Wieder verging Stunde um Stunde mit der einzigen selben Beschäftigung. Das Beben hatte wenige Minuten, nach dem wir den Gang betreten hatten wieder aufgehört und nun schien alles wie vorher. Die Luft war schwer und stickig. Vorsichtig setzte ich im schwachen Fackelschein einen Fuß vor den anderen. Die Erschütterung hatte einige kleine und große Steine in den Weg fallen lassen. Teilweise mussten wir sogar darüber hinweg klettern, doch den Göttern sei Dank war die Decke nun höher und der Weg breiter als je zuvor.
Es war still geworden um uns herum. Das Wasserrauschen war außer Hörweite und so nahm ich nur das Tapsen unserer Schritte wahr, das teilweise sogar von den Tunnelwänden widerhallte.
Ich wusste nicht, wie weit wir noch gekommen waren, doch irgendwann konnten wir einfach nicht mehr weiter.
War es Tag oder Nacht?
MeinRhythmus geriet immer mehr aus dem Gleichgewicht. War die weite Ödnis nicht schon genug gewesen?
Schließlich ließen wir uns einfach wortlos an einer breiteren Stelle des Weges nieder und gönnten uns eine wohlverdiente Verschnaufpause. Es dauerte nicht lange, da waren wir alle weggedämmert. Die Dunkelheit und Stille waren so einladend. Auch wenn der Boden alles andere als angenehm war, schien es mir, als würde ich in einem Bett aus Wolken liegen, so müde war ich nach so langem Laufen. Ich, und ich glaube auch alle anderen, hatten einen Punkt erreicht, an dem es egal war wie und wo man schlief, Hauptsache man bekam überhaupt die Gelegenheit. Ich war so erschöpft, dass ich ganz vergaß auf Alaron zu achten, der sich, so viel hatte ich noch mitbekommen, etwas abseits von uns an die Wand gelehnt hatte.
Irgendwann ließ mich die Erkenntnis, dass er unbewacht gewesen war, aufschrecken. Hellwach fuhr ich auf und setzte mich hin. Es dauerte einige Sekunden, bis ich die Umgebung richtig wahrnehmen konnte. Ich erkannte einige schlafende Körper und begann sie zu zählen. Nach einer dreimaligen Vergewisserung, dass wir nur zu viert waren und somit eindeutig jemand fehlte, rüttelte ich Pyero neben mir unsanft wach.
"Alaron fehlt", weckte ich auch die anderen.
Nevary war sofort auf den Beinen und warf einen Blick in beide Richtungen,um sich von meiner Behauptung zu überzeugen. "Dieser Mistkerl",rief er wütend aus. Eilig schmiss er seine Sachen in die Tasche und zog sein Schwert. Oder besser gesagt die Waffe von Alaron, die den Besitzer gewechselt hatte. Es war noch immer merkwürdig für mich ihn mit einem Schwert in der Hand zu sehen, ohne Angst bekommen zu müssen. Doch einer sollte nun unsicher sein. Der Blick meines Bruders und die Eile, die er an den Tag legte alles zusammen zupacken, verrieten mir, dass er zielstrebig daran war den Ritter zuverfolgen und es ein für alle Mal zu Ende zu bringen.
"Ich werde dieses Stück Dreck jetzt finden und ihm mein Schwert ins Herz rammen", rief er uns über die Schulter zu und eilte davon.
"Warte Nevary, du solltest nicht alleine weiter", schrie ich ihm nach, doch er dachte gar nicht daran auf einen von uns zu warten. Ich konnte ihn verstehen, dass er sich endlich an dem Mann rächen wollte, der zum großen Teil an allem Schuld war, doch war es mehr als leichtsinnig dies alleine zu tun. Ich wollte ihn nicht auch noch verlieren.
"Ist es überhaupt sicher, dass Darmont weiter gelaufen ist und nicht zurück?", stellte Pyero eine für mich berechtigte Frage. Doch Astryd sog die Luft ein. "Nein, er muss weiter sein. Ich kann dank meiner feinen Wolfsnase riechen, dass neben Nevary noch jemand den Weg gewählt hat."
Ich nickte ihr zu. Da war doch eine Mallokiee echt für etwas nützlich. Weil wir nun sicher waren richtig zu laufen, um Alaron zu finden, eilten wir mit gepackten Sachen den Gang entlang. Astryd hielt eine Fackel vor sich, die wild im Laufwind flackerte. Auch Pyeros Flamme hinter hörte ich im leise im Wind rauschen.
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Time to Reign 2 - Das vergessene Land
FantasyDies ist Band zwei meiner Time to Reign Reihe. Salira hat ihren Bruder besiegt und der Welt den Frieden gebracht. Während Nevary sein restliches Leben in den Kerkern von Lumres verbringen wird, steht die Hochzeit von Salira und Pyero kurz bevor. Do...