Time to Reign 2 - Das vergessene Land

Auf dem Weg gen Norden

Viel zu schnell war der Morgen da und wir fanden uns alle im Innenhof ein. Die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen, doch wir hatten beschlossen sofort loszureiten, wenn es langsam hell wurde. Sieben Pferde standen bereit, sechs davon mit Sattel und Trense, eines bepackt mit Lebensmitteln und Decken.

Als ich den Hof betrat, war Pyero gerade dabei seine Heilmittel auf dem Rücken seiner Stute zu verstauen.

Skylar stand dicht bei ihm und redete auf ihn ein. Ich konnte mir schon denken, was sie sagte. Er solle ja vorsichtig sein und nichts unternehmen, was ihn in Gefahr brachte und vor allem solle er Nevary nicht vertrauen. Da brauchte sie sich keine Sorgen machen. Pyero hatte zwar noch nie ausgesprochen, dass er meinen Bruder hasste oder ähnliches, aber ich sah es in seinen Augen, dass er genauso fühlte wie seine Schwester. Er würde meinem Bruder niemals Vertrauen schenken.

Ich wendete mich von den beiden ab und lief zu Emis herüber. Neben ihr stand Alaron und eine junge Frau mit feuerrotem, wallendem Haar, welches ihr bis zur Hüfte reichte. Genau wie Emis trug sie dunkle bis schwarze Kleidung mit viel Spitze. Doch wie auch ich trug sie Hosen und eine Jacke.

Ich hatte mich für schlichte Erdtöne entschieden, wodurch man durch meine Kleidung nicht auf meine Herkunft schließen konnte. Dass meine Haare alleine eigentlich schon alles verrieten, konnte ich leider nicht ändern. Bald wären wir auch in den Wäldern und würden sicherlich nicht vielen Menschen begegnen.

Auch Pyero und Alaron hatten sich ähnlich gekleidet. Mein Verlobter trug wie immer helle Farben und Ser Alaron erinnerte mich mit seinen dunklen Brauntönen sehr stark an Dako. Doch dies war nun mal die Farbe der Ritter aus Nuvyenne, wenn sie nicht gerade ihre Rüstungen trugen.

"Guten Morgen Salira", begrüßte mich meine Tante. Ich erwiderte den Gruß.

"Das hier ist meine Schülerin Lexaya Syrell, sie ist wirklich hochbegabt und wird euch bestimmt eine große Hilfe sein", stellte Emis die Junghexe vor.

"Es ist mir eine große Freude Euch bei diesem Unternehmen begleiten zu dürfen", sagte sie mit unendlich großer Begeisterung in ihrer starken Stimme.

Ob es für mich auch so eine Freude war, konnte ich noch nicht sagen. Mir war nicht wohl dabei so viele fremde Gesichter mit auf diese gefährliche Reise zu nehmen. Ich vertraute zwar Alaron und seltsamerweise auch Astryd komplett, doch beide kannte ich einfach nicht gut genug, um mir ihrer Absichten wirklich sicher sein zu können.

Ich unterhielt mich noch ein paar Minuten mit den beiden Hexen und dem Ritter, bis zwei Wachen mit Nevary erschienen. Er trug noch immer Handfesseln, die er auch bestimmt nicht abnehmen durfte. Auf der Reise wären nur Lexaya und ich fähig sie zu entfernen.

Er sah schon sehr viel erholter und gesünder aus an diesem Morgen. Auch er hatte schlichte, feste Kleidung bekommen, natürlich in Rot und Schwarz. Doch die Klamotten waren nicht so auffällig wie früher und keiner würde allein durch seinen Aufzug darauf schließen wer er war.

Begleitet wurde er außerdem von Astryd, die sich angeregt mit ihm unterhielt. Sie lachte sogar. Es verstimmte mich, dass sie anscheinend keine Angst vor meinem Bruder hatte und auch nicht darauf achtete, dass wir anderen alle einen großen Bogen um ihn machten.

Als alle bereit waren saßen wir auf. Pyero und Astryd würden die Führung übernehmen, gefolgt von mir und Nevary. Hinter uns bildeten Lexaya und Alaron den Schluss mit dem Packpferd.

Emis verabschiedete sich herzlich von mir und trat dann an das Pferd meines Bruders heran.

"Wage es ja nicht Salira oder einem der anderen etwas anzutun. Sollte ihnen etwas geschehen, werde ich dich solange suchen, bis ich dich habe und dann können selbst die Götter dir nicht mehr helfen", fauchte sie gerade so laut, dass ich sie einen Meter entfernt, noch verstehen konnte.