Anorexia Nervosa. Zwei Wörter die einem Angst machen. Eine Diagnose die das Ende bedeuten könnte.
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49 und 50. Erschöpft und völlig Entkräftigt bleibe ich zitternt auf dem Boden liegen. Ich muss Sport machen, sonst wird das nichts. "Nur noch 30 Hockstrecksprünge und ich kann mich wiegen", flüstere ich zu mir selbst. Schon nach dem 15 Hockstrecksprung merke ich wie mich die Kraft verlässt, aber ich muss mir mein Essen erarbeiten und wenn ich diese 30 Stück nicht schaffe, dann bekomme ich heute kein Abendbrot. Geschafft. Es fühlt sich an als würde mein Körper von innen verbrennen, als würde ich in Flammen stehen. Ein paar Minuten bleibe ich noch liegen, doch dann stehe ich auf und fange an, meine Hausaufgaben zu machen. Es muss perfekt sein, sonst müsste ich alles von vorne machen. Nach einer Stunde habe ich alle Hausaufgaben erledigt und ich habe auch schon gelernt. Nun ist es an der Zeit mich der Wahrheit zu stellen und zu sehen ob ich mir eine Möhre verdient habe.
Vorsichtig stelle ich einen Fuß auf die Glasplatte und dann den anderen. Ich schließe die Augen und warte auf das pipsen, dass die Waage von sich geben würde wenn mein Gewicht dort steht. Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit, in der ich nur Hoffen kann das sich die Zahlen nicht verschlechtern haben.
Pip. Da war es, ich öffne vorsichtig ein Auge und dann das zweite. Die Anspannung ist groß, doch als ich die Zahlen sehe, die sich positiv verändert haben muss ich Lächeln.
45.7kg ich habe ganze 500 g abgenommen. Aber ich war immer noch zu dick und ich muss unbedingt noch abnehmen.
Ich höre Schritte die Treppe hochkommen und ich weiß, dass jede Minute mein Vater im Zimmer stehen würde und mich aus Adler Augen ansieht. Seid meine Mutter uns verlassen hat, geht er ständig nur noch arbeiten. Er kommt erst spät Abends wieder und geht schon früh morgens, manchmal hat er einen Tag frei und dann will er so viel wie möglich von mir wissen um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen, dass er mal wieder so lange nicht da war. Früher als meine Mutter noch da war, da war alles besser wir waren eine schöne Familie und meine Eltern versuchten mir ein schönes Leben zu ermöglichen. Doch dann als ich 6 geworden bin, war sie auf einmal weg, ich dachte sie würde nur kurz Brötchen holen, doch sie hatte uns verlassen, sie hatte mich verlassen. Das ist nun schon 10 Jahre her, doch bis heute feiere ich meinen Geburtstag nicht gerne, denn ich weiß nicht ob dann nochmal jemand einfach aus meinem Leben verschwindet, ohne sich zu verabschieden. Ich rede nicht gerne mit jemanden über sie, da es einfach zu schmerzhaft ist. Ich bin ohne Mutter aufgewachsen und so etwas wünscht man niemanden, da ich nicht weiß ob sie mich jemals geliebt hat. Denn wenn sie es wirklich getan hätte, dann wäre sie nie gegangen.
"Hennah, bist du da?" die polternden Schritte meines Vaters sind jetzt kurz vor meiner Zimmertür und ich schiebe die Waage schnell unter mein Bett, damit er sie nicht sieht. Er macht sich Sorgen um mich, da ich immer mehr abnehme, aber ich sage ihm jedes mal dass ich mich nicht in meinem Körper wohl fühle und desswegen so viel abnehme. Ich will ihm nicht noch mehr Probleme machen und da er sowieso so selten da ist, bekommt er nicht viel von meinem Leben mit. Ich hatte angefangen perfekt zu sein und essen machte unperfekt, also darf ich nichts essen, sonst werde ich wieder unperfekt.
Ich strebe nach vollkommener Perfektion und dafür muss man hart arbeiten, nichts kommt von selber. Es ist manchmal hart, aber ich habe das Gefühl, dass ich gar keinen Hunger mehr habe.~Im Leben läuft nicht immer alles perfekt. Vielleicht muss man manchmal durch die Hölle gehen um in den Himmel zu kommen.
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1Anmerkung: Lied ist von The Fray Happines.
2Anmerkung: Vielleicht kennen einige von euch Pretty Little Liars, wenn nicht es lohnt sich rein zuschauen, da heißt das Lied B26. Lasst mir mal einen Kommentar da wie ihr Pretty Little Liars findet.
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The Way of Life (Anorexia Nervosa)✔️
Fiksi RemajaEs geht nicht um das Happy End. Es geht um die Geschichte und alles was in ihr geschieht. Worte sind die grausamste Art, einen Menschen zu verletzen. Mit Worten verletzt du jemanden nicht öffentlich, du verletzt ihn tief im inneren. Doch mit d...