Kapitel 16

68 7 0
                                    

Es verging einige Zeit, in der es für den Schüler recht anstrengend war. Er hatte sich fast täglich eine Nachhilfestunde bei seinen Mitschülern und Skye geholt. Er wollte unbedingt besser werden. Da blieb die Freizeit auf der Strecke, aber das war es ihm wert. Als das Wetter langsam kühler wurde und die Blätter von den Bäumen fielen, begannen endlich die Herbstferien und der Sechzehnjährige beschloss, sich in diesen auszuruhen und die Schule mal Schule sein zu lassen. Wie eigentlich alle Schüler des Internats besuchte er seine Eltern und verbrachte die ganzen Ferien bei ihnen. Sie freuten sich, ihren Sohn wiederzusehen und wollten natürlich alles über die Zeit im Internat wissen. Robin fühlte sich ein wenig unwohl, weil er seiner Mutter und seinem Vater nichts von dem erzählen konnte, was ein wichtiger Teil seines Lebens geworden war. Er konnte ihnen nicht sagen, dass er ein Elementum war und die Begabung hatte, alle vier Elemente zu beherrschen. Daher musste er auf die alltäglichen Internatsgeschichten ausweichen. „Aber dir gefällt es dort?", wollte seine Mutter wissen. „Sehr sogar", betonte ihr blonder Sohn.
„Und wie sieht es mit den Mädchen dort aus?", fragte sein Vater neckisch. Da kam ihm wieder einmal der Gedanke an Aria. Sein Herz machte einen kleinen Sprung und dabei bemerkte er, dass er sie tatsächlich noch toll fand. Aber bei den ganzen Anstrengungen der letzten Woche, hatte er ganz vergessen, dass er sie ja mal ansprechen wollte. So war er ihr keinen Schritt näher gekommen. Schade eigentlich, dachte er sich. Vielleicht hätte etwas aus ihnen werden können, wenn er sich ein wenig auf sein Liebesleben konzentriert hätte und nicht nur auf seine Fähigkeiten. Natürlich war es wichtig, dass er besser wurde, aber sein Privatleben durfte darunter nicht leiden. Denn er wünschte sich sehnlichst eine Freundin an seiner Seite. Als er abends vor dem Schlafengehen noch so in seinem alten Bett lag, dachte er lange darüber nach. Schließlich kam er zu dem Entschluss, dass er dies nach den Ferien sofort in Angriff nehmen würde. Er versprach sich selbst, Aria um eine Verabredung zu bitten. Entweder sie sagte ja und er wäre der glücklichste Mensch auf der Welt oder sie würde ihm einen Korb geben. Aber das wäre dann auch nicht allzu schlimm, da er sich dann eben weiterhin aufs Lernen konzentrieren würde und keine Zeit mit Liebeskummer verschwenden wollte. Er fand seinen Plan gut und so konnte er glücklich und zufrieden einschlafen. Die Ferien genoss der Sechzehnjährige in vollen Zügen. Er schlief immer lange aus, traf seine alten Freunde wieder und unternahm sehr viel mit seinen Eltern. So vergingen die wenigen Wochen sehr schnell und schon musste er zurück nach Frankfurt. Am Sonntagabend traf er sodann wieder im Internat ein. Auch Iggy hatte längst wieder ihr gemeinsames Zimmer bezogen. „Irgendwie war es cool, zumindest für einige Zeit wieder sein eigenes Zimmer zu haben", neckte er den Rotschopf. „Aber ich habe dich auch ein wenig vermisst." „Du Blödian", entgegnete er Robin lachend. Den Abend verbrachten die beiden Freunde damit, sich gegenseitig von ihren Ferien zu berichten. Der blonde Schüler beneidete seinen sommersprossigen Mitbewohner ein wenig, da er seinen Eltern ganz offen von den Erlebnissen im Internat erzählen konnte. Er musste den Unterricht in den Elementen nicht verschweigen, da seine Eltern ebenfalls Elementaristen waren. Andererseits wusste er auch, dass sein Zimmergenosse ein ganz anderes Geheimnis mit sich herumtrug, womit er wahrscheinlich größere Probleme hatte als er mit seiner Begabung. Iggy konnte ja nicht mal mit seinem Mitbewohner darüber reden, obwohl er ja davon wusste. Lieber umging er es, darüber zu reden, als ob das Schweigen seine Gefühle gegenüber anderen Jungs abstellen könnte. Dabei helfe ich ihm, beschloss Robin zusätzlich zu seinem Vorhaben, auf Aria zuzugehen. Er wollte seinen Kumpel unterstützen und ihm dabei helfen, sich selbst zu akzeptieren. In Sachen Privatleben hatte der Sechzehnjährige also einiges zu tun. Am ersten Schultag packte er es dann schließlich an. In der Mittagspause schaute er, ob er Aria schon ansprechen könnte. Allerdings saß sie mit einigen Freundinnen kichernd zusammen, sodass er es nicht angemessen fand, sie in dieser Situation zu fragen. Daher verschob er es auf einen späteren Zeitpunkt. Nach dem Unterricht fing er sie schließlich ab: „Hallo Aria", grüßte er sie. „Oh", reagierte sie überrascht, „hi, Robin!" „Du kennst meinen Namen?", gab er ebenfalls überrascht zurück. „Natürlich", entgegnete sie freundlich. „Wir sind doch schon seit einigen Wochen in derselben Klasse." Der Sechzehnjährige errötete, als er weiter sprach: „Aber wir hatten ja nicht viel miteinander zu tun." „Das stimmt. Aber trotzdem lernt man in dieser Zeit die Namen seiner Mitschüler kennen, oder kennst du nicht alle Namen?" Robin fühlte sich ertappt. Natürlich kannte er alle Namen und es war eine blöde Reaktion gewesen. Wie konnte er ihr nur unterstellen, dass sie ihn überhaupt nicht wahrgenommen hatte. So viele Schüler waren sie nun auch nicht. „Was willst du nun eigentlich von mir?", wollte die blonde Schönheit wissen. „Wie bitte?" „Du hast mich doch gerade angesprochen. Möchtest du was Bestimmtes von mir?" „Äh", stotterte er, „ich wollte dich mal fragen, ob du eventuell mal mit mir etwas unternehmen möchtest? Kino oder so." Er fühlte, dass seine Handflächen schweißnass vor Aufregung waren. Er verkrampfte total, als er auf ihre Reaktion wartete. Er rechnete mit allem, auch damit, dass sie ihm jetzt eiskalt eine Abfuhr erteilen würde. Doch dies war nicht so. Stattdessen grinste sie, als sie antwortete: „Was für eine Ehre. Das große Elementum bittet Aria Himmel, einfache Luft-Elementaristin, um eine Verabredung." Schüchtern griff sich Robin in den Nacken und erwiderte ihr Grinsen. Er war völlig aufgeregt und wusste nicht, was er darauf entgegnen sollte. So wartete er einfach ab, bis die Schülerin weitersprach: „Wir können gerne mal was zusammen machen. Ich habe nichts dagegen. Vielleicht gehen wir mal zusammen tanzen." „Tanzen?", hakte er etwas eingeschüchtert nach. „Na klar", fuhr sie fort. „Ich liebe das Tanzen und es gehört zu meinen größten Leidenschaften. Ich würde mich freuen, wenn wir mal zusammen tanzen gehen würden." „Super", erwiderte Robin nun freudig. „Ich bin zwar nicht so ein großartiger Tänzer, aber vor dir mache ich mich doch gerne zum Affen, wie du sicher eben festgestellt hast." Bei diesem Satz musste sie plötzlich laut loslachen und auch Robin stimmte darauf ein. Das Eis war gebrochen und der Sechzehnjährige hatte sein Ziel erreicht: Er hatte ein Date mit dem Mädchen seiner Träume. Sein Herz machte einen Freudensprung und er konnte den ganzen Tag an nichts anderes mehr denken als an die blonde Schönheit. Er freute sich sehr darüber, dass es geklappt hatte und er in den nächsten Tagen einen ganzen Abend mit ihr allein verbringen würde. Sofort erzählte er Iggy davon, der sich ebenfalls für seinen Mitbewohner freute: „Dann mal ran an den Speck", witzelte der Rotschopf. „Vermassele es nicht!" „Das werde ich schon nicht", versprach der blonde Schüler aufgeregt.

ELEMENTUM - Neue MächteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt