Augen aussah. Vielleicht sollte ich mal in Ruhe mit ihm darüber reden, überlegte sie. Die Situation sollte nicht noch merkwürdiger werden, als sie ohnehin schon ist. ,,Weißt du, Corey. Du erinnerst mich an Allison." Perplex unterbrach sie ihre Gedankengänge, als Alex das Wort erhob. ,,Das hatte Tatjana mir auch gesagt." Warum fing er jetzt damit an? ,,Weil es stimmt." Das Laub unter ihren Füßen raschelte, Corey warf lustlos mit ihrem Fuß ein paar ausgetrocknete Blätter in die Luft. ,,Du siehst ihr ähnlich." Die Blätter segelten nacheinander wieder zu Boden. ,,Ach ja?" ,,Ja. Und der Charakter von ihr, ist deinem ebenfalls gleich." Alex lächelte leicht, seine Augen funkelten, vor einem Tag hatte er bei ihrer Frage, wer denn die erste Auserwählte war, nur die Lippen zusammengepresst und mit Schweigen geantwortet. Wie seine Stimmung sich einfach so schnell wechseln konnte, kam es ihr in den Sinn. ,,Und wie war ihr Charakter?" ,,Sie war tapfer, aber auf einer Weise für sich. Sie liebte das Risiko und auch, wenn sie jemanden helfen konnte. Obgleich einem guten Bekannten oder einem, der ihr völlig fremd war." ,,Woher weißt du so viel über sie? Wenn ich mich recht erinnere, warst du nicht ihr Helfer." Sie kam nicht drumrum, den angeseuerten Ton zu verstecken. ,,Wir haben zusammen viel Zeit verbracht." ,rechtfertigte er sich. ,,Sie verstand viel Spaß, hatte aber nie das Große und Ganze aus den Augen verloren." War da Bewunderung in seiner Stimme? ,,Sie war ein Fall für sich. Manchmal verlor sie sich auch in Gedanken, Träumen, aus denen sie man oft wieder hervorholen musste." Ganz klar. Corey atmete zittrig ein. Alex bewunderte Allison. ,,Ihr seid euch beide in diesen Punkten gleich, aber ein paar Unterschiede gibt es schon." ,,Ich kann es kaum erwarten, sie zu hören." ,murmelte seine Freundin ironisch und Alex deutete dies als Aufforderung weiter zu erzählen. Die Ironie vollkommend übersehend. ,,Während du oftmals glücklich und beschwingt durch das Leben gelaufen bist, war sie an manchen Tagen sehr für sich. Ihre Blicke verloren sich, kein Lächeln erschien in ihrem Gesicht, oft für Tage. Sie hatte irgendwas gehabt und wir, dass heißt Lee, Tatjana und ich hatten es uns zur Aufgabe gemacht, ihre Probleme oder sogar Ängste aufzudecken." Corey ging der Vergleich zwischen ihr und Allison langsam auf die Nerven. Als würde ein kleines Männchen in ihrem Kopf Behauptungen, Beispiele und Vergleiche gegen ihr Gehirn werfen, diese würden dran kleben bleiben und sie immer weiter nerven. Das kleine Männchen in ihrem Kopf schrie und schrie und löste ein ungewohntes Gefühl in ihrem Körper aus. Eifersucht. Seit wann hege ich solche Gefühle für ihn? Wir sind nur Freunde! ,,Tut mir Leid, dass ich mich in manchen Dingen von Allison unterscheide." ,blaffte sie Alex entgegen, der die Stirn runzelte, Coreys Schritte verschleunigten sich. ,,Dass ich nicht so viele Probleme habe, wie sie. Ganz offensichtlich findest du das inakzeptabel." Sie lachte freudlos auf. ,,Bewunderst du sie deswegen?" ,,Was?" Alex Stimme schoss mehrere Oktaven höher. Ob vor Empörung oder Wut, Corey wusste es nicht. Aber sie wusste auch, dass sie zu weit ging, doch sie konnte einfach nicht stoppen ,,Warum findest du sie so bewundernswert? Wie ihr doch alle sagt, sind wir beide uns ähnlich." Alex wusste wirklich nicht, was plötzlich in Corey gefahren war. Er wollte nun endlich mal über seine verstorbene Freundin reden, etwas, was Corey selber noch vor einen Tag wollte und nun will sie, dass er jedes erdenkliche Kommentar, über Allison, für sich behielt. ,,Jetzt komm einmal runter." Er schüttelte den Kopf. ,,Siehst du nicht, dass es immer in Streit ausartet, wenn wir miteinander diskutieren?" Corey hob im Laufen trotzig das Kinn. ,,Du wolltest doch über Allison reden." ,fing sie an, doch ihr Helfer unterbrach sie stöhnend. ,,Corey. Ich wollte mit dir über sie reden, erstens, weil du nach ihr gefragt hast, zweitens, weil ich mit jemanden darüber reden möchte und drittens, weil es sonst wieder so still zwischen uns gewesen wäre." ,,Hattest du.." ,Corey zögerte leicht und zupfte unbehaglich an ihrer Jacke, sie schien auf einmal so kleinlaut. ,,Hattest du Gefühle für sie?" Alex Miene wirkte verblüfft. ,,Für Allison?" Ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen, als er bemerkte, dass sie es vermiet ihn ins Gesicht zu schauen. ,,Oh nein." Er hob kopfschüttelnd eine Hand, die er auf Coreys Schulter legte und tätschelte. ,,Nein, nein. Lee war mit Allison zusammen." ,,Lee?" ,rutschte es ihr ungläubig heraus. ,,Jap." Er ploppte das p laut. ,,Und warum hat er gestern mit mir geredet, obwohl ich seiner Freundin so ähnlich bin?" Alex Mund entwich ein leiser Seufzer. ,,Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich wollte er einfach jemanden um sich haben, der ihm das Gefühl gibt, sie nicht ganz verloren zu haben." Bedrückt sah Corey auf den Waldboden. Wie Alex dennoch zuvor gesagt hatte, sie unterschied sich trotzdem von der ersten Auserwählten und Lees verstorbener Freundin. Ihre Füße traten auf kleine Äste, die knackten, als sie drauftrat, bunte Blätter erleuchteten den trostlosen Weg. ,,Und du?" Während sie sprach, musterte sie immer noch den Boden. ,,Was, und ich?" ,fragte er leicht dümmlich. ,,Hast du eine Freundin hier? Ich meine, eine, die du sehr doll magst?" Warum sie dies fragte, konnte sie nicht erklären und insgeheim fürchtete sich ein Teil von ihr, vor der Antwort. ,,Nein.." Er zögerte kurz. ,,Ne, niemanden." ,,Wirklich nicht, Katzenboy?" Ihre Augen funkelten schelmisch auf. ,,Wie kannst du denn keine Freundin haben, wenn du doch ein Helfer einer Auserwählten bist und dabei auch noch im Schloss wohnst?" Alex zuckte unbeteiligt mit den Schultern.
Plötzlich erklang eine Stimme, ganz Nahe, vermischt mit einem unbekannten Geräusch. So plötzlich, dass Corey und Alex überrascht herumwirbelten. ,,Das frage ich mich auch." Und ein Mädchen, mit einem dunklen Umhang, trat hervor. ,,Bei deinem Aussehen." Sie war Corey sofort unsympathisch.

Das Lied der AuserwähltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt