Kapitel 6

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Als ich aufwachte, war das erste was ich spürte, eisige Kälte. Verwirrt öffnete ich meine Augen und war ganz durcheinander, wieso ich nicht in meinem Bett in Los Angeles lag, bis mir alles wieder einfiel.

Die Erinnerungen meiner Ankunft, dem Essen, dem Streit und meinen Fall in den Abgrund prasselten auf mich herein und verursachten, dass ich Kopfschmerzen bekam.

Ich öffnete meine Augen und sah nach rechts. Neben mir schlief der Hund von gestern. Nun konnte ich ihn besser erkennen und war etwas geschockt. Er war komplett dreckig. Sein Fell war mit getrockneten Schlamm verkrustet und seine Pfoten waren auch komplett voller Schlamm. So konnte ich nicht erkennen, welche Farbe der Hund eigentlich hatte.

Vorsichtig strich ich über seinen Kopf, was ihn dazu veranlasste, seine Augen zu öffnen. Ich erschrak leicht, denn er besaß wunderschöne blaue Augen, welche mich an einen wolkenlosen Himmel im Sommer erinnerten.

»Guten Morgen.« hustete ich und bemerkte erst jetzt, wie sehr mein Hals eigentlich wehtat. Prüfend betastete ich auch meinen Knöchel, welcher immer noch schmerzte. Ich verzog schmerzhaft mein Gesicht, als ich versuchte, mich an der Wand irgendwie hochzuziehen.

Als ich nach einigen kläglichen Versuchen endlich stand, stand auch der Hund auf und bellte kurz, dann hechelte er und es sah aus, als würde er mich vorsichtig anlächeln. Ich schloss einmal kurz meine Augen und versuchte das leichte Schwindelgefühl zu vertreiben.

Ich war sehr anfällig auf Kreislaufprobleme, wenn ich in der Früh nichts trank. Deswegen musste ich so schnell und vorsichtig wie möglich zurück zur Ranch.

Ich sah mich um und bemerkte, dass dieser Abgrund gerade mal zwei Meter hoch war und ich mit ein bisschen Mühe hinausklettern konnte. Seufzend sah ich den Hund an und dann den Abgrund. Ich musste ihn auch irgendwie hier raus holen, vielleicht ist er ja auch hineingefallen. Prüfend sah ich ihn an, konnte aber keine Verletzungen feststellen.

»Okay« sagte ich leise und räusperte mich. Dann drehte ich mich zu dem Hund um. »Ich muss dich jetzt hier hoch heben, okay? Es geht auch ganz schnell.« Kurz sah mich der Hund prüfend an, dann machte er eine Kopfbewegung hinter sich. Fragend sah ich ihn an, als er langsam loslief und dann hinter sich sah, um sicher zu gehen, dass ich ihm folgte.

Als ich immer noch an Ort und Stelle stand, bellte er kurz und lief dann zu mir zurück. Er stellte sich hinter mich und stupste mich mit seiner Schnauze an um zu signalisieren, dass ich in diese Richtung laufen soll.

Ich seufzte ergeben und setzte mich vorsichtig in Bewegung. Humpelnd lief ich dem Hund nach und um eine Ecke. Hinter dieser Ecke befand sich ein kleiner Hügel, den man Problemlos hochklettern konnte. »Kluger Hund.« flüsterte ich und strich ihm über seinen Kopf. Dann machte ich mich daran, denn Hügel hinaufzugehen.

Als wir oben angekommen waren, sah ich mich um. Dadurch, dass es Winter war, gab es kaum Bäume mit Blättern, weswegen ich glücklicherweise etwas weiter weg Pferdekoppeln erkennen konnte. Erleichtert atmete ich aus und sah prüfend neben mich.

Neben mir saß immer noch der Hund und sah von unten auf mich hinauf und bellte einmal kurz. »Möchtest du mitkommen?« fragte ich nach einer kurzen Stille und wieder bellte er, dann fing er an vorzulaufen.

Dann wäre das auch geklärt, der Hund würde mitkommen. Ich hoffe, dass ich ihn behalten kann, aber ich möchte ihn wenigstens waschen.

Auch ich setzte mich in Bewegung und lief dann so schnell es ging dem Hund hinterher. Inzwischen war es schon fast ganz hell. Rechts neben uns konnte man die Sonne aufgehen sehen, was einfach nur wirklich schön aussah. In Los Angeles oder London, woher ich kam, konnte man so etwas einfach nicht beobachten.

»Nicht so schnell!« rief ich, als der Hund anfing etwas schneller zu laufen. Sofort lief er langsamer und wartete auf mich. Mir fiel auf, dass ich keinen Namen für den Hund hatte, weswegen ich anfing zu überlegen.

»Da du ja mitkommen möchtest« sagte ich und sah auf den Hund herab »Brauche ich einen Namen für dich!« Der Hund bellte als Zustimmung und ich fing an zu lächeln.

»Okay, ich würde vorschlagen, dass du einfach bellst, wenn dir der Name gefällt.« sagte ich und zustimmend bellte der Hund. »Wie wäre es mit Bello?« beleidigt sah er mich an. Er hatte Recht, der Name war schrecklich und zu unkreativ.

»Dave?« fragte ich und der Hund winselte. Okay, ich musste zugeben, der Name war für einen Hund auch ziemlich unpassend. Ratlos sah ich in den Himmel und wäre dabei fast beim Gehen über einen Stein gestolpert. Plötzlich kam mir eine Idee.

»Ich hab's!« rief ich und der Hund sah mich skeptisch an und blieb stehen. »Sky.« sagte ich und sofort fing der Hund an zu bellen. Gut, dann wäre das auch geklärt. »Komm Sky, lass uns schnell zur Ranch, denn mir persönlich ist echt kalt.« lachte ich und Sky bellte.

Wenigstens hatte ich hier schon mal einen Freund gefunden. Auch wenn es „nur" ein Hund war.

Nach etwa fünf Minuten kamen wir an dem hinteren Teil einer Koppel an. Wir beide schlüpften durch den Holzzaun hindurch und liefen dann durch das teils noch hohe Gras weiter zur Ranch.

Alles war still und friedlich bis man plötzlich Hufgetrampel hörte und der Boden anfing zu beben. Überrascht sah ich auf und sah, wie eine Horde an Pferde direkt auf Sky und mich zu rannte.

»Scheiße!« schrie ich und lief so schnell ich konnte an den Rand des Zaunes. Wäre ich in der Mitte stehen geblieben, wäre ich spätestens jetzt zertrampelt worden. Verdammt, das war wahnsinnig knapp gewesen. Leicht lächelnd sah ich auf Sky hinab, welcher aber plötzlich anfing zu bellen.

Überrascht sah ich nach vorne und sah, wie ein pechschwarzes Pferd in einer enormen Geschwindigkeit auf mich zu gelaufen kam. Wie angewurzelt blieb ich stehen und sah mit aufgerissenen Augen zu, wie das Pferd immer näher kam.

»Scheiße!« hörte ich auf Spanisch jemanden laut fluchen. Ja, dieses Wort beschrieb diese Situation wohl am besten. Innerlich verabschiedete ich mich schon einmal von meinem Leben, jedoch spürte ich plötzlich einen Windhauch und hörte ein schnauben.

Überrascht öffnete ich meine Augen, welche ich vor Schreck reflexartig zugemacht hatte. Direkt vor mir stand das schwarze Pferd. Kurz schnaubte es und roch dann an meinem Körper. Immer noch stand ich wie angewurzelt da und war Starr vor Schreck. So nah war ich keinen Pferd gewesen, seit...

Ich stoppte meine eigenen Gedanken, um nicht anfangen müssen zu heulen. Immer noch hatte ich es nicht ganz verarbeitet, was diese Begegnung mit diesem Pferd nicht gerade besser machte.

Plötzlich spitze das Pferd seine Ohren und spannte sich an. Verwirrt sah ich mich um und sah, wie eine aufgebrachte Ann, der ältere Mann von gestern und Jonas auf mich zu gerannt kamen.

»Kathy!« rief Ann und das Pferd erschrak sosehr, dass es mich fast umrannte, als es an meiner rechten Seite vorbei galoppierte. »Oh mein Gott.« flüsterte Ann und umarmte mich. Überrascht ließ ich es über mich ergehen und klopfte ihr unbeholfen.

»Weißt du eigentlich, wie wahnsinnig große Sorgen wir uns gemacht haben? Einfach so abzuhauen und nicht wieder zu kommen?« fragte Ann und sah mich dabei enttäuscht an. Anscheinend hatte ihr toller Sohn ihr nicht alles erzählt.

»Eigentlich wollte ich auch dann wieder zurück, aber ich habe meine Taschenlampe verloren und bin dann in einen Abgrund gestürzt und habe mir meinen Knöchel verstaucht.« versuchte ich mich zu verteidigen und Ann nickte mitfühlend.

»Und wer ist dieser Hund?« fragte sie und ich sah sie bittend an. »Sky, der hier wohnen darf, weil ich ihn gefunden habe?« fragte ich und Ann nickte ergeben und lächelte leicht. »Kommt ins Haus.«

Please, no Love (beendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt