„Interessante Darstellung, finden sie nicht?", fragte mich Mister James Dawson. Er zog sein Jackett zurecht und zeigte mit dem Kopf auf das Bild vor uns. Ich nickte: „Sie haben so recht, Mister Dawson. Das Bild versprüht einen sommerlichen Glanz, den nicht jeder Künstler einfangen kann. Entschuldigen sie mich, bitte." Ich legte eine Hand auf seine Schulter und ging in den anderen Teil der Ausstellung. Es hing mir zum Hals heraus jeden Tag nett, höflich und vornehm zu sein. Ich musste jedem alten Mann, der wichtig aussah die Hand schütteln und fragen wie es ihm ginge. Ich atmete tief durch und ging langsam an den Bildern vorbei. Ich betrachtete jedes Bild eingehend und überlegte, was der Künstler damit ausdrücken wollte und wie es auf mich wirkte. Manche Gefühle waren so stark, beim betrachten eines Bildes, dass ich sofort auf der Männertoilette eine Skizze auf meinem Notizblock von eienr Idee machte.
Dieses Bild zeigte eine alte Weide im Sonnenaufgang. Es regnet, aber trotzdem ist der Himmel strahlend blau und man sieht keine einzige Wolke. Ich wusste nicht warum, aber dieses Bild erinnerte mich stark an meine verstorbene Mutter. Sie hatte schon so viel erlebt, war zu jeder tageszeit für mcih da gewesen und auch wenn man weinte, war sie die Strahlende, die einen aufmunterte. Aber jetzt war sie tot und strahlte nicht. Sie lag nur noch unter der Erde und hatte für imemr den gleichen Gesichtsausdruck.
Bei ihrer Todesfeier hatte man ein Bild von ihr aufgestellt, das sie strahlend und mit roten Wangen zeigte. Viele Fotos wurden auf den Sarg geklebt. Das war die Idee meines kleinen Bruders gewesen. Es waren hauptsächlich Bilder von ihr als kleines Mädchen, Teenager, Erwachsene und schließlich als Mutter.
Ich ging zum nächsten Bild. Es zeigte ein Quadrat, welches Magenta gefärbt war und vor einem hellblauen Hintergrund auf einer Ecke stand. Es hatte dicke schwarze Umrandungen. Der hellblaue Hintergrund verlief von hellblau in Türkis und wenn man genau hinsah, sah man, dass der Hintergrund aus vielen kleinen Blumen bestand. Dieses Bild wiederum erinnerte mich an meine neue Wohnung, die ich nachdem ich hier an der Kunsthochschule angenommen wurde, bezogen hatte. Sie war recht klein und hatte gerade mal ein Wohn-/ Schlafzimmer, ein Bad und eine kleine Einbauküche. Ich fühlte mich aber sehr wohl und fand es gut, dass ich ein bisschen Abstand von meiner Heimat, meinem Vater und meinem Bruder hatte. Meine letzten beiden Familienmitglieder waren aber auch umgezogen, da sie so viele schmerzliche Erinnerungen an Pforzheim hatten. Vor allem mein Vater wollte aus seiner Heimat, da er überall meine Mutter sah oder Orte mit ihr verband. Sie wohnten nun in Heidelberg und ich in Hamburg. Schön weit weg von Pforzheim.
Das nächste Bild zeiget einen roten Fleck, der die Form eines Tropfens hatte. Er sah aus wie ein Bluttropfen. Über ihm war ein Finger zu sehen, aus dem viele kleiner Blutströpfchen spritzten. Es schien so als würde der Finger die Sonnenblume unter dem Haupttropfen beregnen. Mit Blut. Natürlich erinnerte mich auch dieses Bild an eine Vergangenheit. Und zwar an meinen Selbstmordversuch. Wir wohnten noch in Pforzheim und ich wartete auf die Zusage, dass mein Stipendium genehmigt wurde und ich an die Kunsthochschule durfte. An diesem Tag war es sehr heiß, aber ich wollte nicht nach draußen gehen, da mich alles zu sehr an geliebte Menschen erinnerte, die ich nicht mehr sah. Deswegen blieb ich im Haus und war allein. Mein Vater war mit meinem Bruder beim Zahnarzt.
Ich machte mir etwas zu essen und schnitt die Gurken mit einem großen, scharfen Messer. Es war mir peinlich, aber ich weinte, da ich kurz zuvor zwischen meinen alten Malblöcken ein Bild von Maya fand. Auf der Rückseite stand: „Bis morgen Abend, Basti. Ich freu mich. Hab dich lieb <3"
Das Datum verwies mich darauf, dass es noch am Anfang unserer Beziehung entstanden ist. Sie hatte mich von Anfang an belogen. Und zu diesem Zeitpunkt, als dieses Bild entstanden ist, hatte es erst angefangen.
Das Messer sah plötzlich so freundlich aus, dass ich es mir kurzerhand, ohne zu realisieren was ich machte, mir das Messer an die Kehle hielt. Ich drückte etwas und spürte das Blut meinen Hals hinunterlaufen und in meinem T-Shirt verschwinden. Ich hatte noch nie mein Blut in mir gespürt und in diesem Moment spürte ich es außerhalb von mir. Das Gefühl war so ekelhaft, dass ich das Messer fallen ließ. Es fiel so ungeschickt, dass es mir die linke Handfläche komplett aufschnitt und scheppernd zu Boden fiel. Ich taumelte n Trance gegen die Küche und hielt mich fest. Ich starrte nur gerade aus und ich blutete immer weiter. Irgendwann wachte ich sozusagen wieder auf und spürte den Schmerz.
Ich schrie auf und machte mir eine Mullbinde um die Hand. Den Hals wischte ich ab und drückte ein Taschentuch daran. Dann wusch ich das Blut vom Fließenboden und vom Messer und zog mich um.
Danach war mir der Appetit vergangen.
Wie es der Zufall wollte bekam ich am nächsten Tag bekam ich die Zusage und zog nach Hamburg in meine kleine Wohnung und besuchte die Kunsthochschule.
Seit meinem Einzug, war ich jedes Wochenende auf irgendwelchen Ausstellungen in fremden Galerien und hatte schon eine eigene Ausstellung. Die Woche über lernte ich und malte wieder viel. Ich wollte mir wegen Maya und meinen Hirngespinsten nicht meine Zukunft verbauen. Das war es nicht wert. Ich blickte nach vorne und wollte die Vergangenheit hinter mir lassen. Ich war nun erwachsen.
Die Kunsthochschule war gleichzeitig zum normalen Gymnasium auch eine Universität, was bedeutete, dass ich noch lange in Hamburg bleiben würde und keine Zeit hatte über Engel nachzudenken.
Ich war nun in der elften Klasse und hatte viele hübsche Mädchen, die mich sehr begehrten, in meinen Kursen. Ich hatte neue Freunde gefunden und sozusagen ein neues Leben, was ich sehr begrüßte.
Ich lief zum nächsten Bild, das, wie sollte es anders sein, einen Engel zeigte. Ich betrachtete es erwachsen und dachte nicht weiter darüber nach. Ich wusste aber zumindest soviel, dass es kein Todesengel war, sondern ein normaler Engel. Ich wollte weiter gehen, als ich eine Stimme hörte: „Hey, bleiben Sie stehen! Ich bitte dich. Es wäre höchst liebenswürdig, würden Sie sich ein paar Minuten Zeit nehmen und mir zuhören."
Ich ging ein paar Schritte zurück und sah den Engel eine damenhafte Miene aufsetzen. Eben noch hatte er wütend ausgesehen!
Aber das Bild konnte sich nicht verändern. Das geht einfach nicht! Die Farben sind auf dem Papier gefangen und eingesperrt!
Nein, dieses Bild konnte sie bewegen. Uns sprechen! Ich zog eine Augenbraue hoch und ging weiter. Gleich würde der Teil der Ausstellung, mit meinen Werken, eröffnet werden und ich sollte natürlich für Fragen offen stehen. Ich lief ignorant weiter, grüßte die Damen und Herren und kam schließlich am besagten Teil der Ausstellung an. Ich ging von Mensch zu Mensch und jeder fragte mich, mit welchen Farben ich dieses und jenes Bild gemalt hätte und was es ausdrücken sollte. Meine Antwort immer: Welche Farben es sind? Das sehen sie doch selbst. Was es ausdrücke soll? Sehen sie das nicht?" Die Leute lachten und ich machte noch ein paar Scherze und wurde sofort als sympathisch abgestempelt. So sollte es sein, da ich nun auch zu ihren Ausstellungen eingeladen wurde und somit bekannter wurde. Wenn ich bekannt werde, werden auch meine Bilder bekannt.
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Hey Leute,❤️❤️
meine Schreibblockade ist überwunden!! Juhu!! 🎉🎉🎉😍Ein Hoch auf Mindmaps! Falls es jetzt länger nichts Neues von mir gibt, liegt das wahrscheinlich an Rückfällen meiner Schreibblockade...😁
Ich hoffe es gefällt euch immer noch.👍
Wie findet ihr Bastians „neues Leben"? Was wollte der Engel im Bild sagen und hättet ihr mit ihm geredete? In der Öffentlichkeit? Vor allen Lehren und Professoren eurer Schule?👼🏽
Schreibt es bitte in die Kommentare... Würde mich interessieren.
S.~
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Die Todesengel
Teen FictionIn diesem Buch geht es um Bastian, der durch seine große Liebe an einen mysteriösen Zirkel von Leuten gerät, die nichts besseres im Sinn haben, als ihm das Leben zur Hölle zu machen. Morde, Todesfälle, Krankheiten usw. Ein Kampf zwischen Engel und T...