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"I cannot make you understand. I cannot make anyone understand what is happening inside me. I cannot even explain it to myself."
-Franz Kafka

"I think when you have a connection to someone, it never really goes away."
-Alex Vause
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Die Liebe der Eltern für ihr Kind, ist eines dieser Dinge die man nie im Leben beschreiben werden kann. Diese Liebe ist tief und unendlich. Sie ist immer da, auch wenn wir denken Sie hat uns verlassen, doch gerade in diesen Stunden können wir uns auf sie verlassen. Eltern sind die Schutzschilde unserer Seele. Nichts versucht uns so sehr zu beschützen wie die Hände eines Vaters oder das Herz einer Mutter. Diese Liebe kann nichts trennen, kein Streit, kein Kontinent und vor allem keine Geheimnisse. Natürlich kann diese Liebe auch manchmal zum zerreißen gespannt sein, vielleicht kommt es einem auch manchmal so vor, als würde sie erschüttert werden, doch wenn man seine Eltern braucht, kann man sich immer auf sie verlassen. Sie wirken immer im hintersten Teil, beschützen dich vor Dingen, von denen du niemals gedacht hättest das sie dir weh tuen könnten.

Wenn ich mich bei Scott verkrampft gefühlt habe, dann will ich nicht wissen wie man meinen jetzigen Zustand beschreiben soll. Die Luft ist mit Wasserstoff gefüllt und ein Funke, in meinem Fall ein falsches Wort von Francesca, würde alles zum explodieren bringen. Sie hat sich mit meinem Vater auf eine Couch gesetzt und wir sitzen ihnen gegenüber. Dad sieht mit zusammengekniffenen Augen zu Tyler, doch dieser hält nur meine Hand und blickt mich an. Ich weiß nicht was ich ohne ihn tun soll. Er ist mein Anker. "Henni, erzähl doch mal wie es dir die letzten Monate ging", mein Vater konnte noch nie gut von anderen Dingen ablenken, darin ist er immer noch Grotten schlecht. Ich mache keine Anstalten ihm zu antworten, stattdessen starre ich die Teufelin höchst persönlich an. Wie hat sie es geschafft, dass mein Vater sie so nah an sich sitzen lassen würde? "Hennah macht große Vorschritte", Tyler hat seinen Blick abgewendet und beginnt mit Dad zu sprechen, "die Therapie mit Charlie verläuft super und ich glaube wir brauchen nicht mehr lange" Die beiden Männer scheinen sich also auf eine Seite geschlagen zu haben, aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich diese Frau nicht umbringen werde. Wie konnte sie jetzt einfach hier auftauchen!

Ich greife nach dem Glas Wasser vor mir und nehme einen Schluck. "Seit ihr zusammen?" Was zur Hölle Tyler neben mir verkrampft sich ein bisschen, doch das interessiert mich gerade nicht wirklich. Eigentlich hatte ich vor sie anzuschreien, doch ich wurde von einer äußerst charmanten Stimme unterbrochen. Dieser junge Mann würde irgendwann sicher mein Untergang werden. Ich sehe es schon vor mir, wie sehr ich mich in ihm verlieren werde. "Ich weiß nicht wie Hennah das sieht, zwischen uns ist das alles noch relativ frisch, aber ich für meinen Teil, liebe sie", wenn ich jetzt Wasser gehabt hätte, wäre es sicherlich quer über den Tisch auf meinen Vater geflogen. Es ist nichts so das ich ihn nicht liebe, aber es jetzt das erste mal zu hören und das auch noch vor meinem Vater, ist nicht das was ich mir vorgestellt habe. Nervös beiße ich auf meiner Lippe, suche nach einer Antwort die ich ihm geben kann und doch bleibe ich stumm.

"Wäre es möglich das wir uns unterhalten, Hennah", ich will gerade sarkastisch auflachen sehe jedoch den Blick meines Vaters und unterlasse es. Genervt schließe ich meine Augen und schweige. Will ich denn überhaupt mit ihr reden, nach allem was sie uns angetan hat? Nein, sie hat uns verlassen um sich ein besseres Leben aufzubauen, aber andererseits, wieso hatte mein Vater ihr verziehen. "Ich will zuerst mit Dad reden", ich stehe auf und bewege mich auf Terrasse. Mein Herz hämmert in meiner  Brust bei dem Gedanken, dass Tyler jetzt allein mit ihr in einem Raum ist. Vielleicht erzählt sie ihm falsche Geschichten über mich und er wird mich verlassen. "Warum? Wie kannst du dieser Frau in die Augen sehen, nach allem was sie uns angetan hat!", es tut weh meinen Vater so zerrissen zu sehen, aber er ist ebenfalls an dieser Misere beteiligt. Ich kann ihn einfach nicht verstehen. Es gibt keine rationale Erklärung für sein Verzeihen. Ich meine, sie hatte unsere Herzen in der Hand, in der Gewissheit wie sehr sie uns verletzen kann und dennoch hat sie uns zerbrochen. "Hennah, es ist alles viel komplexer als du zu ahnen glaubst", mit dieser Masche kommt er mir sicher nicht davon, nicht dieses Mal. Heute muss ich die Wahrheit erfahren, sonst kann ich nicht weiter gehen. Er wird mich nicht mehr hinhalten können. Wenn die ganze Geschichte soviel mehr in sich hat, dann muss er es mir erklären. "Versprich mir nur, dass du ihr zuhören wirst. Hör bis zum Ende zu auch wenn du es nicht willst", seine Stimme ist so unnatürlich ruhig. Was verschweigen sie mir nur? Mit deutlich zitternden Beinen mache ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer. Dort finde ich Tyler und meine Mut- nein das ist sie nicht mehr. Ich finde die beiden lächelnd gegenüber sitzend. Mit einer zaghaften Kopfbewegung zeige ich Tyler an das er zu meinem Dad gegen kann. Immer noch schweigend setzte ich mich ihr gegenüber.

"Ich weiß nicht wie viel dir dein Dad erzählt hat, aber ich fange einfach von vorne an. Wie du sicherlich weißt stamme ich aus einer Italienischen Familie ab. Unsere Traditionen waren schon immer streng, ich habe mich jedoch nie davon beirren lassen und als ich dann auf eine neue Schule kam und deinem Vater begegnete war es wie Liebe auf den ersten Blick. Die erste Zeit trafen wir uns heimlich, aber es wurde allmählich ernster zwischen deinem Vater und mir. Ich wollte meine Familie weder hintergehen noch deinen Vater verlassen, aber meine Eltern verlangten bin mir einen Italiener zu heiraten. Natürlich habe ich mich Ihnen widersetzt, konnte jedoch nichts gegen sie ausrichten. Mein Vater fand heraus das ich eine Beziehung zu deinem Vater pflege und verlangte den sofortigen Abbruch unserer Beziehung. Mittlerweile ging unsere Romanze schon fast ein einhalb Jahre und dementsprechend stark waren unsere Gefühle. Als wir unseren Abschluss in der Tasche hatten, wollten wir den Zwängen meines Vaters entfliehen und zogen nach Florida. Dort haben wir 3 Jahre gelebt, bis ich erfuhr das ich schwanger bin und mein Vater uns fand. Wir zogen in unsere jetzige Heimatstadt und bauten uns unser Leben auf, doch auch dort fand er uns. Er verlangte von mir, mich von deinem Vater zu trennen und dich mit mir zu nehmen, aber ich konnte dich ihm nicht weg nehmen. Mein Vater drohte mir an, die Karriere von Christian zu beenden und er hatte es doch gerade soweit geschafft. Ich musste mich gegen euch entscheiden, damit ihr es besser habt. Es tut mir unglaublich Leid, ich dachte ich treffe die richtige Entscheidung, aber jetzt weiß ich das es die Falsche war. Mir ist bewusst das ich die vergangenen Jahre nicht aufholen kann und du musst mir auch nicht verzeihen, aber ich war immer da Hennah. Ich habe immer auf dich aufgepasst", ihr Stimme zittert gefährlich und ich weiß das sie gleich in Tränen ausbrechen wird, doch darauf kann ich keine Rücksicht nehmen.

"Wer ist Aren?", geschockt reißt sie ihre Augen auf und verkrampft sich einen Moment. Dieser Moment hat jedoch gereicht um ihre Unsicherheit zu erkennen und ich weiß das sie sich erinnert.

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Wir nähern uns dem Ende. Nur noch ein paar Kapitel und dieses Mal ist es ein endgültiges Ende.

The Way of Life (Anorexia Nervosa)✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt