Vertrauen soll verdient sein

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Ich hab euch oben ein Lied verlinkt, welches ich mal bei The100 gehört habe und seitdem liebe. Es heißt couldn't stop caring von the spiritual machines.

Viel Spaß beim Lesen

Ein kaum merkliches Geräusch riss mich aus meinen Träumen.
Ruckartig schlug ich die Augen auf und lauschte in die Dunkelheit ohne zu atmen oder mich zu bewegen.
Da war es wieder. Es kam von draußen und klang wie Schritte im tiefen Gras.
Sie kamen näher. Ich schätzte sie auf fünf bis sechs Personen.
Langsam schob ich mich unter Pyeros Arm heraus und kam auf die Beine.
Mein Verlobter schien seelenruhig zu schlafen, genauso wie alle anderen.
Dass ich dieses Geräusch so gut vernahm, obwohl es doch so weit entfernt und äußerst leise war, hatte ich meiner Herkunft zu verdanken. Meine spitz zulaufenden Ohren konnten jedes noch so kleine Geräusch empfangen, vor allem wenn es sich um Wesen handelte, die sich einem näherten. Ich verglich es gerne mit einem Reh, welches hörte, dass sich ein Fuchs an es heranpirschte.
Ser Alaron hatte zwar genauso gute Ohren wie ich, aber er war älter und so hatte die Leistungsfähigkeit seines Gehörs abgenommen.
Aber mein Bruder müsste es gehört haben?!
Langsam lief ich quer durch den Raum und nahm geräuschlos das Schwert meines Vaters von einem kleinen Tisch an mich.
Währenddessen beobachtete ich unentwegt Nevary, doch dieser regte sich nicht.
Stattdessen kamen die Schritte immer näher.
Wenn ich mich nicht täuschte, müssten die Personen nun im Innenhof bei den Ställen angekommen sein.
Wie ich nun erkennen konnte, hatten sie auch Pferde bei sich, die sie nun stehen ließen und alleine das Schloss betraten.
Mit meinem Griff fest an der Waffe verließ ich den Raum.
Ich wollte erst nachsehen, um wen es sich handelte, bevor ich die anderen aus dem Schlaf riss und im Notfall würde ich Dank meiner Drachenseele auch alleine mit so wenigen Personen fertig werden.

"Wer denkst du ist das?", raunte mir plötzlich eine Stimme ins Ohr. Panisch fuhr ich herum und hätte mein Bruder nicht einen Satz zurückgemacht, hätte ich ihn mit meinem gezückten Schwert aufgeschlitzt.
"Was zur Hölle soll das?!", fuhr ich ihn so leise wie möglich an.
"Ach komm jetzt sei doch nicht sauer. Ich will doch auch nur sehen, wer da ist. Ich habe die Geräusche natürlich auch vernommen", flüsterte Nevary.
"Das kannst du schön vergessen. Geh wieder zurück. Auf deine Gegenwart kann ich gerne verzichten und so bist du mir eh keine große Hilfe." Ich deutete auf seine gefesselten Hände.
"Wegen wem trage ich diese Fesseln wohl", fauchte er nun.
"Das weißt du ganz genau", erwiderte ich genauso giftig.

Einen Moment blieb er still und ich hoffte schon, dass er einfach wieder zu den anderen gehen würde, da erwiderte er trotzig:" Wenn du willst, dass ich verschwinde, musst du mich schon dazu zwingen. Aber ich denke nicht, dass du mir was antun willst. Schließlich braucht ihr mich noch."

Gerne hätte ich etwas entgegengesetzt, aber ich wusste nicht weiter. Wenn mein Bruder etwas wollte, dann bekam er es in der Regel auch.
"Also schön", lenkte ich ein. "Bleib aber hinter mir und sei einfach still."

Nevary grinste siegessicher. Ich drehte mich um, umfasste mein Schwert mit beiden Händen und hielt es wachsam vor mich.
Langsam liefen wir durch den schmalen Gang, der zur Treppe führte.
Zu beiden Seiten waren schmale hohe Fenster und da die Wolken sich weitestgehend verzogen hatten, schien helles Mondlicht herein und warf lange Schatten.
Mein Bruder klebte förmlich an mir.
Heiß und unangenehm spürte ich seinen Atem in meinen Nacken, sodass sich meine Härchen aufstellen. Noch vor kurzer Zeit, hätte seine unmittelbare Nähe mich in den Wahnsinn getrieben, aber nun sah ich mich klar in der Übermacht. Ich hatte nichts zu befürchten.
Schritt für Schritt kamen wir beide voran. Keinen einzigen Laut gaben wir von uns.

Als wir die Treppe erreichten, warf ich ihm noch einen letzten warnenden Blick zu, der heißen sollte: wehe du machst etwas dummes, dann begann ich leise hinunter zu gehen.
Die Treppe verlief im Kreis, weswegen ich keinen guten Überblick hatte.
Doch meine Ohren sagten mir, dass sich die Fremden nicht weit entfernt aufhielten.
Sie mussten sich unten links im Gang befinden, der von den Ställen zum Thronsaal führte.
Ich lehnte mich an der linken Seite an die Wand, an der die Treppe das letzte Stück verlief und blickte den Gang entlang. Leider konnte ich durch die Wand nur nach rechts blicken, was links von mir lag, war vor dieser Lage aus uneinsichtbar.
Doch ich brauchte auch gar nicht bis nach ganz unten zu gehen, denn in diesem Moment trat ein Mann in mein Blickfeld. An seiner Kleidung, die in braun und schwarz gehalten war und dem unverkennbaren Wappen der Rebellen, einem Schwert, welches in Flammen stand, wusste ich sofort, dass es sich um einen Unempfänglichen handelte.
Verdutzt, jemanden wach anzutreffen, starrte er mich einen Moment lang nur an.
Diesen nutzte ich.
Mit meinem Schwert in der Luft sprang ich die letzten Stufen hinab und schlug ihm mit einem Hieb nach rechts den Kopf ab.
Sicher landete ich auf der rechten Seite von der Leiche und drehte mich blitzschnell um. Dort standen die fünf anderen, deren Schritte ich gehört hatte.
Es waren Männer unterschiedlichsten Alters. Doch egal wie jung der ein oder andere war, sie sahen sehr heruntergekommen aus. Verwuschelte Haare und unordentliche Bärte bedeckten ihre Gesichter. Die Kleidung war zwar aus Leder, aber hatte überall Risse und abgewetzte Stellen. Dass sie so aussahen, lag mit Sicherheit daran, dass sie in den Wäldern wohnten und ständig unterwegs waren, um andere Menschen anzugreifen. So wie jetzt. Doch ihr äußerer hatte deswegen nichts damit zu tun, wie gut sie im Kampf waren.
Mit ihnen sollte ich nicht so ein leichtes Spiel haben.

Time to Reign 2 - Das vergessene LandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt