Kapitel 18

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Am nächsten Morgen war keine Zeit zum Ausschlafen. Herr Hauch hatte den Tagesplan vollgepackt. So war es ebenfalls nicht möglich, einen weiteren Gedanken an den unbekannten Angreifer zu verschwenden. Doch bevor es richtig losging, stellte sich der dicke Mann zunächst einmal vor. Bis dahin wusste Robin ja nichts Genaues um seine Rolle. Er hatte nur gehört, dass Hauch ein angesehener Luft-Elementarist war. „Wie du bereits weißt, ist mein Name Hauch und ich gehöre zu den stärksten Luft-Elementaristen in ganz Deutschland", begann der rundliche Herr seine Rede. „Bis zum letzten Schuljahr war ich der Vorgänger deines Lehrers." Dem blonden Schüler ging ein Licht auf: „Sie waren also Lehrer im Haus 4E und unterrichteten das Element Luft." „Richtig", bestätigte Hauch. „Doch aufgrund meines gesundheitlichen Zustandes habe ich beschlossen, den Lehrberuf an den Nagel zu hängen." „Gesundheitlicher Zustand?", hakte Robin besorgt nach. „Sind Sie krank?" „Seit ein paar Jahren plagt mich leider ein krankes Herz", erklärte der Ex-Lehrer weiter, „und daher fiel leider immer mehr Unterricht aus, sodass ich beschloss einen Nachfolger für mich zu suchen. Skye war einmal einer meiner Schüler und ich wusste, dass er das Lehramt studieren würde. Als ich ihn anrief und freudig hörte, dass er sogar das Referendariat abgeschlossen hatte, warb ich ihn sofort für das Internat an."
„Ich bin Herrn Hauch auch sehr dankbar dafür", mischte sich der junge Lehrer nun ein. „Und nach diesem Gefallen stellte nun Skye Kontakt zu mir her, damit ich meine Kenntnisse an dich weitertrage." „Ich hoffe, ich belaste Sie nicht zu sehr", gab der Sechzehnjährige zu bedenken. „Ach, mach dir mal keine Sorgen! Einen Tag werde ich durchhalten. Aber verspreche dir mal nicht zu viel. Ein Tag ist nicht genug, um die vollen Ausmaße deiner Fähigkeiten zu erwecken." „Das ist mir klar", bestätigte der junge Schüler freundlich. Er war überhaupt erfreut darüber gewesen, dass sich der kranke Ex-Lehrer die Zeit für ihn genommen hatte. Das war nicht selbstverständlich. Und es konnte ihm nur zugute kommen, wenn er vom Lehrer seines Lehrers lernen konnte. Und so begann am Morgen der anstrengende Unterricht, der den ganzen Tag dauern sollte. Der korpulente Ex-Lehrer erklärte dem blonden Schüler das Ziel des Tages: „Heute wird es darum gehen, dass du lernst, mit Hilfe des Elements Luft Gegenstände zu bewegen." „Das klingt ja wie Telepathie", kommentierte Robin dies. „Du meinst wohl Telekinese", berichtigte ihn Hauch. „Es gibt einige Luft-Elementaristen, die gar nichts von ihrer Begabung wissen. Und wenn sie dann etwas bewegen, denken sie, sie hätten dies allein durch ihre Gedankenkraft geschafft. Dabei haben sie in Wirklichkeit die Luft eingesetzt, die diese Gegenstände getragen hat." „Das heißt, Telekinese oder wie das heißt gibt es nicht?" „Genau so ist es. Und da solche Elementaristen nichts von ihren Fähigkeiten wissen und stattdessen annehmen, sie hätten besondere Psycho-Kräfte, lernen sie nicht, ihr Element zu beherrschen und können die Luft nicht so einsetzen, wie sie es gerne möchten. Dass sich Gegenstände dann bewegen, bleibt oft nur ein Zufall für sie." „Das ist aber schade." „Und damit dir das nicht passiert, werde ich dir heute lehren, die Luft so zu kontrollieren, dass du mühelos leichte Gegenstände nach deinem Belieben bewegen kannst." Der Sechzehnjährige freute sich auf die Lektion, auch wenn er zunächst bezweifelte, dass er dies an einem Tag lernen sollte. Doch nach vielen harten und intensiven Stunden klappte es bei ihm ganz gut. „Du musst natürlich stets üben, wenn du wieder im Internat bist", schlug der Ex-Lehrer ihm vor, als er den Lehrgang beendete. „Für heute ist aber Schluss. Nun essen wir noch zu Abend und dann hast du dir deine Ruhe verdient." Robin bedankte sich bei dem netten Lehrer. Er war ihm weitaus sympathischer als es ihm Skye war. Er fand es schade, dass Hauch nicht mehr im Haus 4E unterrichtete. Er hätte ihn dort lieber gesehen, als seinen nervigen und anhänglichen Lehrer für das Element Luft. Aber er müsste sich wohl oder übel mit Skye begnügen - auch am Abend, als sie wieder vorm Schlafengehen allein in dem Gästezimmer waren. Der junge Schüler wollte eigentlich schnell schlafen, damit die Nacht vorüber ging und er am nächsten Tag wieder ins Internat zurückkehren konnte, wo er sich mit Iggy statt Skye ein Zimmer teilte. Doch der Junglehrer hielt ihn noch eine Weile wach, weil er erneut über den Vorfall mit dem unbekannten Angreifer sprechen wollte. „Mir geht das einfach nicht aus dem Kopf", begann Skye. „Woher wusste dieser Typ, dass wir hier sein würden?" „Keine Ahnung", antworte Robin kurz angebunden. Er wollte nicht darüber nachdenken und einfach nur schlafen. „Machst du dir keine Sorgen? Schließlich trachtet dir anscheinend jemand nach dem Leben." „Doch", gab der Sechzehnjährige leicht genervt zurück, „aber morgen bin ich wieder in Frankfurt." „Und was ist, wenn es sich herumspricht? Wenn schon einer davon Wind bekommen hat, wird bald ganz Deutschland wissen, dass das Haus 4E ein Elementum beherbergt." „Was soll ich deiner Meinung nach tun?" „Du trägst eine große Macht in dir, aber du kannst sie noch nicht kontrollieren. Aber ich wüsste, wie du schneller deine Macht verstärkst und dich besser schützen kannst." Robin hörte nun gespannt hin. Es interessierte ihn, was ihm sein junger Lehrer da gerade erzählen wollte. „Die Macht von Elementaristen kann durch ein Zirkel verstärkt werden", erklärte Skye. „Was ist ein Zirkel?", wollte Robin wissen. Nun war er doch wacher als er eigentlich sein wollte. Er richtete sich im Bett auf, um seinen Lehrer besser verstehen zu können. Auch Skye richtete sich auf seiner Luftmatratze auf und sprach weiter: „Ein Zirkel ist ein Zusammenschluss von normalerweise vier Elementaristen. Jedes Mitglied beherrscht dabei ein anderes der vier Elemente. Sie können gemeinsam Rituale durchführen, die ihre Kräfte verstärken, aber auch insgesamt die Macht eines jeden erhöht." „Verstehe", bestätigte der blonde Schüler und wartete ab, was Skye noch zu berichten hatte. „Doch ein Zirkel kann natürlich durch ein fünftes Mitglied ergänzt werden, wenn es sich um ein Elementum handelt. Dadurch wird die Macht des Zirkels sogar noch stärker." „Also meinst du, ich solle ein Zirkel gründen. Damit würde ich stärker werden und könnte mich besser gegen solche Angreifer schützen." „Richtig", bestätigte der gut aussehende Junglehrer. „Natürlich ist das deine Angelegenheit. Es ist nur ein Vorschlag von mir. Vielleicht willst du das ja machen. Du hast ja mittlerweile gute Kontakte geknüpft. Mit Iggy und Jojo hast du jeweils einen Feuer- und Erd-Elementaristen an deiner Seite. Ich denke, Marina könnte dich mit dem Element Wasser unterstützen." So ist das also! Robin wusste sofort, was nun folgen würde. Er hatte sich die ganze Zeit gefragt, was die Absicht seines jungen Lehrers war und warum er sich ständig so aufdrängte. Nun hatte er den Braten gerochen. „Und wenn du niemanden für den Posten des Luft-Elementaristen hast, dann würde ich mich zur Verfügung stellen." Dieses Aas! Dahinter war er also die ganze Zeit her. Der blonde Schüler spürte eine Wut in sich aufsteigen. Er hatte schon immer geahnt, dass Skye irgendwelche Hintergedanken hatte. Nun wusste er, dass er nur seine eigene Macht mit Hilfe des Elementums vergrößern wollte. „Und was hältst du davon?", hakte der Luft-Elementarist nach. „Ich muss darüber nachdenken", antwortete der Schüler und legte sich wieder zurück ins Bett. Er wollte seinem Lehrer nicht gleich zeigen, wie er den Vorschlag fand. Er wollte zunächst nachdenken und ihm nicht sofort mitteilen, dass er von den Plänen seines Lehrers wusste. Eine ganze Weile lag er noch wach im Bett und dachte darüber nach, was er über Skye herausgefunden hatte. Plötzlich kam ihm ein Verdacht: Vielleicht hatte er diesen Kerl engagiert, um uns anzugreifen. Der unbekannte Mann stürzte Skye sehr schnell zu Boden und er verlor sofort das Bewusstsein. Später ging es ihm angeblich noch schlecht, aber am nächsten Morgen war der Lehrer wieder vollkommen fit gewesen. Das fand Robin ziemlich seltsam. Und nun kam auch noch der Vorschlag mit dem Zirkel, bei dem er sich selbst als Mitglied anbot. Das waren seiner Meinung nach gleich zwei Hinweise, die auf Skyes tatsächliche Pläne hinwiesen. Robin beschloss, dies weiterhin im Auge zu behalten und das Verhalten seines Lehrers genau zu beobachten. Natürlich würde er Skye niemals in seinen Zirkel aufnehmen, wenn er einen gründen sollte. Wahrscheinlich würde er darüber nicht sehr erfreut sein, aber das würde ihm ganz recht geschehen, wie der Sechzehnjährige fand. Mit diesen Gedanken schlief er schließlich irgendwann ein.


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