Kapitel 5

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Am nächsten Morgen wurde ich von meinem nervigen Wecker geweckt, welchen ich gestern Abend noch schnell eingestellt hatte. Innerlich hatte ich die ganze Zeit gehofft, dass alles nur ein böser Traum war, aber dem war offensichtlich nicht so.

Genervt stöhnte ich und schwang meine Beine aus dem Bett. Toby hatte mir gestern mitgeteilt, dass ich um halb sechs von einem Fahrer abgeholt werde, welcher mich dann die ganze Strecke von Los Angeles zu irgendeinem kleinen Kaff in Wyoming fahren wird. Mit dem Flugzeug zu fliegen war natürlich keine Option gewesen.

Schlurfend lief ich in mein Bad und machte die Dusche an. Dann zog ich mich aus und stellte mich darunter. Fast schrie ich auf, als das kalte Wasser auf meinen Körper tropfte und hinunterfloss. Aber wenigstens wurde ich so etwas wacher. Nachdem ich mich fertig eingeseift hatte, schnappte ich mir mein Handtuch und trocknete mich ab. Dann putzte ich mir in Windeseile meine Zähne und band meine Klitschnassen Haare zu einem Dutt zusammen, damit sie mir nicht ins Gesicht hingen.

Mein Make-Up hatte ich gestern schon zur Sicherheit eingepackt, wobei ich eigentlich ziemlich überzeugt war, dass ich es nicht brauchen werde. Nachdem ich im Bad fertig war, warf ich noch einmal einen letzten Blick in das Schlafzimmer, dann schloss ich meine Tür und lief die Marmortreppen hinunter in das Wohnzimmer, wo schon mein Koffer stand. Daneben auf der Couch saßen Toby, Jason, mein Dad und ein mir fremder Mann, welcher aber extrem gut aussah. Wenigstens werde ich auf der Fahrt meinen Spaß haben.

»Fertig?« fragte Toby und lächelte mich an. Er war der erste gewesen, der mich entdeckt hatte. »Ja.« antwortete ich und versuchte erst gar nicht, meine schlechte Laune zu verstecken. Ich hatte einfach keine Lust, ein Jahr mitten im Nirgendwo zu verbringen, vor allem, da ich diese Leute ja nicht einmal kannte.

Der gut aussehende Mann erhob sich von der Couch und schnappte sich meine zwei Koffer und machte sich vermutlich auf den Weg zum Auto, damit er sie einladen konnte.

Mein Vater, Jason und Toby standen auch von der Couch auf. Während Jason und Dad mich immer noch sauer ansahen, was ich inzwischen gar nicht mehr verstand, sah mich Toby einfach nur traurig an. Deswegen mochte ich ihn lieber als Jason. Ich mag zwar meine beiden Brüder, aber Toby war schon immer der einfühlsamere der beiden gewesen.

Wir liefen gemeinsam zu der Haustür. Während ich mir meine weißen Chucks anzog, war es komplett still. Eigentlich war mein Plan, ohne Verabschiedung zu verschwinden, denn immer noch war ich wahnsinnig sauer auf die beiden, doch sie hatten mir offensichtlich einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Toby öffnete die Tür und schob mich sanft aus dem Haus. Schnell schnappte ich mir noch meinen Rucksack und meine Strickjacke. Dann lief ich als erste die Treppen hinunter zu dem Auto, was direkt vor en Stufen geparkt hatte. Ich öffnete die Beifahrertür und stieg ohne ein Wort ein. Von Toby hatte ich mich gestern im Zimmer bereits verabschiedet, da ich das nicht vor Jason und Dad machen wollte.

Apropos Dad. Wo war eigentlich seine tolle Frau die Hexe? Das musste ich Toby unbedingt bei unserem nächsten Telefonat fragen, was hoffentlich bald stattfand.

Ich schloss die Beifahrertür und sah so kalt wie möglich in die Augen von Jason und meines Vaters. Sie sollen sich ruhig schlecht fühlen. Ich hörte wie der Fahrer neben mir einstieg und dann auch schon den Motor startete.

Kurz war ich davor, ihnen noch den Mittelfinger zu zeigen, hielt mich jedoch zurück. So etwas war nun wirklich nicht angemessen. Seufzend lehnte ich mich zurück und zog meine Schuhe wieder aus. Verdammt, diese Fahrt würde wahnsinnig langweilig und anstrengend werden. Verdammt, ich wollte nicht!

Nach einer sehr langen Autofahrt und einigen Pausen, fuhren wir immer weiter in das Herz von Wyoming. Auf dem Navi konnte ich sehen, dass wir etwa noch drei Meilen von dem Ziel entfernt waren. Glücklich darüber war ich nicht. Denn um uns herum befanden sich nichts außer Felder und ein kleiner Wald, durch welchen wir gleich hindurch fahren werden. Vereinzelnd sah man kleine Häuser und Pferde- oder Kuhweiden.

Please, no Love (beendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt