„Wird er jemals wieder aufwachen", hörte ich ein leise, tränenerstickte Stimme. „Mein kleiner Junge wird sterben! Ich habe ihn so qualvoll auf die Welt gebracht, ihn großgezogen, habe alles mit ihm durchgemacht, seine Liebe Freundin kennengelernt und jetzt? Jetzt soll er sterben? Ach, Johannes. Was sollen wir nur tun? Sollen wir ihn sterben lassen?" Sterben lassen?! Bei diesen Worten meiner Mutter riss ich meine Augen auf. Sofort bekam ich ein fürchterliches Stechen im Hinterkopf. Ich sog scharf die Luft ein und fing fürchterlich an zu husten. „Ah!!", schrie meine Mutter erschrocken. „Bastian!", rief auch mein Vater. „Ich...ich...ich will nicht... sterben!", sagte ich und sackte wieder in die Kissen zurück. Mein Gott, hatte mich das reden angestrengt! Was war bloß aus mir geworden? Würde ich je wieder gesund und normal werden? „Nein... nein, mein Schatz! Du wirst nicht sterben! Niemals!", sagte meine Mutter und fing an zu schluchzen. Sie fiel meinem Vater um den Hals und schluchzte in seine Schulter.Drei Wochen später.
„Ich darf nach Hause?", fragte ich begeistert. Der Arzt nickte stumm und ich fing an zu lächeln. Zuhause. Wie sich das anhörte. Seit langem dachte ich wieder an zuhause. An unser Haus. An mein Zimmer. An den gewohnten „zuhause"-geruch. An alles, was mir bei dem Wort „zuhause" einfiel. Ich setzte mich ein wenig auf. Und der Arzt musste auch anfangen zu lächeln. Er freute sich mit mir. „Danke.", sagte ich schließlich. „Wofür?", fragte Dr. Ferli verwundert. „Dafür, dass sie mich wieder repariert haben. Danke.", meinte ich und meinte es wirklich so. Dr. Ferli lächelte, gab mir die Hand und verabschiedet sich mit einem festen Händedruck.
Ich nahm mein Handy vom Nachttisch und schrieb Maya eine SMS. „Ich darf nach Hause! Wir sehen uns morgen, May! Vermisse dich <3" Ich lächelte, als ich diese Nachricht sendete. Ich war so glücklich, wie seit den letzten Wochen nicht mehr.Ich packte gerade meine Sachen, als Dr. Ferli mit meiner Mutter und meinem Vater ins Zimmer kam. Mein lächelte mich an und umarmte mich. Wir Vier redeten noch über alles und die nächsten Kontrolltermine. Ich bekam jetzt Physiotherapie und dufte den Rest des Schuljahres nicht mehr in die Schule. Super! Ich durfte die 10.Klasse wiederholen. Hätte ich wahrscheinlich so oder so machen müssen...
Während meines Krankenhausaufenthalts, der dann insgesamt sechs Wochen lang war, hatte ich mir die ganzen Tage, an denen ich bei Bewusstsein war, über meine Träumereien, diese „Visionen" und das, was ich gesehen hatte. Ich kam zu dem Schluss, dass es vielleicht eine Verschwörung gab, die sich immer in diesem einen Teil des Waldes traf, den ich so gut von früher kannte. Das hieß: ich musste zu diesem Ort und sehen, was passiert.
Und das tat ich zwei Wochen, nachdem ich aus dem Krankenhaus durfte. Meine Muskeln hatten sich durch die Physiotherapie wieder gestärkt und ich konnte fast wieder normal laufen. Manchmal musste ich nach einer langen Streck hinsetzten und ausruhen, aber sonst ging alles wieder gut.
Gegen 17:00 Uhr machte ich mich mit Taschenlampe und meinem Handy bewaffnet auf den Weg in den Wald. Meine Füße trugen mich wie selbstverständlich zu dieser Stelle des Waldes. Der Wald wurde dunkler. Ich erkannte die Lichtung schon von weitem. Ich verlangsamte mein Tempo etwas und sah viele Krähen auf den Bäumen, die mich beobachteten. Sie legten ihre Köpfe schräg. Meine Nackenhaare stellte sich auf und ich wusste, dass mich jeder beobachtete. Ich stellte mich in den Schatten der Bäume und wartete eine Weile. Plötzlich bewegte sich etwas in meinem Augenwinkel und ich huschte schnell hinter einen Baum. Die Frau, die anscheinend die Anführerin war, stellte sich in die Mitte der Lichtung. Sie fing an sich um sich selbst zu drehen und schaute in den Wald. Als sie sich zu mir drehte, presste ich mich schnell an die raue Rinde des Baumes und hielt die Luft an. Ich beobachtete sie und sie hielt kurz an und schaute genauer in meine Richtung. Dann drehte sie sich weiter und stand in ihrer Ausgangsposition da. Nun traten mehrere Frauen, die auch schwarze Flügel hatten, aus den Schatten der Bäume hervor. Eine Frau, lief direkt an mir vorbei. Ich erschrak, aber anscheinend bemerkte sie mich nicht. Alle Frauen liefen wie hypnotisiert zu der Anführerin und konnten den Blick nicht abwenden. Ich beobachtete die ganze Scene von meinem Baum aus. Nun hob die Anführerin in der Mitte ihre Hände und ließen, als wollte sie etwas herunter drücken, herunter gleiten. Sobald sie das tat, waren die Frauen, nicht mehr an sie gebunden und konnten weg schauen. Die frau, die an mir vorbeigegangen war, drehte sich zu mir um und schaute verwirrt in den Wald. „Du hast schon richtig gesehen, 9. Wir haben einen Gast. Sei nicht so scheu. Komm zu uns!", sagte die Anführerin an die eine frau, die in den Wald geschaut hatte, gewandt. Vorsichtig trat ich hinter meinem Baum hervor und der Kreis spaltete sich, um mich zur Anführerin zu lassen. Alle beobachteten mich intensiv und ich dachte, ich würde wie bei meiner Vision wieder verschwinden. Nein, ich blieb komplett real da stehen, wo ich stand. „Bastian. Ich wusste, du hast meine Nachricht herhalten. Ich habe mich aber schonwieder gewundert, dass du solange gewartet hast. Meinen Berechnungen zufolge, hättest du schon vor 3 Monden hier sein sollen. Aber jetzt bist du ja da.", die Anführerin ließ mich nicht aus den Augen und beobachtete jede Bewegung meinerseits mit ihren grünen Augen. „Was wollt ihr von mir?", fragte ich so selbstbewusst wie möglich. Die Anführerin fing an zu lachen. „Bastian, du bist zu uns gekommen. Die Frage ist wohl eher: „, sie wurde wieder ernst, „Was willst du von uns?" Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Ich sagte einfach was mir in den Sinn kam. „Ich will wissen, wer ihr seid, was ihr von mir wollt, warum ihr mich kennt und warum ihr mir diese Visionen und Träume schickt!" Sichtlich verblüfft sagte die Anführerin: „Das sind viele Fragen. Aber es wundert mich, dass du alles auf uns schiebst. Es ist schlau von dir gewesen, alles zu hinterfragen, denn es stimmt, wir haben mit allem etwas zu tun." Sie schaute in die Runde von Frauen und ich atmete aus. „Nummer 22?" Eine Frau mit roten, wuscheligen Haaren trat aus dem Kreis hervor. „Warum ist Bastian hier?", fragte die Anführerin. „Bastian, Kasta-Mayer, 17 Jahre alt, ist hier im Kreis der..." „Sei still! Wollen wir jedem erzählen wer wir sind? Nein! Du wolltest es ihm erzählen! Du hast nicht meine Frage beantwortet, sondern noch Hintergrundinformationen eingebracht!", schrie die Anführerin Nummer 22 an. Ihre eigentlich grünen wechselten zu einem gefährlich aussehenden gelb. Die Anführerin schrie noch lauter: „ Verderbe!" Sie schnippt mit den Fingern und Nummer 22 mit den roten, wuscheligen Haaren verwandelte sich laut krächzend in eine schwarze und sehr große Krähe. Sie schlug mit den flügeln und flog davon. „Nummer 34?" Eine Frau mit glatten, schwarzen Haaren trat hervor. „Warum ist Bastian hier?", fragte die Anführerin. „Bastian ist hier, da er ausgewählt wurde für uns zu arbeiten und wird, wenn er die Arbeit vollrichtet hat, ein Teil dieser Gemeinschaft werden." Die Frau trat wieder in den Kreis. Ich sollte für die arbeiten?! Das musste ein Scherz sein! „Da du jetzt weißt warum du hier bist und ich keine Lust habe, dir jede Frage zu beantworten, bekommst du jemanden den du nur zu gut kennst und der dir alle deine Fragen beantworten wird." Bitte nicht Maya, bitte nicht Maya... „Nummer 48?" Nein... Maya trat aus dem Kreis hervor. „Sie haben großartige Arbeit geleistet. Bastian ist hier und ist nun an uns gebunden. Sie steigen nun zur Stellung des..." , das letzte Wort wurde nur gezischt. Maya nickte. Und trat zurück. Warte, stopp! Maya hatte einen Auftrag, mich herzubringen? „Ich war noch nicht fertig!", sagte die Anführerin gereizt. Maya trat wieder hervor. „Ihr Idee mit den Träumen war übrigens ausgezeichnet. Der Auftrag wurde grandios von ihnen ausgeführt." Maya war für meine Albträume verantwortlich? „Aber das Beste war, wie sie direkt vor zwei Jahren an die Arbeit gegangen sind und Bastian zufälligerweise in der Bücherei getroffen haben. Und jetzt ist er in sie verliebt!" Irgendein Muskel zuckte in Mayas Gesicht und ihr Blick huschte für ein Bruchteil einer Sekunde zu mir. Maya hatte einen Auftrag gehabt, mich in sie verliebt zu machen? Also... „Warte, du hast mich nie geliebt? Das alles, wir, waren eine ganze Lüge?", ich wurde immer wütender, verzweifelter und somit immer lauter, „Das alles hast du nur gespielt, um diesen verrückten zu gefallen?! Du hast mich zwei ganze Jahre lang, glauben lassen, du würdest mich lieben? Ich hatte dir einen Heiratsantrag gemacht und du hattest ihn angenommen!" Ich hörte die Anführerin kichern. Maya sah wieder für einen Bruchteil einer Sekunde sehr gequält aus. Aber ich war noch nicht fertig. „Du liebst mich gar nicht und hast mich nie geliebt! Und ich war so dumm, dir meine komplette Liebe zu schenken und dir alles, einfach, alles anzuvertrauen! Du bist doch gestört, so etwas, das sich zwei Jahre gezogen hat, zu tun, nur um diesen Psychopathen zu gefallen!", etwas leiser fügte ich hinzu, „ Maya, ich kann nicht glauben, dass du mich zwei Jahre lang angelogen hast. Du hast meine Eltern kennengelernt. Wir haben eine Nachte miteinander verbracht. Haben fast jede Nacht miteinander gemalt. Du hast meinen Eltern mein Bild gezeigt. Ich habe dich angehimmelt und du, was machst du? Belügst mich Jahre lang und verrätst mich!" Ich konnte meine Wut nicht mehr zügeln. Deshalb schrie ich und schaute jeden im Kreis an. „Ihr seid alle verrückt und komplett gestört! Psychopathen, die man in die Klapse stecken sollte!" Wütend rannte ich aus dem Kreis und sprintete aus dem Wald. Meine Tränen verschmierten meine Sicht, weshalb ich ein paar Mal hinfiel. Nichts wie weg! Weg von diesen gestörten Leuten!
Es war schon dämmerig, als ich den Wald verließ. Ich sah mein haus schon von weitem, aber ich rannte an ihm vorbei. Meine Beine trugen mich immer weiter und aus der Stadt heraus. An einem kleinen Bach ließ ich mich ins feuschte Gras fallen und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich weinte. Mit ganzem herz. Ich schluchzte laut auf und schämte mich nicht einamal. Mir war alles egal. Ich war so ausgelaugt. Der Stein im Bach sah sehr freundlich aus. Aber ich war auch zu schwach dafür, mich selbst umzubringen. Ich sackte zusammen und weinte weiter.*************************************
Wie findet ihr Mayas Wahrheit? Und wer könnten diese Frauen sein? Ratet fleißig in den Kommentaren. Und ich gebe euch vielleicht ein paar Tipps...
Bis dann,
S.~
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Die Todesengel
Teen FictionIn diesem Buch geht es um Bastian, der durch seine große Liebe an einen mysteriösen Zirkel von Leuten gerät, die nichts besseres im Sinn haben, als ihm das Leben zur Hölle zu machen. Morde, Todesfälle, Krankheiten usw. Ein Kampf zwischen Engel und T...