„Und Wie berechnet man dann das hier?", fragte mich Leia. Abwesend tippte ich auf die vorherige Aufgabe.
Ich nippte an meiner Tasse Kaffee und starrte vor mich hin.
„Ich musste Leia von diesen gestörten Personen beschützten und verstecken." , war mein einziger Gedanke. Die Todesengel durfte nicht wissen, dass Leia bei mir wohnt, dass sie eine Freundin von mir ist, dass ich sie mag, dass ich sie überhaupt kenne und dass sie ein Engel ist. Sie würden sie umbringen! Mit schrecklichen Schmerzen würden sie Leia foltern und schließlich langsam und qualvoll sterben lassen.
Das konnte und ich wollte ich Leia nicht antun.
„Was ist los?", fragte sie mich mit sanfter Stimme und legte ihre Hand auf meine und strich mit ihrem Daumen über meinen Handrücken.
Ich schaute auf unsere Hände und lächelte. „Nichts. Alles okay.", danach fragte ich noch, „Bist du fertig mit der Aufgabe?"
Ich schaute auf den Block vor ihr und sah, dass die komplette Aufgabe gemacht und richtig war.
Ich grinste sie an. Sie sollte nichts von meinen Ängsten mitbekommen.
„Komm, lass uns in raus gehen." Ich nahm sie an die Hand, schnappte mir die Schlüssel und mein Geldbeutel von der Kommode im Flur und wir rennen lachend die Treppen hinunter.
Ich stoße die schwere Haustür auf und Leia rennt an mir vorbei auf die Straße.
Wir schlenderten an den Läden vorbei und ich zog Leia in das eine hin und wieder hinein.
Gerade saß ich in einem weichen Ledersessel in der
Damenumkleide und wartete auf Leia, die sich mit einem Haufen Klamotten hinter dem Vorhang verkrümelt hatte.
Ich schaute mich um und sah, dass die anderen Umkleidekabinen leer waren, was nicht ungewöhnlich in diesem kleinen Laden war.
Außer einer Verkäuferin und einem Mädchen, dass ungefähr 13 Jahre alt sein musste, waren wir ganz allein in dem Laden.
Der dunkellilane Vorhang fiel in leichten Wellen auf den Boden und ich war gespannt darauf, was Leia als erstes anziehen würde und wie ihr die „normalen" Sachen stehen würden.
Ich konzentrierte mich gerade auf die Klamotten, die jemand an „die Stange für nicht gewollte Sachen" gehängt hatte.
Die Klamotten heir waren billig, aber von guter Qualität, weshalb ich gerne hier einkaufte.
Leias Vorhang wurde beiseitegeschoben und sie trat in einem weißen, ein bisschen bauchfreien T-Shirt mit schwarzer Schrift und einer schwarzen Jeans, die an den Knien und Oberschenkeln ein wenig zerrissen war heraus und starrte mich an. Ihre dunkelbraunen Haare hatte sie aus ihrem Zopf gelöst und die einzelnen Strähnen fielen schön um ihr Gesicht. Ihr wunderschönen Augen sahen mich abwartend an.
Dieses Outfit hatte die junge Verkäuferin uns in de Hand gedrückt.
Ich war nicht überzeugt. Leia war nicht so wie alle anderen Mädchen und sollte deshalb auch nicht aussehen wie sie.
Ich schüttelte den Kopf und ich sah wie ihr ein Stein vom Herzen fiel.
„Zum Glück gefällt es dir nicht! Ich dachte schon ich müsste jetzt mit so was", sie zeigte auf ihr Outfit, „herumlaufen!" Sie verdrehte die Augen und ich musste lachen.
Sie verschwand wieder hinter dem Vorhang und kam ein paar Minuten später in einem hellblauen Kleid heraus, dass bin knapp über die Knie ging. Es fiel luftig an ihrem Körper herab und ein paar grüne Flecken konnte ich als Pflanze identifizieren, die ihr Blätter an verschiedenen Stellen auf dem Kleid hinterlassen hatte.
Der Kontrast von Leias Haaren war wunderschön.
Leia strahlte mich an und lächelte mich mit einem lächeln an, dass ich noch nie an ihr gesehen hatte. Es ließ ihre Augen funkeln und ließ sie so schön aussehen, dass ich hastig ein altes und schon benutztes Taschentuch aus meiner Jacke kramte und mit dem Kuli, den ich immer dabei hatte, anfing sie zu zeichnen.
Ich beeilte mich, da ich nicht wollte, dass sie den Ausdruck in ihren Augen änderte.
Doch Leia machte mir einen Strich durch die Rechnung. „Hey, was machst du da? Oh mein Gott! Du malst mich?! Okay", sie stellte sich in eine komische Pose und machte einen verführerischen Blick, „So oder", sie änderte die Pose, „so?"
Ich schüttelte nur ärgerlich den Kopf und ihre Schultern fielen ein wenig ein.
„Nein! Warum hättest du nicht stehen bleiben können?", motzte ich sie an.
Schüchtern zuckte sie ein paar Millimeter hoch mit den Schultern. Tränen kamen ihr in die Augen.
Ich blickte nur auf die angefangene Zeichnung. Ihre Augen fehlten und ihr Mund.
Es sah aus wie ein Phantom oder Ähnliches.
Maya hatte nie ein Bild zerstört. Sie war immer still geblieben und ein paar Sekunden noch verharrt, bis ich das Wichtigste eingefangen hatte. Ihren Blick.
Aber so, so konnte ich nicht arbeiten!
Wie sollte ich wieder Porträts zeichnen können, wenn mir meine Muse fehlte? Wie sollte ich zeichnen können, wenn mein Bild nicht fertig werden konnte, weil die Person, die ich zeichnen wollte, das Bild verdarb durch ihre Dummheit?
Warte, stopp! Leia war nicht dumm! Sie war wunderschön und wusste einfach nicht wie man sich verhielt. Man hatte es ihr nie gezeigt. Woher sollte sie dann wissen, wie man für mich oder einen anderen Künstler Modell steht? Gar nicht. Richtig.
Aber Maya hatte man es auch nie zeigen müssen. Sie hatte es einfach gekonnt. Wahrscheinlich weil sie eine ebenso tolle Künstlerin war wie ich. Sie konnte die besten Momente in ihrem Kopf speichern und später auf die Leinwand bringen.
Ich konnte mir die Momente nicht merken, sondern musste sie direkt aufzeichnen, bevor der Moment vergangen war. Und dafür war mir auch ein benutztes Taschentuch recht. Ich schämte mich ein wenig, dass Leias Bild mir nicht mehr wert gewesen war. Ihr Porträt wäre zwischen meinem Schleim und Viren verewigt worden. Wer wollte das schon?
Ich schaute wieder Leia an. Sie hatte inzwischen angefangen zu weinen. Ich stand auf und nahm sie in den Arm. „Habe ich etwas falsch gemacht?", fragte sie mich so leise, dass ich sie fast nicht verstand.
„Nein. Nicht du. Sondern ich.", besänftigte ich sie.
Ich konnte nicht so streng mit ihr sein. Diese Tränen waren echt. Sie zeigten mir, dass Leia wirklich gerne ein Mensch sein wollte und sich so Mühe gab und ich trampelte darauf herum. Was war ich nur für ein Mensch? Leia hatte es verdient glücklich zu sein. Sowie ich auch. Vielleicht konnten wir ja zusammen glücklich werden.
„Du siehst sehr schön aus.", murmelte ich ihr zu. Sie wurde rot und bedankte sich.
Wir lächelten uns an. „Möchtest du noch die anderen Sachen anziehen? Ich wüsste da nämlich einen viel besseren Laden für dich.", sagte ich und musste schmunzeln.
„Gehen wir lieber zu deinem Laden. Die anderen Klamotten sind so wie das erste Outfit."
Wir verließen den Laden ohne das blaue Kleid, weil sie „normal" aussehen wollte und sie fand, dass dieses Kleid, nicht „normal" war. Langsam fragte ich mich, was Leia unter „normal" verstand.
Der andere Laden, war noch kleiner und die Klamotten hingen an Kleiderbügeln von den Wänden.
Von allen hing nur eines da und wenn man eine andere Größe brauchte, musste man erst danach fragen.
Leia ging staunend an den Wänden vorbei und fuhr mit der Hand an den Kleidern vorbei.
Sie probierte vieles an und ich kaufte ihr vieles.
Am Ende hatte sie fünf neue T-Shirts (keins bauchfrei), vier Jenas, zwei Leggings, zwei Röcke, drei Kleider, vier Langarmoberteile und einen Pullover.
Alle waren nach meinem Geschmack nicht „normal", aber sie passten zu Leia und unterstrichen, dass sie nicht „normal" war. Aus Leias Sicht aber waren die Klamotten sehr „normal" und wunderschön. Diese letzte Meinung teilte ich mit ihr. Diese Art von Klamotten standen ihr unglaublich gut und ließen sie noch schöner als in ihrem weißen Kleid wirken.
Sie war so glücklich, als wir nach hause kamen, dass man dachte, Leia sei ein normales siebzehnjähriges Mädchen, dass in einem Glücksrausch nach einer Shoppingtour war.
Und sie steckte mich an. Mit allem. Mit ihrer Fröhlichkeit. Mit ihrer Lebenslust. Mit ihrer Unbefangenheit. Mit allem.
*************************************Hey Leute,
es tut mir Leid, dass ich nicht so oft schreibe, aber dieses Buch bedeutet mir so viel, dass ich irgendwie vorsichtig bin und das Buch nicht versauen möchte. Versteht ihr irgendwie? Naja, ihr könnte aber gerne mal in die Kommentare schreiben, wie es euch bisher gefällt und auch mal bei meinem zweiten Buch „Wir in der großen weiten Welt" oder „Hunted", dass ich mit MissionLove789 und Leenie_078 schreibe.
Ich werde ab morgen eine Woche wahrscheinlich ohne WLAN sein und nicht mehr updaten, also hören wir erst wieder frühestens in einer Woche voneinander.
Bis dann,
S.~
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Die Todesengel
Teen FictionIn diesem Buch geht es um Bastian, der durch seine große Liebe an einen mysteriösen Zirkel von Leuten gerät, die nichts besseres im Sinn haben, als ihm das Leben zur Hölle zu machen. Morde, Todesfälle, Krankheiten usw. Ein Kampf zwischen Engel und T...