Kapitel 4

16 2 0
                                    


Wir gingen schlendernd durch die Straßen und schauten uns die Schaufenster der kleinen Läden an, die ich so gerne mochte.
In den einen oder anderen gingen wir rein, schauten uns um und manchmal kauften wir auch etwas. Maya kaufte sich einen zart rosa Schal mit dunkelblauen Punkten. Ich dagegen kaufte mir neue Kopfhörer für meinen iPod. Wir unterhielten uns, lachten und ärgerten uns. Die Zeit war so schön.
Wir kamen an ihrem Haus an. Sie sah mich an und sagte: „ Ich werde es ihnen heute sagen. Beim Abendessen. Dann musst du nicht mehr durch den Garten schleichen." Bei dem letzten Satz schmunzelte sie und schaute mich mit ihren wunderschönen Augen an und gab mir einen Kuss. Überall strömte Wärme in meinen Körper. Ich erwiderte den Kuss und nahm sie in die Arme. Dann lösten wir uns von einander. Unsere Hände trennten sich als letztes, als sie auf ihre Haustür zulief. Ich rief ihr noch hinterher, als sie gerade in die Tür ging: „Ich liebe dich, Maya!" Sie schaute über ihre Schulter zurück und sah ein bisschen überrascht aber auch glücklich aus. Lautlos formte sie mit den Lippen: „Ich dich auch!" Sie warf mir noch einen Luftkuss zu und verschwand in dem monströsen Haus der Zieglers.
Ich drehte um und ging Richtung Wald. Ich spazierte an den Feldern entlang und beobachtete ganz leise die Vögel in den Bäumen und Büschen. Nach einer Weile machte ich mich wieder auf den Weg nach Hause. Die Sonne ging gerade unter, als ich in die Mühlenstraßen einbog.
Ich hörte, wie Vorhänge beiseite geschoben wurden und Fenster geöffnet. Alle beobachteten mich. Sie wollten den Grund wissen, warum der böse Junge von nebenan nur so leichten Schrittes nach Hause ging und nicht vorsichtig und umsichtig auf dem Gehweg lief.
Ich ignorierte die anderen und stellte mir nur Mayas Gesicht vor. Bald würde sie zum ersten Mal mein Haus sehen. Ich würde sie allen Nachbarn persönlich vorstellen und einen Apfelkuchen mitbringen. Ich würde sie vor allen Leute beschützen, die sie nicht mögen oder denken sie sei nicht gut genug für mich. Ich würde sie vor den Beschützen, die denken, sie sei so schlecht und ungezogen wie ich.
Ich bog in unseren Vorgarten ein, indem ich das Gartentor öffnete und über das Quietschen schmunzeln musste. In den Ferien würde ich es mal ölen und frisch anstreichen. Leichten Schrittes lief ich auf die Haustür zu und schloss sie auf. Ich rief: „Ich bin wieder da!"
Das hatte ich noch nie getan. Aber es fühlte sich gut an, wenn man weiß, dass zuhause jemand auf dich wartet. Ich ging in die Küche und traf dort auf meine versammelte Familie. Alle schauten mich überrascht an. „Hallo mein Schatz!", sagte meine Mutter. Mein Vater brummte vor sich hin und mein Bruder fragte direkt:        „Warum bist du zuhause?"
„Weil ich hier wohne?!", erwiderte ich und setzte mich an einen Stuhl und fing an, mir ein Butterbrot zu schmieren. Alle starrten mich immer noch ungläubig an, als wissen sie nicht, was sie sagen sollen. Mein Vater fing sich als erster wieder, was mich nicht wunderte.
„Was hast du ausgefressen, Junge? Oder sollen wir direkt zu deinem Schuldirektor fahren oder besser zur Polizei?" Mein Vater schaute mich grimmig an.
„Ich habe nichts gemacht... Ich muss euch nur was sagen... Äh...ich...also...ich habe eine Freundin..." Bei den letzten Worten wurde ich immer leiser. Nicht, dass ich mich für Maya schämen würde, nein, sie ist das Beste was mir je passiert ist, nur ich wusste nicht, wie meine Familie reagieren würde. Alle starrten mich mit offenem Mund an. Mein Bruder verschluckte sich an seinem Brötchen und schlug sich auf die Brust. Mein Vater legte eine Stirn in Falten, da er überlegte, ob er mir glauben sollte oder es einfach ein Scherz war. Er dachte, es sei einfach mal ein dummes Mädchen, die sich auf mich einlässt und in einer Woche, wäre alles wieder vorbei. Meine Mutter reagierte jedoch am unerwarteten. Sie hatte den Mund aufgerissen und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Ihre Unterlippe fing an zu zittern. Sie schmiss ihre Serviette auf den Tisch, sprang auf und kam schnell um den tisch zu mir gelaufen und nahm mich in den Arm. Jetzt merkte ich die heißen Tränen auf ihren Wangen. Ich schloss die Augen und schloss sie fest in die Arme. Es fühlte sich so gut an, mal wieder ein bisschen Liebe von wenigsten einem meiner Familie geschenkt zu bekommen.
„Ich...ich...freue mich so für dich...", schluchzte sie in meine Schulter. Ich war einen Kopf größer, als meine Mutter; deswegen lag ihr Kopf an meiner Schulter und mein Kopf ruhte auf ihrem Haarschopf. „Ich...ich...habe... es in deinen Augen gesehen... Ist...ist es denn Liebe?", flüsterte meine Mutter an meine Brust. „Ja. Ich liebe Maya!", sagte ich voller Selbstbewusstsein. Meine Mutter löste sich von mir und ich sah in ihr Gesicht. Es war aufgequollen, rot, nass von den Tränen, aber vor allem sah man in ihrem Gesicht, dass sie glücklich war. Sie strahlte mich an mit ihren kleinen braunen Augen. In dem Moment wusste ich, sie würde Maya, wie eine Tochter lieben. Meine Mutter löste sich von unserer Umarmung und setzte sich immer noch strahlend an ihren Platz. Ich setzte mich auch wieder und schaute meinen Vater an. Auch er schmunzelte. „Lade sie doch morgen zum Abendessen ein. Ich versuche früher nach Hause zu kommen, damit ich deiner Mutter beim Kochen helfen kann.", meinte er und biss grinsend in sein Käsebrötchen. Wow. Wenn mein Vater früher nach Hause kommen wollte, war ihm etwas sehr wichtig. Und dann kam er meistens ungefähr eine Stunde bis zwei Stunden früher nach Hause. „Gerne! Ihr werdet Maya lieben, so wie ich. Sie ist bezaubernd! Also wir kommen dann so um 20:00Uhr?", sagte ich strahlend. Mein Vater nickte stumm und aß weiter. Ich stand auf gab meiner Mutter einen Kuss auf die feuchte Wange und ging runter in mein Zimmer. Ich wartete ungeduldig eine Stunde, bevor ich Maya anrief, da ich ihr Gespräch mit ihren Eltern nicht stören wollte. IN der Zeit lief ich in meinem Zimmer auf und ab, räumte mein Zimmer auf, duschte mich und las ein bisschen.
Ich rief an. Ein Freizeichen. Ein zweites. „Hallo?", fragte eine aufgedrehte Maya. „Hallo, meine Hübsche!", sagte ich zu dem Hörer. „Alles okay bei euch? Wie lief es?", fragte ich sehr nervös. „Alles okay! Meine Eltern wollen dich aber möglichst bald kennenlernen! Sie wollen wissen, wer der Grund ist, dass ich so glücklich bin! Und bei dir?", meinte sie und ich merkte an ihrer Stimme, dass sie überglücklich war. „Bei mir auch, Hast du Lust morgen Abend um so ungefähr 20:00Uhr, bei uns zu Abend essen? Mein Vater kommt extra früher nach Hause! Alle freuen sich auf dich. Meine Mutter hat sogar geweint!", sagte ich lächelnd. Erst jetzt hörte ich ein kleines Schluchzen. „Was ist denn los?!", fragte ich leicht panisch. „Ich frage mich nur... was ist wenn deine...wenn deine Eltern mich nicht mögen? Bleiben wir dann trotzdem zusammen?", fragte Maya sehr schüchtern zwischen ein paar Schluchzern. „Maya, ci hiebe dich und werde immer mit dir zusammen bleiben. Egal was passiert. Wir sind verlobt, weißt du nicht mehr?", fragte ich schmunzelnd, „Und außerdem werden meine Eltern und mein Bruder dich lieben!" Plötzlich stockte ich. „Hast du deinen Eltern schon erzählt, dass wir verlobt sind?", fragte ich. „Nein, du etwa? Ich dachte wir sollten nicht gleich alles auf einmal und dann noch so plötzlich erzählen. Eins nach dem anderen.", sagte sie wieder entspannter. „Das dachte ich auch. Also bis morgen?", fragte ich erleichtert. „Ja bis morgen! Gute Nacht!"
„Gute Nacht! Und mach dir nicht so viele Sorgen! Träum' was Schönes!", sagte ich, machte ein Kussgeräusch und legte auf.
Ich machte mich für das Schlafen fertig und legte mich ins Bett. Morgen würde Maya meine Welt kennenlernen, Da soll alles perfekt sein!
Morgen ist ja zum Glück Samstag, da kann ich alles vorbereiten. Ach, Maya, meine Eltern werden dich lieben...

Die Todesengel Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt