„Aaaaaaaa!", schrie ich als ich aus meinem Albtraum erwachte. Sofort saß ich kerzengerade in dem Bett, warum sich alles anfing zu drehen und ich mich schnell wieder hinlegen musste. Ganz ehrlich, ich fühlte mich wie in einem Film. Ich hatte fast keine Erinnerung, wusste nicht wo ich war (nachdem ich mich umgeschaut hatte, tippte ich auf ein Krankenhaus) und mir ging es nicht gerade gut. Jetzt musste nur noch gleich ein Arzt oder eine besorgte Mutter heulend reinkommen. Nein, kein Mensch kam in mein Zimmer.
Ich schaute mir das Krankenhauszimmer genauer an. Ich erkannte bodenlange weiße Vorhänge, ein weißes Tischchen, zwei weiße Stühle, die weißen Wände und ein Weißen Schrank. Also alles zusammengefasst, sah es aus wie ein komplett normales Zimmer, das komplett weiß war. Warum waren Krankenhäuser immer, wirklich immer, weiß? Während ich weiter grübelte, merkte ich, dass ich komplett verkabelt und voller Schläuche war. Neben meinem Bett standen sehr viele piepsende Geräte und ich wunderte mich, dass mir das Piepsen nicht direkt aufgefallen war. Auf einem Bildschirm wurde mein Herzschlag, glaube ich, aufgezeichnet. Ich seufzte. Jetzt war das „Filmgefühl" komplett. Bestimmt würde mir irgendjemand sagen, ich lege schon drei Tage im Koma hier und ich hätte kein Lebenszeichen von mir gegeben. Alle hätten gedacht ich sei tot und machten sich große Sorgen und hätten nur geweint. Ich zählte innerlich bis drei und erwartete bei drei eine besorgte Person hereinstürmen. Als niemand hereingestürmt kam, war ich überrascht. Doch kein komplettes „Filmgefühl". Ich ließ meinen Blick noch einmal durch das Zimmer schweifen und blieb an den Sonnenblumen auf meinem Nachtisch hängen, die komplett von dem ganzen Weiß hervorstachen. Ich musste lächeln. Maya dachte an mich. Sonnenblumen waren die Blumen gewesen, die ich Maya bei unserem ersten Date geschenkt hatte. Damals waren sie schon ganz verwelkt, da ich sie zwei Wochen zuvor, wann das eigentliche erste Date sein sollte, aber durch Mayas Grippe verschoben wurde, stattfinden sollte. Ich war irgendwie so sauer auf Maya, dass sie an unserem eigentlichen ersten Date krank wurde, dass ich ihr einfach die verwelkten Blumen zwei Wochen später in die Hand drückte. Maya brach darauf hin direkt in einen Lachanfall aus. Ich musste auch grinsen, dachte ich mir, wie dämlich ich vor zwei Jahren noch war.
Ich konnte nicht mehr liegen bleiben, musste mich bewegen. Ich schlug die Decke, die nebenbei erwähnt übrigens auch weiß war, zur Seite und erschrak, als ich meine vernarbten Beine sah. Viele Wunden waren noch offen, weshalb viele Pflaster auf meinen Beinen klebten. Was war passiert?!
Ich konnte mich noch an Mayas Gesicht voller Blut erinnern, als sie meine Beine auf den Schultern hatte. Davor fiel mir ein hatte ich Maya und Zoé, glaube ich, beobachtet. Sie hatten sich unterhalten und dann... dann wurde alles schwarz! Nur Maya... was war nochmal mit Maya gewesen? Bastian, erinnere dich! Krampfhaft versuchte ich mich zu erinnern, was mir starke Kopfschmerzen bescherte.
Nach einer Weile, in der ich mich wieder zugedeckt und hingelegt hatte, fiel mir ein, dass ich im Gebüsch Zoé gesehen hatte, die eine Wunde am Kopf gehabt hatte und höchst wahrscheinlich tot war. Ich musste mich bei diesem Anblick übergeben und im nächsten Moment war Zoé im Gebüsch verschwunden. Wieso konnte ich mich nicht mehr an das erinnern, was in mir keine Würgreize hervorruf und wirklich wichtig war? In dem Moment kam eine Krankenschwester ins Zimmer, die in die Zettel auf ihrem Klemmbrett vertieft war. Sie blickte auf und als sie sah, dass ich sie kritisch beobachtete, sog sie scharf die Luft ein riss die Augen auf. Aus Spaß machte ich genau das ihr nach, woraufhin sie nur noch verdutzter schaute. Auch das machte ich ihr nach. Wie als wollte sie herausfinden, ob ich ihr wirklich alles nachmachen würde, fasste sie mit ihrer rechten Hand ihr Ohr an. Auch das wollte ihr das nachmachen, aber als ich mit meiner Hand genauso doof ,wie sie es getan hatte, einen großen Bogen machen wollte, wurde die Nadel, die in meinem Handrücken steckte ein Stückchen herausgezogen, was fürchterlich wehtat. Meine andere Hand schnellte sie meinem Handrücken und hielt ihn fest. Ich fluchte und die Krankenschwester lachte kurz auf. „Ich wusste es! Ich bin nicht doof, nur weil ich blond bin!", sagte die Krankenschwester, legte das Klemmbrett auf mein Bettrand und löste das Pflaster, mit dem die Nadel an meinem Handrücken befestigt war. Sie zog auch die Nadel heraus, was unbeschreiblich wehtat. Sie desinfizierte die Nadel und ließ sie vorsichtig wieder in meinen Handrücken. Wieder ein Pflaster drauf und schon ließ sie meine Hand in Ruhe. „Wie geht es ihnen denn?", fragte sie, die sich als Schwester Hanne vorstellte. Ich grummelte etwas unverständliches, was sie mit hochgezogener Augenbraue auf das Klemmbrett schrieb. Nach ein paar weiteren Fragen, verließ sie mein Zimmer wieder. Ein paar Minuten später, kam dann ein Arzt herein. Endlich jemand, der hoffentlich etwas von seinem beruf verstand und nicht einen Patienten hereinlegte und seine Gesundheit damit gefärdete. Der Arzt war, schätzte ich, mitten vierzig und hatte schon komplett graue Haare. Dr. Michael Ferli war viel sympathischer als Schwester Hanne. Er untersuchte mich, drückte ein paar Knöpfe und verschwand auch wieder. Als letztes sagte er mit einem Augenzwinkern: „Ihre Freundin wird sich freuen, dass sie wieder bei Bewusstsein sind!" Ich verdrehte die Augen, musste aber bei dem Wort „Freundin" anfangen wie ein bekloppter zu grinsen. Direkt als die Tür ins Schloss gefallen war, wurde sie sofort wieder von einer verheulten Maya aufgedrückt. Sie rannte sofort zu mir und fiel mir in die Arme. Sie schluchzte lange an meiner Brust. Es war ganz fürchterlich Maya so sehen zu müssen. Sie war so aufgelöst wegen mir! Ich versuchte sie zu beruhigen. Sobald ich ein Wort gesagt hatte, schaute sie mich ganz verwirrt an, als wäre ihr gerade wieder eingefallen, dass ich auch noch da war. Dann fing sie an zu lächeln und ich sagte: „ So siehst du viel hübscher aus. Lächelnd!" Sie musste lachen und setzte sich auf meine Bettkante und nahm meine Hand. Wir verschränkten unsere Finger miteinander und ich küsste diesen Knäul aus Fingern. Dann sammelte ich meinen ganzen Mut und stellte die Frage, die mir schon die ganze Zeit auf der Zunge gebrannt hatte. Ich musste meinen Stolz überwinden. Nur dann würde ich es wissen und herausfinden, ob es wirklich wie in einem Film war. „Maya, was ist passiert?" Sie blickte mich traurig an und ließ sich Zeit mit der Antwort. Sie überlegte, wie sie es möglichst einfach einem kranken Typen erklären konnte. Als ich es nicht mehr aushielt, meinte ich: „Bitte, die Wahrheit und nichts weg lassen! Und glaube nicht, ich würde komplizierte Sätze nicht verstehen! Ich kann denken!" Maya musst wieder lächeln, dann sagte sie endlich: Du liegst seit acht tagen hier auf der Intensivstation. Du lagst ohnmächtig in einem Dornengestrüpp, hast dir den kompletten Oberkörper, die Beine und Arme aufgeschnitten. Durch den Aufschlag auf den Boden, hast du eine Gehirnerschütterung. Außerdem...außerdem", sie brach wieder in Tränen aus, „Außerdem... Ich hab Keine Ahnung, was die Ärzte sagen, dass du überhaupt wieder aufgewacht bist. Also... wir dachten alle... du wärst...du wärst...", weiter konnte sie nicht sprechen. Wieder hatte sie einen Heulkrampf. „Tot?", beendete ich ihren Satz fragend. Sie weinte nur noch heftiger und brachte ein Nicken zu standen. Eine Krankenschwester, nicht Schwester Hanne, kam in mein Zimmer, nahm Maya bei der Hand und führte sie aus meinem Zimmer. Das alles ließ sie sich heulend und nach Luft schnappend machen. Die Tür wurde geschlossen und schon wieder geöffnet. Dr. Ferli kam herein. Er erklärte mir meinen Zustand und alles, was ich wissen musste. Ich hörte schweigend zu. Nachdem er fertig war, musste ich erstmal schlucken. Mein Gott! Ich hatte nur meine Freundin gesucht, sie gefunden, sie belauscht, habe meine beste Freundin, die nicht tot sein konnte, tot im Gebüsch liegen sehen, mich übergeben, hatte gesehen, dass alles schwarz wurde, ein heller Schein aufblitzte, ich von einer eisigen Hand geschubst wurde und in das Dornengestrüpp fiel. Okay, das war schon einiges... Stopp! Ich hatte mich gerade an alles vor meinem Zusammenbruch erinnert! Was sollte das bedeuten? Dieser helle Schein und die eisige Hand? Bestimmt war ich einfach verrückt...
Nach einiger zeit ging der Arzt wieder und Maya kam, nicht heulend, in mein Zimmer. Wieder setzte sie sich an mein Bett und verhakte unsere Finger. „Du... Basti?", fragte sie mich wie ein kleines Mädchen, das von seinen Eltern das Puppenhaus geschenkt bekommen möchte. „Ja, May?", fragte ich genauso Kleinmädchenhaft. „Kannst du dich eigentlich noch an etwas, bevor du zusammengebrochen bist, erinnern?" Mich überraschte diese frage. Es kam bestimmt nicht so gut, wenn ich Maya von meinen Vorstellungen mit dem Blitz und der eisigen Hand erzählte. Deshalb log ich einfach. Es war ja eine Notlüge, also ging das. Würde Maya wissen, wie verrückt ich bin, würde sie sicher Schluss machen. Also, war es ein Notfall. „Nein, wieso?", sagte ich unschuldig. „Ach.. ich habe mich nur gefragt, was du in diesem Gebüsch gemacht hast!", sagte sie schüchtern. „Ähh... Keine Ahnung! Weiß ich nicht mehr!" Maya sah so aus, als würde ihr ein riesiger Stein vom herzen fallen und sehr erleichtert sein. Hatte ich sie etwa bei etwas erwischen können oder habe ich es sogar?! Plötzlich wurde wieder alles schwarz und ich sackte in mein Kissen...************************************
Was hat Bastian da wohl gesehen...?
Hoffe es stört euch nicht, das dieses Kapitel etwas länger geworden ist wie sonst! <3
Bis bald,
S.~
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Die Todesengel
Teen FictionIn diesem Buch geht es um Bastian, der durch seine große Liebe an einen mysteriösen Zirkel von Leuten gerät, die nichts besseres im Sinn haben, als ihm das Leben zur Hölle zu machen. Morde, Todesfälle, Krankheiten usw. Ein Kampf zwischen Engel und T...