Kapitel 9

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Der nächste Schultag verlief relativ normal. Es war Ende der Woche und Robin hatte nur Iggy am Vortag davon berichtet, wie die Tests verlaufen waren. Jojo sprach ihn zwar auch darauf an, aber ansonsten vermied er es, dies komplett öffentlich zu machen.Am Vormittag hatten sie dann zwei Unterrichts-Blöcke bei Herrn von Zimmenthal, der seine unausstehliche Art wieder unter Beweis stellte. Er würde definitiv nicht zum Lieblingslehrer des Sechzehnjährigen werden. Nicht mal diejenigen, die in seinem Tutorium waren, mochten ihn. Man merkte besonders an Marina, dass sie den Lehrer nicht mochte. Während sie in den anderen Unterrichtsstunden fleißig und freundlich zurückhaltend mitarbeitete, war sie bei ihm recht reserviert. Sie meldete sich zwar mindestens genau so oft wie in den anderen Stunden, antwortete aber stets in einem sachlichen und ernsthaften Ton.Nach der Mittagspause hatten sie dann noch Kunstunterricht bei Herrn Hawkins. Dieser war wieder einmal äußerst charmant und freundlich - besonders zu Robin:


„Ich bin sehr stolz auf dich", flüsterte er dem Schüler zu, als sie gerade dabei waren, ihre eigene Hand mit Bleistift zu zeichnen. Robin fand das sehr anbiedernd und war überhaupt nicht von seiner Art angetan.„Der hat jetzt einen Narren an dir gefressen", lachte Iggy los, als Skye zum nächsten Schüler weiter zog, um sich dessen Zeichnung anzusehen.Robin hätte viel lieber gehabt, dass jemand anderes einen Narren an ihn fressen würde. Aria sah wieder bildhübsch aus in ihrem türkisen Spaghettiträgertop und der eng anliegenden Bluejeans. Als sie zeichnete, wirkte sie sehr konzentriert. Der Bleistift in ihrer Hand flog nur so über das Papier. Gerne hätte der Sechzehnjährige einen Blick auf die Zeichnung seiner Mitschülerin geworfen. Er selbst war nicht sehr künstlerisch begabt und er hatte es sehr schwer, überhaupt einen geraden Strich zu erzeugen.Als Skye bei Aria angekommen war, lächelte er das Mädchen freundlich an und sie strahlte zurück. Für Robin war es offensichtlich. Er konnte quasi die Herzchen in ihren Augen spüren und kochte vor Eifersucht.Was findet sie nur an diesem Schleimbeutel?Nach der Unterrichtsstunde unterhielt sich Robin kurz mit Iggy und Jojo, bevor er sich auf den Weg in das Verwaltungsgebäude machte. Er fragte seine beiden Mitschüler, was Mädchen so toll an Hawkins fanden.„Du meinst wohl, was Aria so toll an ihm findet", verbesserte Iggy.„Ach was", wunderte sich Jojo, „du stehst auf Aria?"Robin wurde knallrot im Gesicht und stieß Iggy mit dem Ellenbogen in die Seite.„Ist doch nicht schlimm", beschwichtigte der Muskelprotz den blonden Jungen, „ich kann dich gut verstehen. Sie sieht unheimlich heiß aus."„Jetzt sag bloß nicht, du stehst auch auf sie?", wollte Iggy neugierig, wie er war, wissen.„Keine Sorge", erwiderte er ruhig. „Ich überlasse sie dir, Robin. Falls unser Lehrer sie dir nicht wegschnappt." Dabei lachte er neckisch.Der Sechzehnjährige verabschiedete sich sodann ein wenig verärgert von seinen Mitschülern und machte sich auf den Weg in Quinns Büro.Dort angekommen führte ihn der Rektor in einen kleinen Konferenzraum. Dort befand sich ein runder Tisch, um den sich die Lehrkräfte des Internats gesetzt hatten. Serafina Funke wies auf den Stuhl zwischen sich und Skye Hawkins, auf den sich Robin setzen sollte. Rektor Quinn setzte sich ihm genau gegenüber zwischen Herrn von Zimmenthal und Frau Bottenberg. In der Mitte des Tisches befanden sich verschiedene Getränke wie Wasser und Orangensaft sowie ein paar Gläser für die Teilnehmer dieser Besprechung.Der Sechzehnjährige fühlte sich etwas unwohl unter den Lehrern. Aber irgendwie kam er sich wichtig vor. Er war gespannt darauf, wie es mit ihm nun weiter gehen würde. Und so wartete er darauf, dass sein Schulleiter beginnen würde.Schließlich war es auch soweit und der Rektor ergriff das Wort:„Lieber Herr Held und liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie wissen alle, warum wir uns heute hier zusammengesetzt haben. Wir haben mit Herrn Held einen sehr speziellen Schüler an unserem Institut. Es ist ein Fall eingetreten, der historisch und geografisch gesehen äußerst selten auftritt. Herr Held ist ein Elementum."Elementum? Was soll das heißen?Robin hatte dieses Wort bisher noch nicht gehört und er fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Es klang sehr seltsam. Herr Quinn fuhr mit einer Erklärung fort.„Herr Held, ein Elementum ist ein Elementarist, der alle vier Elemente beherrschen kann. Mit den gestrigen Tests hat sich herausgestellt, dass Sie ein Elementum sind."„Ist das was Gutes?", wollte der überraschte Junge wissen.„Und ob", mischte sich nun Skye ein. „Das ist phänomenal! Damit trägst du ein hohes Potential an Macht in dir. Darum würden dich viele beneiden."„Herr Hawkins", unterbrach ihn der Rektor „bitte beherrschen Sie sich. Was Ihnen Herr Hawkins mitteilen möchte, ist, dass Sie sich keine Sorgen machen brauchen. Prinzipiell ist das eine gute Sache."„Da bin ich aber froh", seufzte der Sechzehnjährige erleichtert.„Nun hat das für uns organisatorische Folgen", sprach Quinn weiter. „Das Konzept unseres Internat sieht kein Elementum vor. Wir haben Praxisschwerpunkte, die parallel unterrichtet werden. Bisher waren Sie bei Frau Funke im Feuer-Schwerpunkt. Sie müssen aber auch die Chance haben in den anderen Elementen unterrichtet zu werden."„Heißt das, Frau Funke ist nicht mehr meine Tutorin?", wollte Robin unbedingt wissen. Er mochte Serafina Funke sehr.„Keine Angst", antwortete seine Lehrerin für den Rektor, „ich bleibe hier deine Ansprechperson."„Das ist das kleinste Problem", ergriff Quinn wieder das Wort. „Frau Funke haben Sie ja auch noch in vielen anderen Fächern. Das größere Problem ist der Unterricht in den Elementen. Da haben wir uns verschiedene Modelle ausgedacht, mit denen wir alle nicht zufrieden sind."„Und die wären?", erkundigte sich Robin.„Also wir hatten darüber nachgedacht, dass Sie die verschiedenen Praxisschwerpunkte wochenweise wechseln. Aber das funktioniert nicht, weil Sie nicht mittendrin einsteigen können, ohne die Grundlagen zu kennen. Dann hatten wir überlegt, dass Sie jedes halbe Jahr wechseln. Aber da verhält sich das Problem ähnlich. Sie könnten auch jedes Jahr den Kurs der Elftklässler besuchen, auch wenn Sie dann schon im 12. oder 13. Schuljahr sind. Aber dann würden Sie nur drei Elemente abarbeiten und jeweils ebenfalls nur die Grundlagen erarbeiten und in keinem Element wirklich versiert sein."„Das klingt alles nicht wirklich gut", kommentierte Robin die Ausführungen des Rektors.„Ich sagte ja bereits, dass alle Varianten nicht wirklich zufriedenstellend sind. Leider haben wir auch nicht die Möglichkeit, Ihnen ein versiertes Elementum zur Seite zu stellen. Dafür gibt es leider zu wenige Ihrer Art auf der Welt und meines Wissens gibt es kein Elementum mit einer Lehrerausbildung."„Schade", entgegnete der Sechzehnjährige. „Und was haben Sie sich nun ausgedacht?"„Leider hatten wir noch nicht genügend Zeit, um uns eine angemessene Alternative auszudenken. Wir werden über das Wochenende recherchieren, ob es irgendwo auf der Welt einen ähnlichen Fall gab, von dem wir uns das Modell kopieren können. Daher bitte ich Sie noch um etwas Geduld. Meine Kolleginnen, Kollegen und ich werden heute Nachmittag noch eine Weile hier zusammensitzen und darüber nachdenken. Wir hoffen bis Montag eine Lösung gefunden zu haben."Robin seufzte, konnte aber die Handlungsweise seines Rektors nachvollziehen. Er gab sich mit dieser Unterredung zufrieden. Er fand, es war sowieso nicht seine Aufgabe über die Lösung seine Falles nachzudenken.Da sollen sich die Lehrer ruhig den Kopf zerbrechen.Robin bedankte sich bei seinen Lehrern und seinem Rektor und verließ daraufhin den Konferenzraum wieder. Nun hatte er wieder etwas zum Grübeln, denn er war ein Elementum. Er wusste nicht, was dies bedeuten sollte und daher war das etwas, was ihm erst bewusst werden musste. Er konnte die Ausmaße seiner Fähigkeiten noch nicht im Ansatz erahnen.

ELEMENTUM - Neue MächteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt