Kapitel 8

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Hey Basti,
ich weiß, wir kennen uns eigentlich noch nicht sozusagen... Du weißt schon, weil wir uns erst am Samstag nach langer Zeit wieder treffen! Du verstehst?
Egal! Ich wollte fragen, ob...naja... ob wir uns entweder früher zum ersten Mal treffen können oder das einfach wegfallenlassen können? Denn...ähm...ich bräuchte deine Hilfe! ES GEHT UM LEBEN UND TOD!!! Bitte, mir ist das wirklich wichtig! Ich hab Angst...
Bis dann,
Zoé <3

War das ihr Ernst?! Natürlich würde ich ihr helfen. Wir waren zwar nicht mehr zusammen, aber wir waren trotzdem noch sehr gut befreundet. Aber vielleicht sollte ich ihr doch nicht helfen... Nicht das nochmal so etwas wie im Supermarkt passiert... Nein! Ich kann ihr helfen! Ich habe mich ja schließlich unter Kontrolle und das gestern hat mir nichts bedeutet!
Schnell antwortete ich ihr:

Ja klar, helfe ich dir! Wann sollen wir uns treffen? Das Supermarkttreffen können wir wegfallen lassen... Antworte schnell! Ich mache mir Sorgen und was ist überhaupt passiert? :O B.

Schon nach wenigen Sekunden kam die Antwort. Sie hatte ja wirklich sehr dringend auf meine Antwort gewartet:

Wie wäre heute um 17:00Uhr vor dem Schwimmbad ;)? Ich erzähle dir nachher alles! Versprochen...
Küsschen, Z. <3

Ich musste grinsen, als ich die SMS las. Vor dem Schwimmbad war immer unser Platz gewesen. Dort hatten wir uns immer getroffen, weil das am nächsten von uns beiden von zuhause aus war. Zoé wohnte nämlich die letzten Jahre immer am anderen Ende von Pforzheim. Da das Schwimmbad sehr zentral lag und immer noch liegt, trafen wir uns immer dort. Meistens gingen wir dann noch schwimmen und hatte viel Spaß...

Schnell schaute ich auf die Uhr und merkte, dass ich noch eine Stunde hatte, bevor ich los musste. Schnell duschte ich mich und zog mir frische Klamotten an. Gerade als ich mich in mein frisches T-Shirt zwängen wollte, klingelte mein Handy. Es lag noch auf meinem Bett, weshalb ich oberkörperfrei in mein Zimmer stapfte und mein Handy in die Hand nahm. Eine unbekannte Nummer.
„Hallo? Bastian, hier?", sagte ich in das Mikrofon mit möglich selbstbewusster Stimme, die aber auch ein bisschen skeptisch klingen sollte.
„Hallo, mein Name ist Charly. Wahrscheinlich kennst du mich nicht mehr... Wir waren zusammen drei Jahre lang in der Grundschule bevor ich umzog.", meinte ein Junge, der ungefähr meines Alters war. In meinem Kopf ratterte es und ich dachte fieberhaft nach, ob ich irgendeinen Jungen, namens Charly kannte. Plötzlich machte es Bing! Und ich erinnerte mich. Charly war ein Junge mit immer zerzausten Haaren, einer Brille, Karohemden, und Korkhosen. Er saß immer in der ersten reihe, direkt vor dem Lehrer. Ich hatte nie wirklich etwas mit ihm zu tun und fand ihn ehrlich gesagt immer ein bisschen bescheuert mit seinen Klamotten und den dämlichen Fragen, die er immer stellte und niemand außer ihm und der Lehrerin verstanden, weil er immer so komplizierte Sätze bildete, alles überdeutlich aussprach und andauernd Fremdwörter benutzte...
„Ah ja! Hallo, Charly. Warum rufst du an und woher hast du überhaupt meine Nummer?", fragte ich immer noch verwirrt, während ich noch meinen Gedanken hinterherhing und mir Charly als Drittklässler vorstellte wie er mit mir dieses Telefonat führte.
„Äh... ja also... Es ist so! Ich wollte fragen, ob du vielleicht zu der Geburtstagsparty meiner Freundin kommen möchtest?", meinte er fragend. Ich überlegte, warum ausgerechnet ich auf ihre Geburtstagsparty kommen sollte...
„Wann ist die denn?", fragte ich unsicher.
„Samstag", sagte er wie aus der Pistole geschossen. Als hätte er das heute schon sehr oft gesagt.
„Äh...klar gerne, aber... sorry, dass ich frage, aber warum lädst du mich auf die Geburtstagsparty deiner Freundin ein? Ich kenne sie ja nicht mal."
„Also... meine Freundin meinte, ich solle ein paar alte Freunde von früher einladen, da sie meine Freunde aus der Zeit vor ihr kennenlernen möchte. Und da du meine bester Freund warst, dachte ich, ich ruf dich mal an!"
Ich war verwundert, dass ich sein bester Freund war. Ich meine, ich habe fast noch nie mit ihm geredet...
„Alles klar. Wann denn am Samstag?"
„So ab 20:00Uhr. Übrigens du kannst auch deine Freundin mitbringen. Ich meine, falls du eine hast. Du hast doch eine, oder?"
„Ja...ja, ich habe eine Freundin. Und was wünscht sich deine Freundin?"
„Ach, wir machen ein Gemeinschaftsgeschenk. Kannst ja auch ein bisschen Geld dazu geben!"
„Okay. Aber noch zwei Dinge: Woher hast du nochmal meine Nummer?"
„Von Zoé. Die ist auch eingeladen und ich hab sie gefragt, ob sie noch irgendwelche Handynummern von Mitschülern aus der Grundschule hat..."
„Achso... Und zweitens: Wie heißt deine Freundin überhaupt?"
Plötzlich fiel mir ein, dass Maya diesen Samstag eine Weiterbildung an ihrem Cello hatte, bei dem sie für drei Tage wegfahren würde.
„Sie heißt Josefine oder besser Josi"
„Äh... ich komme wahrscheinlich doch alleine. Meine Freundin ist verhindert..."
„Ist okay! Hauptsache du kommst! Also bis dann, Bro!"
„Jaaa!" Ich legte auf und Zog mir das T-Shirt an. Erschrocken blickte ich auf und bemerkte, dass ich jetzt schnell los musste, damit ich nicht zu spät kam.
Ich nahm meinen Rucksack, trampelte die Treppe hoch und rief meiner Mutter zu oder wem auch immer es hörte: „Bin weg!". Schnell holte ich mein Fahrrad aus der Garage und fuhr in Richtung Schwimmbad los.

„Hey du!", begrüßte mich Zoé und zog ich in eine feste Umarmung, nachdem sie mir Küsschen rechts und links gegeben hatte.
„Hey!" Mir schien Zoé gar nicht ängstlich oder verstört. „Was ist los, Zoé?", fragte ich neugierig.
„Was sollte sein, Bastilein? Weißt du noch, so habe ich dich immer genannt als wir noch... äh... zusammen waren...", sagte sie immer leiser werdend. „Ja ich weiß noch!", sagte ich und knuffte ihr aufmunternd in die Seite. „Also, was gibt es so wichtig, das um Leben und Tod geht?", fragte ich wieder, um wieder aufs Thema zurückzukommen.
„Achso... Naja... Es ist eine dumme Idee... Aber... Du gehst doch auf Charlys Party oder besser gesagt Josefines?", fragte sie umständlich. Ich nickte.
„Und du gehst da wahrscheinlich mit deiner Freundin hin, oder?" Diese Frage überraschte mich ein wenig.
„Äh...Ja eigentlich schon, aber sie ist verhindert." Direkt nachdem ich diesen Satz ausgesprochen hatte, bildete sich ein breites Grinsen auf Zoés Gesicht. „Yes!!", sie freute sich sichtlich. Nur wusste ich nicht wieso. „Ah... Was ist los?", stammelte ich verwirrt.
„Also, mein Freund kann auch nicht mit und ich dachte, da wir ja jetzt wieder offiziell Freunde sind und uns so toll verstehen, könnten wir doch zusammen hingehen, oder? Also, nicht als Paar! Als Freunde natürlich! Wir könnten einfach mal wieder ein bisschen Spaß haben! So wie früher... Und?", sie freute sich sehr, wartete aber auf meine Antwort sehr nervös. Als sie merkte, dass ich angestrengt nachdachte, sagte sie: „So etwas wie im Supermarkt wird nie wieder passieren! Weder auf der Party, noch irgendwann anders!" Sie schaute mich mit ihren großen Augen zuckersüß an und fügte noch hinzu: „ Wir haben doch nichts zu verlieren, oder? Da nichts passieren wird, können wir doch hin oder?", etwas leiser sagte sie, während sie mit den Bändeln an meinem Sweatshirt spielte und immer näher kam: „Ich kann dir widerstehen! Du kannst mir widerstehen! Wir können uns widerstehen! Ist doch so, oder Basti?" Ihr Gesicht war nur Zentimeter von meinem entfernt. Ihr Körper stand schon an meinem. Als letztes flüsterte sie: „ Wir sind stark genug, oder?" Im nächsten Moment fanden sich unsere Lippen. Aus Gewohnheit öffnete ich meinen Mund einen Spalt. Zoé gewährte meiner Zunge Einlass, woraufhin unsere Zungen kurz darauf wild miteinander spielten. Meine Güte, konnte sie gut küssen! Wie sehr ich Maya liebe... Stopp! Maya? Ich küsse nicht Maya, sondern Zoé! Schon wieder!
Schnell löste ich mich von ihr, weshalb Zoé mich mit ihren schönen, großen Augen ansah. Ihre Lippen waren immer noch ein Spalt weit geöffnet und leicht angeschwollen. Ihr Blick zeigte Leidenschaft und ich hoffte so sehr, dass mein Blick dieses eine Gefühl nicht zeigte!
„Äh...Zoé, ich glaube wir sollten nicht zusammen auf die Party gehen...", sagte ich verwirrt. „Natürlich sollen wir da zusammen hingehen! Dieser Kuss war sozusagen eine Prüfung!", sie nickte bestätigend, „Ja, wir haben überprüft, ob wir etwas für einander empfinden! Und das tun wir nicht, gell? Wir empfinden nichts für einander!" Sie wartete auf mein Nicken, weshalb ich auch nickte. „Genau! Und deshalb können wir hin! Jetzt sind wir uns sicher, dass wir Freunde sind Und NUR Freunde!", sagte sie bestimmend und versuchte es sich selbst einzureden und zu glauben.
„Ja, ja ich glaube, du hast Recht! Wir gehen hin", meinte ich stotternd, „Ich hole dich dann gegen 20:00Uhr ab!"
„Äh... sollte ich dich nicht abholen? Ich meine, ich habe ein Auto und wir müssen nach keine Ahnung wohin!"
„Ja geht klar! Also ich muss dann auch!", sagte ich immer noch stotternd und verwirrt. Sie gab mir Küsschen rechts und links und verabschiedete sich. Schnell fuhr ich nach Hause und legte mich ins Bett. Ich fiel sofort in einen unruhigen Schlaf....

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