Kapitel 21

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„Bevor wir mit der Nachhilfestunde anfangen, darf ich mit dir noch mal über das Thema Zirkel sprechen?" Robin dachte die ganze Zeit darüber nach, wie er Marina überreden könnte. Die ganze Geschichte ließ ihm keine Ruhe. Er wollte endlich stärker werden und sich selbst verteidigen können, denn er wollte nicht mehr in den Wänden des Internats gefangen sein. Schließlich durfte er noch immer nicht das Haus 4E ohne einen Erwachsenen verlassen, da bisher noch nicht geklärt werden konnte, von wem er in Berlin angegriffen wurde. „Ich dachte, wir hätten das Thema beendet", entgegnete ihm die schlaue Wasser-Elementaristin mit der Nerd-Brille und den langen, braunen Haaren. Die beiden Schüler befanden sich wieder in der großen, leeren Turnhalle und waren kurz davor, eine neue Lektion zu beginnen. Doch zuvor wollte Robin klären, ob er das Mädchen vielleicht trotzdem für seinen Zirkel gewinnen könnte. Unbedingt wollte er seine Nachhilfe-Lehrerin für sein Team gewinnen. Er mochte Marina. Sie war klug und sympathisch. So eine Person fehlte seinem Team noch. Im Laufe der Zeit waren sie auch so etwas wie Freunde geworden und daher war es ihm besonders wichtig, dass sie das Element Wasser in seinem Zirkel verkörperte. „Ich habe aber jetzt noch mal mit den anderen gesprochen. Sie können deine Einwände sehr gut nachvollziehen..." „Siehst du", unterbrach ihn das Mädchen. „Die anderen sind vernünftiger als du."
„Aber dennoch sind sie der Meinung, dass du unseren Zirkel perfekt ergänzt. Du bist klug und vernünftig. Du könntest der Kopf unseres Teams werden." „Du weist, dass ich finde, dass wir dafür noch zu wenig Ahnung haben. Wir bräuchten einen Profi im Zirkel." „Das wäre natürlich super", stimmte Robin ihr beschwichtigend zu. „Aber wir können auch gemeinsam wachsen. Wir haben uns deshalb überlegt, dass wir erst Rituale durchführen, wenn wir uns hundertprozentig sicher fühlen. Wenn wir denken, wir setzen uns einer Gefahr aus, lassen wir es sein." Marina seufzte bei diesen Ausführungen. Sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Auf der einen Seite klang das alles schlüssig. Auf der anderen Seite war sie der Meinung, dass sich die Mühe nicht lohnte, da sie sich in nächster Zeit bestimmt nicht so sicher fühlen würden, um ein Ritual durchzuführen. „Du hast Bedenken", fuhr der Sechzehnjährige fort, „was ich verstehen kann. Aber wir würden die Entscheidungen sowieso nur als Team treffen. Also hättest du immer Mitspracherecht. Und wenn du gegen etwas bist, wird es einfach nicht gemacht." „Anscheinend ist es dir tatsächlich wichtig, dass ich Mitglied deines Zirkels werde." „Ja, das ist es", lächelte er das Mädchen ermutigend an. „Da fühle ich mich aber geschmeichelt", erwiderte Marina neckend. „Dann habe ich wohl keine Wahl." „Super", schrie der Junge plötzlich erfreut los. „Danke!" Er konnte nicht anders, als seine Mitschülerin fest an sich zu drücken und sie zu umarmen. Er war so froh darüber, dass sie letztendlich doch zusagte. „Die anderen werden sich auch darüber freuen." Nun war sein Zirkel komplett und sie konnten sich an die Arbeit machen, für Rituale zu recherchieren. Doch vorher stand noch die Nachhilfestunde im Element Wasser bevor. Zugegebenermaßen war Robins Konzentration nicht mehr sehr hoch, aber er gab sich dennoch Mühe und befolgte Marinas Anweisungen so gut es ging. Robin war mittlerweile so weit, dass er ein wenig Wasser aus dem Nichts erschaffen konnte. Zwar fiel ihm das mit Feuer leichter, aber er konnte das, was er bei Serafina Funke im Feuer-Unterricht gelernt hatte, auch ein wenig auf das Wasser übertragen. Plötzlich fing es in der Halle an zu regnen. „Was ist das denn jetzt?", erkundigte sich der Sechzehnjährige. „Willst du mich etwa beeindrucken, Robin?", fragte nun Marina nach. „Es in einem Raum regnen zu lassen, musst du heimlich geübt haben." „Du kannst mir nichts vormachen, meine Liebe", gab er seiner Mitschülerin neckend zurück. „Ich weiß, dass du dahinter steckst. Aber hör jetzt auf damit, sonst werden wir vollkommen durchnässt sein." „Das bin ich nicht", widersprach sie ihm. „Jetzt komm schon." Er wollte ihr nicht glauben. Doch plötzlich kam ein ganzer Wasserschwall von der Decke und die beiden schrien gleichzeitig los. Von einer Sekunde auf die andere standen sie bis zum Hals im Wasser und versuchten, nicht zu ertrinken. „Was soll das?", gluckste das Mädchen. „Woher kommt das?", rief das junge Elementum laut aus. Beide wurden immer wieder unter Wasser getaucht und hatten die Befürchtung, in den Wassermassen unterzugehen und in der Sporthalle zu ertrinken. Schließlich konzentrierte sich die kluge Wasser-Elementaristin und nahm ihre ganze Kraft zusammen, um das Wasser von sich zu drücken. Plötzlich entstand in der Mitte der Halle eine trockene Stelle. Marina stand da, beide Arme von sich gestreckt und völlig konzentriert. Robin stand hinter ihr und betrachtete das Schauspiel um sie herum. Überall um sie herum war Wasser, dass das Mädchen nur mit Mühe und Not von ihnen fernhielt. Doch es drohte fast schon wieder, die beiden Schüler unter sich zu begraben. „Robin", presste Marina aus ihren Lippen mit aller Kraft hervor, „du musst mir helfen. Ich schaffe das nicht alleine." Der Sechzehnjährige wusste nicht, was er tun sollte. So weit war er im Element Wasser noch nicht. Verzweifelt blickte er sich um und suchte nach einer rettenden Idee. Doch er sah überall, wo er hinblickte, nur Wasser. Schließlich kam er zu dem Schluss, dass ihm nur ein Ausweg blieb. Er musste eines der hohen Fenster der Halle zerstören, damit er mit Marina hinaus fliehen konnte. „Marina, kannst du ein Stück Richtung Fenster laufen und weiterhin die Wassermassen von uns fernhalten?" „Ich werde es versuchen." Langsam liefen sie zusammen zu den Fenstern. Der Kreis um sie herum würde immer kleiner und das Wasser kam immer näher an sie heran. Bald würde es über sie hinein brechen. Daher musste sich Robin beeilen. Als sie bei den Fenstern angekommen waren, konzentrierte er sich auf seine Handfläche und ließ mit Hilfe seiner Kenntnisse über das Element Erde einen schweren Stein erscheinen. Dann schleuderte er es mit aller Kraft und mit Hilfe des Elements Luft gegen das Fenster, sodass es zerbrach und in tausend Scherben zersprang. Sodann schnappte er sich das Mädchen und zerrte es nach draußen in die Freiheit. Sie landeten vor der Halle auf dem Boden, bevor die Wassermassen auf sie hinunter preschen konnten. Marina schaute ihren Mitschüler verängstigt an. „Was war das denn?" „Das kann ich dir auch nicht sagen. Aber du warst super, Marina. Du hast uns gerettet." „So ein Quatsch", erwiderte sie abwehrend. „Du bist mindestens genauso für unsere Rettung verantwortlich. Ohne dich wäre ich aufgeschmissen gewesen. „Können wir uns darauf einigen, dass wir uns gegenseitig geholfen haben? Das beweist doch nur, dass wir ein gutes Team sind und wir deshalb einen perfekten Zirkel gründen werden." Bei dieser Aussage musste Marina lächeln. Doch bevor noch etwas passierte, standen sie schnell auf und rannten zum Verwaltungstrakt, um sich Hilfe bei den Lehrern zu holen. Als sie von der Geschichte hörten, machten sie sich sofort auf den Weg zur Sporthalle. Doch dort konnten sie niemanden finden, der für die Misere verantwortlich gewesen wäre. Zähneknirschend kümmerten sie sich darum, dass die Halle trocken gelegt wurde und das Fenster wieder repariert wurde. Die beiden verunsicherten Schüler schickten sie auf ihre Zimmer. Sie würden noch einmal auf sie zukommen, um über das Geschehene zu sprechen. Mittlerweile hatte Robin eine Idee, wer dahinter stecken könnte. Denn erneut war es das Wasser, was ihn attackiert hatte - genauso wie in Berlin. Also vermutete er, dass derselbe Kerl dahintersteckte. Und das würde er seinen Lehrern mitteilen. Wahrscheinlich würde dies zwar bedeuten, dass er immer noch in Gefahr schwebte und weiterhin nicht alleine das Haus 4E verlassen durfte, aber auf der anderen Seite wollte er Hilfe von seinen Lehrern, damit der Schuft schnell geschnappt werden konnte. Auf jeden Fall nahm er sich das für den kommenden Tag vor. Einschüchtern lassen wollte er sich aber trotzdem nicht. Jetzt war der Entschluss für den Zirkel endgültig gefasst.

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