Kapitel 14

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In den nächsten Tagen war das Verhältnis zwischen Iggy und Robin recht kühl. Sie sprachen nur das Nötigste miteinander. Jojo fühlte sich unwohl, weil er so zwischen den Fronten stand. Er redete immer wieder auf beide ein, dass sie wieder normal miteinander umgehen sollten, doch anscheinend waren sie beide hartnäckige Sturköpfe. Heute sollte die erste Nachhilfestunde mit der intelligenten Marina stattfinden. Auch wenn sie nicht Aria war, freute sich der Sechzehnjährige, die Wasser-Elementaristin näher kennen zu lernen. Sie durften gemeinsam die Sporthalle nutzen, in der sie viel Platz hatten, um ihre Übungen durchzuführen. „Hey", begrüßte ihn das Mädchen schüchtern. „Hi, Marina", gab er freundlich zurück. „Danke, dass du mir hilfst." „Für mich ist es eine Ehre", entgegnete sie ihm zurückhaltend. „Eine Ehre? Wow! Das hatte noch nie jemand zu mir gesagt." „Es gibt nur wenige Elementaristen auf der Welt, die alle vier Elemente beherrschen können. Einem Elementum gegenüber zu stehen, ist schon etwas ganz Besonderes." „Ach das meintest du", seufzte der Sechzehnjährige. „Ich dachte, du meintest mich persönlich." Die Wangen des Mädchens mit den langen, dunklen Haaren und der großen Nerd-Brille liefen leicht rötlich an. Schnell wollte Robin das Thema wechseln: „So, wie fangen wir heute an?"
„Am besten wir machen das, was wir in der ersten Lektion bei Tiberius von Zimmenthal gelernt haben." Marina holte eine kleine Wasserflasche aus dem Rucksack, den sie mitgebracht hatte. Sie öffnete die Flasche und kniete sich hin. Auch Robin tat dies. Sie schraubte den Deckel der Flasche ab und schüttete einen kleinen Tropfen des Inhalts auf den Boden. Der Sechzehnjährige schaute ihr gespannt zu. Dann erklärte sie ruhig. „Du musst dich nun auf diesen kleinen Tropfen konzentrieren und ihn versuchen zu bewegen." „Oh", freute sich der blonde Schüler. „Das ist einfach. Da war mein Test beim Rektor schwieriger. Er ließ einen Wasserhahn laufen und ich musste verhindern, dass das Wasser in den Ausguss läuft." „Und das hast du geschafft?", hakte seine Mitschülerin erstaunt nach. „Ja, das habe ich", antwortete er stolz. „Dann bist du ja doch schon weiter als gedacht. Deine Kräfte müssen wirklich enorm sein. Wenn du willst, können wir gleich zur nächsten Übung übergehen." „Von mir aus." „Gut", fuhr sie fort. „Als nächstes versuche dafür zu sorgen, dass aus dem Tropfen mehr Wasser wird." „Wie bitte?", wollte Robin wissen. „Wie soll ich denn aus einem Tropfen mehr Wasser machen?" „Das ist die Stärke unserer Fähigkeit. Wir können im Prinzip aus dem Nichts Wasser erscheinen lassen." „Aber ist das dann nicht etwas für Fortgeschrittene?" „Ich dachte, du wärst schon soweit", spottete Marina. „Du willst mich wohl ärgern!" „So schwer ist das nicht", erklärte das Mädchen weiter. Dabei hob sie ihre beiden Hände über den Wassertropfen, warf ihren Kopf nach hinten und schloss die Augen. Plötzlich bewegte sich der Tropfen und zitterte hektisch. Robin verfolgte das Schauspiel gespannt. Er sah, wie der Tropfen sich ausbreitete und eine kleine Pfütze auf dem Boden entstand. „Jetzt hast du mich aber beeindruckt", lobte der Schüler die Wasser-Elementaristin. „Danke", entgegnete sie mit einem Lächeln. „Von Zimmenthal ist zwar streng, aber er bringt uns schon etwas bei. Da bin ich ganz froh drum." „Und das, obwohl er dich so mies behandelt." „Was meinst du?", hakte Marina nun neugierig nach. „Ich habe schon mitbekommen, dass alles, was du für den Unterricht machst, nicht gut genug für ihn ist. Dabei bist du die Klügste unter uns." „Aber leider nicht so klug wie mein großer Bruder." „Du hast noch einen Bruder?" „Ja", sprach sie weiter, „er heißt Marin und hat hier letztes Jahr Abitur gemacht. Er hatte einen Abschluss von 1,0." „Stark", entgegnete Robin beeindruckt. „Aber das wirst du wahrscheinlich auch schaffen." „Wahrscheinlich reicht meinem Tutor anscheinend nicht." „Der spinnt ja auch komplett. Iggy musste bei ihm nachsitzen, als du bei ihm im Büro warst. Da hat er sich auch daneben benommen." Sofort wurde das Mädchen wieder rot im Gesicht und wandte sich peinlich berührt von Robin ab. „Oh nein", entschuldigte er sich. „Es tut mir leid, wenn ich dich in Verlegenheit gebracht haben sollte. Das wollte ich nicht." „Schon gut. Ich wusste nicht, dass das jemand mitbekommen hatte." „Keine Sorge", beruhigte er Marina. „Das bleibt unter uns." Robin hätte nicht gedacht, dass er das Mädchen so sympathisch finden würde. Schon im Unterricht fand er sie eigentlich ganz nett, aber er hatte auch damit gerechnet, dass er sie eventuell für oberschlau und eine Streberin halten würde. Aber das war nicht so. Sie war wirklich nett und er freute sich, sie nun in dieser Nachhilfestunde näher kennen lernen zu dürfen. Während des Restes der Stunde hatte Robin sogar Spaß und war etwas enttäuscht, als es vorbei war. Er freute sich darauf, Marina am nächsten Tag im Unterricht wieder zu sehen. Danach hatte er ein mulmiges Gefühl, als er wieder zurück in sein Zimmer kehrte. Er hatte keine Lust mehr auf die Situation mit Iggy. Er wollte, dass sie sich wieder verstehen. Die Stimmung war immer sehr gedrückt und meist gingen sie sich aus dem Weg, sofern das möglich war. Nach dem Unterricht mit Marina beschloss er, noch einmal die Aussprache mit Iggy zu suchen. In der kurzen Zeit, in der er die Schule besuchte, war der Rotschopf zu seinem besten Freund geworden. Er war froh, jemanden gefunden zu haben, mit dem er sich gut verstand. Und dieser Streit trübte ihr Verhältnis gewaltig. Das wollte er nicht mehr. Er nahm allen Mut zusammen und betrat ihr gemeinsames Zimmer, in dem Iggy an seinem Schreibtisch vor dem Laptop saß. Langsam schloss Robin die Tür hinter sich und blieb kurz davor stehen. Für einen kurzen Augenblick dachte er sich, doch einen Rückzieher zu machen und ein Gespräch mit seinem Mitbewohner zu vermeiden. Doch schließlich sprach er ihn doch an: „Hey Iggy." Der sommersprossige Schüler schaute vom Laptop hoch. Sein Gesichtsausdruck war ernst. Robin fuhrt fort. „Meinst du nicht, wir sollten noch mal miteinander sprechen." „Ich glaube, da gibt es nichts zu besprechen. Du hast deine Meinung über Skye und daran lässt sich nichts ändern." „Da magst du recht haben. Aber sollen wir uns deshalb streiten? Es tut mir schrecklich leid, dass ich dich so angegriffen habe. Lass uns den Streit bitte beiseite legen." Für einen Moment schwieg der Feuer-Elementarist. Er schien über das Angebot nachzudenken, bis er schließlich antwortete: „Also gut. Ich will auch nicht streiten. Lass uns Frieden schließen und die Sache vergessen." „Danke", freute sich der Sechzehnjährige. „Ich hasste diese komische Situation zwischen uns. Viel lieber bin ich mit dir befreundet." „So geht es mir doch auch", gab Iggy zurück, erhob sich von seinem Stuhl, um seinem Mitbewohner die Hand zu reichen. Robin schlug ein und fügte mit einem schelmischen Grinsen hinzu: „Ich hab' dich lieb!" „Sehr witzig", gab der Rotschopf gespielt beleidigt zurück. „Du bist so ein Witzbold!" Da fing der blonde Schüler zu lachen an und kurz darauf stieg Iggy mit ein. Endlich war wieder alles beim Alten. Beide waren darüber sehr erleichtert und froh.

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