Kapitel 22

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Alle im Internat waren aus dem Häuschen. Schnell hatte es die Runde gemacht, dass jemand in das Haus 4E eingedrungen war und zwei Schüler angegriffen wurden, die beinahe ertrunken wären. Das verängstigte viele, auch wenn die Lehrer sie beruhigen wollten. Rektor Quinn war der Meinung, dass der Unterricht wie gewohnt fortgeführt werden sollte, damit keine Panik entstand. Wenn man sich jetzt von dem Zwischenfall beeindrucken ließ, würde das Vertrauen der Schülerschaft an den Lehrkörper leiden. Und daher ging das Schulleben einfach weiter. Iggy, Aria und Jojo fragten ihre beiden Zirkelmitglieder über den Zwischenfall aus. Marina wusste gar nicht, was sie dazu sagen sollte, aber Robin hatte seine Vermutungen, die er den anderen mitteilte: „Das war bestimmt der gleiche Kerl wie in Berlin." „Meinst du?", hakte Iggy nach. „Dann wäre er dir ja hierher gefolgt." „Wie furchtbar!", stieß Aria entsetzt aus. „Und was sagen die Lehrer dazu?", wollte Jojo wissen. „Bisher noch gar nichts", antwortete Robin. „Wir sollen später zu Rektor Quinn kommen. Dann werden wir über die ganze Sache sprechen." Und so war es dann auch. Am Nachmittag trafen sich Marina, Robin und alle Lehrer im Konferenzraum ein. Der Sechzehnjährige kannte ihn ja bereits, aber für Marina war es das erste Mal.
Rektor Quinn wollte zunächst einmal hören, was die beiden Schüler aus ihrer Sicht zu berichten hatten. Sie erzählten ganz genau, was in der Sporthalle vorgefallen war. Die Lehrer hörten gespannt zu. Frau Bottenberg und auch Frau Funke stöhnten an einigen Stellen der Erzählung entsetzt. Herr von Zimmenthal verzog derweil keine Miene. Als sie mit ihren Ausführungen geendet hatten, bat der Rektor um Kommentare des Lehrkörpers. Skye war der erste, der sich zu Wort meldete: „Ich befürchte, dass der gleiche dahinter steckt, der uns bereits in Berlin angegriffen hatte." Damit äußerte er das, was Robin bereits glaubte. Doch Robin war darüber hinaus nach wie vor der Meinung, dass der Angreifer eventuell von seinem jungen Lehrer engagiert worden war. Aber diese Vermutung verschwieg er zunächst. „Aber wie ist derjenige hier eingedrungen?", hinterfragte Terra Bottenberg. „Das ist eine gute Frage", bestätigte Rektor Quinn nachdenklich. „Jemand muss ihn hier herein gelassen haben", platzte es aus Robin heraus. „Was meinen Sie damit?", wollte seine Tutorin wissen. „Das ist eine absolute Frechheit", mischte sich nun Tiberius von Zimmenthal ein. „Damit unterstellen Sie einem Schüler einen Verstoß gegen die Schulordnung." Das wäre das kleinste Übel, dachte sich der Sechzehnjährige. Denn dies war keineswegs das, was der Junge vermutete. Stattdessen war er der Meinung, dass ein Lehrer den Angreifer in das Internat gelassen hatte - und der Lehrer war Skye. „Wenn es tatsächlich ein Schüler war, können wir das nicht so leicht herausfinden", ergänzte Serafina Funke. „Haben Sie denn vielleicht eine Vermutung?" Die Feuer-Elementaristin schaute ihren Schützling erwartungsvoll an. „Nein", antwortete Robin schnell. Er wollte seine Vermutung nicht mitteilen, solange er nicht die Gewissheit hatte. Außerdem wollte er Skye nicht darauf aufmerksam machen, dass er eventuell von seinen Plänen wusste. Und daher blieb er stumm. „Das war nur so eine Eingebung." „So schlecht ist dieser Einfall nicht", bestätigte Rektor Quinn. „Wir müssen davon ausgehen, dass ihn jemand aus unseren Kreisen hineingelassen hat, ob es beabsichtigt war oder nur aus Versehen." Alle Lehrer nickten stumm und schauten betroffen. „Und was machen wir nun?", wollte Serafina Funke wissen. „Wir werden jetzt darüber beraten, wie wir zukünftig das Eingangstor sichern. Aber das besprechen wir allein unter den Lehrern. Herr Held und Frau Hollenbach, Sie dürfen jetzt wieder auf Ihre Zimmer zurückkehren. Vielen Dank!" Marina und Robin bedankten sich, bevor sie den Raum verließen. Als sie draußen waren, sah das Mädchen ihrem neuen Freund an, dass er über etwas nachdachte. „Was hast du?", fragte sie ihn unvermittelt. „Es ist nichts." „Ich sehe es dir doch an. Nun sag schon", forderte sie ihn auf. „Das ist eine Angelegenheit, die ich nur allein mit mir ausmachen kann. Ich kann dir dazu nichts sagen." Marina fragte sich, worüber ihr Mitschüler nachdachte. Sonst war er doch nicht so ein verschlossenes Buch. Doch Robin hatte aus der Vergangenheit gelernt, negative Gedanken zu seinem Lehrer Skye besser für sich zu behalten. Einen großen Streit mit seinem besten Freund auf dem Internat hatten negative Äußerungen über Skye zur Folge gehabt. Und er wusste, dass jeder den jungen Lehrer mochte. Egal ob Iggy, Jojo, Aria oder sogar Marina - sie würden ihm nicht glauben oder sogar Eifersucht unterstellen. Daher erzählte er seinem Zirkel nicht, dass er vermutete, dass Skye dahinter steckte, auch wenn es ihm schwerfiel. In seinem Zimmer angekommen, wartete bereits Iggy auf ihn, der wissen wollte, was bei der Konferenz besprochen wurde. „Sie wollten sich lediglich noch einmal die Geschichte anhören. Skye vermutet auch, dass der Typ aus Berlin dahinter steckt." „So ein Mist!" „Aber sie wissen nicht, wie er hier hinein gekommen ist. Sie wollen jetzt die Sicherheitsmaßnahmen erhöhen und besprechen, wie sie dafür sorgen, dass kein Fremder einfach so die Schule betreten kann." „Ich dachte bisher, dass sowieso kein Außenstehender hier so leicht reinkommt. Wie hat er das wohl geschafft?", fragte sich nun auch der Rotschopf mit den Sommersprossen. „Hm...", entgegnete Robin lediglich, sodass sein Freund weiter darüber nachdachte. Plötzlich kam ihn eine Eingebung: „Ihn muss jemand reingelassen haben!" „Ach komm", entgegnete Robin ungehalten. „Was du nicht sagst." Er konnte sich den Zynismus nicht verkneifen. „Was soll das denn heißen?", hinterfragte der Feuer-Elementarist misstrauisch. „Hast du etwa eine Vermutung, wer ihn hinein gelassen haben könnte?" „Nein", antwortete Robin nicht gerade überzeugend. „Du verheimlichst mir doch etwas..." Da der Sechzehnjährige weiter schwieg, überlegte Iggy weiter, bis ihm ein Licht aufging. „Du glaubst immer noch, dass Skye dir etwas antun will. Du denkst, er steckt dahinter." „Das habe ich nie behauptet." „Aber gedacht!" Beleidigt drehte sich Iggy im Bett weg von seinem Zimmergenossen und zog sich die Decke über die Schulter. Von da an schwiegen sich beide an und Robin ärgerte sich darüber, dass er sich so leicht durchschauen ließ. Er hatte sich doch fest vorgenommen, seine Vermutung für sich zu behalten. Nun wusste sein bester Freund doch darüber Bescheid und das sorgte erneut für Unmut. Warum bin ich nur so blöd? Nun hatte Robin wieder etwas, worüber er grübeln konnte. Bevor er sich ins Bett legte und einschlief, zerbrach er sich das Hirn, wie er das mit Iggy wieder hinbiegen konnte.

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