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"Dieses Lächeln könnte Kriege beenden und Krebs heilen."
-John Green (Das Schicksal ist ein Mieser Verräter)

"Das Leben ist nicht immer nur romantisch. Manchmal ist es auch realistisch."
-Ezra (Pretty Little Liars)
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Am nächsten Morgen spürte ich zwei Arme um meine Taille. Sie hatten einen Schraubstock Griff, sodass ich mich nicht von ihnen befreien konnte. Vorsichtig drehte ich mich in seinen Armen und blickte in sein Gesicht. Eine Strähne hing ihm ins Gesicht und ich Strich sie ihm aus dem Gesicht. Tyler blinzelte, schnell zog ich meine Hand weg und schloss meine Augen. "Ich weiß das du wach bist.", fast hätte ich gegrinst, aber ich hielt meine Augen trotzdem noch geschlossen. Neben mir würde es kalt und abrupt öffnete ich meine Augen, grelles Licht schien direkt in sie, so dass ich sie wieder schließen musste. "Guten Morgen schöne Frau.", meine Wangen färbten sich tief rosa und ich vergrub mein Gesicht in der Decke. "Warum bist du jetzt so nett? Du bist doch sonst ein Arschloch?", Tyler's Miene verfinsterte sich, er schnaubte und drehte sich dann um. Ich stand ebenfalls Aufwand ging ihm hinterher. Meine Hand berührte seinen Arm und sofort wurde mir warm. "Ty es tut mir Leid, ich wollte so etwas nicht sagen. Es war dumm von mir.", ich konnte Tyler zwar nicht wirklich leiden, aber ich wusste selber das viele Menschen eine Maske trugen. "Nein du hast Recht, ich bin ein Arschloch", während er das sagte drehte er sich nicht um, "Lass uns runter gehen die anderen warten schon." Er ging schon vor, doch ich blieb noch eine Weile stehen.

Unten in der Küche war schon der Tisch gedeckt und mir wurde sofort schlecht, wenn ich daran dachte etwas essen zu müssen. Mein Puls beschleunigte sich und meine Atmung war unregelmäßig. Hier würde ich nie alleine sein, sie würden mitbekommen, das ich nicht esse, sie würden mich nicht verstehen, denn ich konnte mich ja selber nicht verstehen. "Hennah! Guck mal Mama hat richtig leckeres Frühstück gemacht. Du musst unbedingt ihr Ei mit Bacon probieren, dass ist einfach der Hammer.", so schnell wie Nelli sprach hatte ich noch nie jemanden sprechen hören und es war mir ein Rätsel wie ich sie überhaupt verstehen konnte. Ich nickte nur gequält und sah hilfesuchend zu Charlie. Wie sollte ich Ihnen bloß sagen das ich Essgestört war, ich konnte es mir ja noch nicht einmal selber eingestehen. "Komm doch mal mit Hennah.", bat mich Charlie und ich folgte ihm nur zu gerne, so konnte ich wenigstens den fragenden Blicken entgehen. "Du weißt das du es Ihnen irgendwann sagen musst oder? Wenn du es Ihnen jetzt noch nicht sagen kannst, dann musst du etwas essen. So bekommst du das ein bisschen auf die Reihe und irgendwann wirst du wieder normal essen können.", es klang nach einer guten Idee. Ich könnte es ja versuchen, ich wollte wieder normal sein und niemanden mehr Probleme machen. "Ok. Ich werde etwas essen, ich kann es Ihnen einfach nicht sagen.", Charlie lächelte und mir war klar, dass er sich gewünscht hätte das ich etwas aß. Zusammen gingen wir wieder in die Küche, doch diesmal lächelte ich. Es war kein aufgesetztes Lächeln, ich lächelte weil ich mich hier geborgen fühlte. Hier würde sich mein Leben verändern.

Das war mein erstes Brötchen mit Frischkäse und meine erste heiße Milch. Danach fühlte ich mich schlecht, aber ich wusste das es etwas gab wofür es sich zu kämpfen lohnt und dieser Gedanke hielt mich davon ab, mich zu erbrechen. Wir unterhielten uns alle am Tisch und es wurde gelacht, früher musste ich immer alleine essen, denn ich hatte niemanden mit dem ich Frühstücken konnte.

Am Abend saßen wir alle zusammen im Wohnzimmer und schauten uns Filme an. Gerade lief 'Pitch Perfect', doch ich konnte mich keine Sekunde auf den Film konzentrieren, denn es gab jemanden der meine Aufmerksamkeit beanspruchte. Dieser jemand war Tyler. Bei jeder lustigen Stelle musste er lachen und wenn er lachte sah es einfach nur wunderschön aus. Er zeigte seine weißen Zähne und dieses Lachen war so natürlich. Noch nie hatte mich ein Lachen so in den Bann gezogen, wie es seins jetzt tat und auch wenn mein Verstand meinte, ich solle meinen Blick abwenden, rebellierte mein Herz dagegen. Ich konnte meinen Blick keine Sekunde von ihm wenden, denn er war einfach zu schön.
Noch nie in meinem ganzen Leben hatte ich etwas schöneres gesehen als das was hier gerade geschah. Nichts war an diesem Lachen gefälscht. Sonst wirkte er immer so hart und kalt und jetzt lachte er aus tiefstem Herzen. Es war ansteckend und ich musste des Öfteren mitlachen.

"Sein Lachen ist schön, nicht wahr.", ich zuckte leicht zusammen, da ich nicht damit gerechnet hatte. Paige blonde Haare erschienen in meinem Blickfeld. Ich konnte schon hören wie sie grinste und doch war es mir ungeheuer unangenehm. So unauffällig wie möglich versuchte ich aus dem Raum zu verschwinden, doch eine Stimme hielt mich davon ab. "Wo willst du denn hin?", wie versteinert blieb ich stehen. Alle Blicke im Raum richteten sich auf mich und ich wusste nicht was ich sagen sollte. "Ich- Also ich ähm Ich bin ähm.", mir fiel nichts richtiges ein, "Ich muss auf die Toilette!" Das verließ wahrscheinlich viel zu schnell meine Lippen, denn Elena sah mich komisch an. So schnell ich konnte ging ich nach oben und dann sofort in mein Zimmer. Am Nachmittag hatte Charlie mir alle Sachen aus meinem alten Zimmer gebracht und ich fand Dinge wieder die ich am liebsten nie wieder gesehen hätte. Ich zog eine Kiste mit der Aufschrift 'Cry for a Reason', unter meinem Bett hervor und schob die CD in meinen Fernseher.

First CD:
Ein kleines Mädchen erschien vor der Kamera. Sie hatte ein Ballet-tütü an und grinste in die Linse. "Daddy bist du bereit? Aber du machst nur ein Foto, ja?", sie bekam anscheinend ein nicken, den sie begann zu tanzen. Es sah wunderschön aus. Ihre Haare wehten im Wind, den sie um sich erzeugte und ließen sie Elfenhaft aussehen. Dieses kleine Mädchen war glücklich, es glich nicht im geringsten dem Mädchen das man jetzt vor sich hatte. Alles leuchten, dass sie früher besessen hatte, war aus ihren Augen verschwunden.

Auf der zweiten CD waren Bilder von mir und meinem ersten Freund. Wir waren ein einhalb Jahre zusammen und dann hat er mich betrogen und ich war am Boden zerstört. Er hatte mich für ein Mädchen betrogen das hundert mal besser aussah wie ich und sie hätte glatt Model werden können. Tränen traten in meine Augen und ich versuchte sie erfolglos weg zu blinzeln. Ich hatte ihn wirklich geliebt und hatte geglaubt das es etwas für die Ewigkeit wäre, doch zu schnell hatte mich die Realität wieder eingeholt. Meine Welt war zerbrochen und ab da ging es nur noch bergab. Meine Augen brannten und mein Brustkorb bebte. Eigentlich hatte ich schon lange mit ihm abgeschlossen, aber jetzt holte mich das ganze wieder ein. So lange hatte ich keine Träne mehr wegen ihm vorgossen, doch jetzt liefen erneut einige üner meine Wange. Dieses Gefühl völlig machtlos zu sein war schrecklich, ich hatte meinen Körper nicht unter Kontrolle umd so flossen die Tränen ungehindert weiter. Eine Weile saß ich noch so da, bis ich aufstand und den Karton wieder tief unter mein Bett schob, so wie alle Erinnerungen die ich an ihn hatte. Davor hatte ich mich lange gefürchtet und jetzt fühlte es sich ein Stück weit befreiend an.

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Ich wünsche euch eine schöne neue Woche und das ihr die letzten Wochen vor den nächsten Ferien noch übersteht.

The Way of Life (Anorexia Nervosa)✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt