Kapitel 24

50 6 0
                                    

Den ganzen Tag durchforsteten sie die Bücherei des Internats und schlugen wild in Büchern nach, die nur der Welt der Elementaristen vorbehalten war. Solche Bücher fand man in keiner anderen Bücherei, geschweige den in Buchläden. Nicht mal im Internet konnte man diese finden, da die Elementaristen schwer darauf achtgaben, ihre Welt vor den Normalsterblichen zu verheimlichen. Robin, Iggy, Marina, Jojo und Aria schrieben sich die wichtigsten Information heraus, um sie später zusammen zu tragen. Da in der Bibliothek strengstens Ruhe eingehalten werden musste, konnten sie sich dort nicht austauschen. Also trafen sie sich anschließend gemeinsam im Aufenthaltsraum und suchten sich eine Ecke, an der sie sich ungestört an einen Tisch setzen konnten, um alles zu besprechen. Im Internat gab es insgesamt drei Aufenthaltsräume. Einer war im Trakt der Jungen, ein weiterer im Bereich der Mädchen und der letzte war im allgemeinen Unterrichtsbereich und durfte von Jungen und Mädchen gleichermaßen genutzt werden. Dieser Aufenthaltsraum war im Keller des Gebäudes untergebracht und war fensterlos, aber dafür ziemlich groß. Es gab einen Kickertisch, mehrere Sofas, auf die man sich hinfläzen konnte und einige Tische, um denen Stühle herumstanden.
Bei schönem Wetter waren die Jugendlichen des Internats meist draußen unterwegs, aber bei Regen oder Kälte konnte er schon sehr befüllt sein. Und obwohl es Herbst war, hatten die vier Jugendlichen Glück, denn das Wetter war trocken. So hatten sie einigermaßen ihre Ruhe, als sie sich um einen Tisch im Aufenthaltsraum setzten und die Lage besprachen. Dabei übernahm Marina die Wortführung: „Ich habe primär geschaut, was Zirkel insgesamt bewirken können und wie gut man sein Element beherrschen muss, um ein Ritual durchzuführen. Was habt ihr herausgefunden?" „Ich habe nach Informationen zu Zirkeln gesucht, bei dem ebenfalls ein Elementum Mitglied war", erklärte Robin. „Hingegen war ich damit beschäftigt, nach geeigneten Ritualen für uns zu schauen", sprach Aria. „Das habe ich auch gemacht", ergänzte Iggy. „Ich habe nach Unfällen und Gefahren gesucht, damit wir uns auf diese vorbereiten können", beendete Jojo die Runde. „Gut", fuhr die Wasser-Elementaristin fort. „Am besten fange ich an und teile euch meine Ergebnisse mit." Alle schauten das Mädchen erwartungsvoll an. Von ihr hing es nämlich ab, ob sie es überhaupt wagen wollten, ein Ritual durchzuführen. „Was ich euch jetzt sagen werde, wird euch sicherlich erfreuen. Also wir können bedenkenlos das ein oder andere Ritual durchführen. Zwar gibt es Rituale, bei denen die Kräfte der Elemente so heraufbeschworen werden, dass wir sie zum jetzigen Zeitpunkt kaum unter Kontrolle haben würden, aber es gibt auch Rituale, die uns schützen oder von innen heraus stärken können, ohne dass wir ein Erdbeben oder eine andere Naturkatastrophe heraufbeschwören." „Das klingt doch super", entgegnete ihr Aria euphorisch. „Dennoch können wir auf keine Wunder hoffen, da wir noch relative Anfänger sind. Es kann sogar sein, dass unsere Rituale zu Beginn überhaupt keine Wirkung zeigen. Denn Rituale bedürfen einer völligen Konzentration und Beherrschung. Und darin sind einige noch nicht ganz so versiert." „Warum schaust du mich dabei so an", beschwerte sich Robin ironisch. „Dann habe ich ja schon das passende Ritual für uns gefunden", fuhr nun Aria fort. „Damit können wir unsere Kräfte für einen gewissen Zeitraum erhöhen. Es bewirkt, dass die Energie in uns besser fließt und soweit ich es verstanden habe, müssen wir dabei keinerlei Bedenken haben." „Ich glaube, davon hatte ich auch gelesen", warf Iggy ein. „Das ist ein sogenannten passives Ritual, nicht wahr?" „Genau", stimmte ihm die Wind-Elementaristin zu. „Es gibt noch Rituale, bei denen wir richtige Wirbelstürme heraufbeschwören können, um beispielsweise etwas Großes anzuheben. Wir könnten auch Flutwellen oder Feuersbrünste herbeizaubern." „Aber diese sind zu gefährlich", mischte sich nun Marina wieder ein, „weil sie uns aus dem Ruder laufen können, wenn wir sie nicht unter Kontrolle haben. Dann könnten wir uns selbst verletzen." „Und das kam schon oft in der Geschichte vor", sprach nun Jojo, der bislang eher ruhig geblieben war. „Besonders bei unerfahrenen Zirkeln, die unbedacht solche Rituale durchgeführt haben, kam es schon zu Waldbränden und Flutkatastrophen. Deshalb wurde 1912 ein Gesetz verabschiedet, dass nur bestimmte Institutionen aktive Rituale durchführen dürfen, wenn beispielsweise akute Gefahr besteht." „Wer sind die bestimmten Institutionen?", wollte Robin wissen. „Es gibt in der Welt der Elementaristen spezielle Einheiten, die sich um die Sicherheit unserer Welt kümmern", erklärte Marina. „Das kann man vielleicht mit der Polizei oder auch der Armee vergleichen." „Ich denke aber auch", ergänzte Jojo weiter, „dass damit so etwas wie unsere Lehrer gemeint sind. Diese sind erfahren und dürften im Notfall unser Internat beschützen, falls etwas passieren sollte." „Allerdings muss ein Zirkel ein Zusammenschluss von Elementaristen sein, die sich gegenseitig vertrauen und die gut miteinander harmonieren", belehrte sie die Streberin mit der Nerd-Brille. „Irgendwelche Elementaristen mit den Kräften unterschiedlicher Elemente können sich nicht spontan für ein Ritual zusammenschließen. Dafür muss man sich einigermaßen gut kennen." „Und was hast du nun herausgefunden?", fragte Iggy seinen Zimmergenossen gespannt. „So viel habe ich nicht gefunden", begann der Sechzehnjährige. „Es gab in der Geschichte wohl nur einen Zirkel, bei dem ein Elementum mitwirkte. Jedenfalls gibt es nur Aufzeichnungen von einem Zirkel aus den Vierzigern. Das Elementum war allerdings kein netter Zeitgenosse. Es war ein Kerl, der seine Macht missbrauchte. Er fühlte sich als Elementum sehr stark und wollte aber noch mehr Macht haben. Daher scharrte er ein paar andere Verbrecher um sich und zusammen mischten sie im zweiten Weltkrieg mit." „Im zweiten Weltkrieg?", hakte Aria erstaunt nach. „Ja", nickte Robin. „Im Krieg wurden einige Städte zerstört, was in der Geschichte dem Krieg zugeschrieben wird. Aber dieses Elementum und sein Zirkel sorgte ebenfalls für den Verfall der ein oder anderen Stadt. Glücklicherweise konnte er irgendwann gestoppt werden und alle wurden für den Rest ihres Lebens hinter Gitter gesteckt." „Das klingt ja krass", kommentierte Iggy. „Davon hatte ich vorher noch nichts gehört." „Wahrscheinlich werden wir das noch irgendwann im Unterricht behandeln", äußerte Marina dazu. „Da spricht die Streberin", neckte sie Robin mit einem Augenzwinkern, worauf das Mädchen leicht errötete. „Also sind wir uns einig?", wollte Aria von den anderen Mitgliedern des Zirkels wissen. „Unser erstes Ritual wird dieses passive sein, welches unsere Kräfte stärkt." „Ja", bestätigte Robin. „Aber", warf Marina sofort ein, „wir werden uns darauf sehr sorgfältig vorbereiten und es nicht übers Knie brechen." Alle vier nickten der jungen Wasser-Elementaristin zu. Dies war das erste Mal, dass sie in ihrem Zirkel zusammenwirkten und sich auf etwas einigten. Damit war die Zusammenarbeit eröffnet und der Zirkel offiziell gegründet. Alle fünf Jugendlichen freuten sich auf das Ritual und waren darauf gespannt, was mit ihnen passieren würde. Das junge Elementum war besonders stolz auf sein Zirkel. Er war sich sicher, die richtigen Leute dafür gewonnen zu haben. Alle brachten ihre besonderen Stärken mit. Zudem entwickelten sich langsam starke freundschaftliche Gefühle zu den anderen vier. Er hätte sich keine anderen Mitglieder in seinem Team vorstellten können. Mit diesem positiven Gedanken schlief er am Abend selig ein.

ELEMENTUM - Neue MächteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt