Legt sie hier auf den Tisch", rief uns das Stadtoberhaupt zu, das uns freundlicherweise in sein Haus gebeten hatte.
Er lief quer durch die Küche und fegte mit einem einzigen Wisch alle Sachen hinab, die auf dem massiven Holztisch gelegen hatten.
Alaron und Nevary trugen die bewusstlose Lexaya in das Zimmer und legten sie auf den Tisch.
Verwundert beobachtete ich meinen Bruder, der wirklich half, jemanden zu retten, für den er sich bisher kein bisschen interessiert hatte. Es war auch schön zu sehen, dass der Ritter und Nevary etwas gemeinsam taten, wenn es nötig war. Ich hatte schon befürchtet, dass ihre Differenzen ihnen bei drastischen Situationen im Weg stehen würden.Pyero folgte, der alle anderen beiseite schob und das Oberteil der Hexe zerriss, um sich die Wunde genau anzusehen.
"Bringt mir alle Kräuter und Mittel, die ihr habt. Und ein Messer. Wir müssen den Pfeil entfernen", befahl er dem Hausbesitzer.
Dieser eilte davon. Ich stellte mich auf die andere Seite des Tisches und blickte meinem Verlobten in die Augen. Dieser atmete schwer und schien etwas panisch zu werden.
"Die... Die Wunde ist sehr tief. Ich weiß nicht ob ich sie retten kann", flüsterte Pyero. Er traute sich anscheinend die Worte nicht lauter auszusprechen, so als würde seine Befürchtung sich dann erst recht bewahrheiten.
Behutsam legte ich ihm eine Hand auf die Schulter:" Hey, du schaffst das schon. Ich glaube an dich. Du hast mich doch auch gerettet und mir ging es mit Sicherheit genauso schlecht wie ihr."
Traurig blickte ich auf die junge Hexe hinab, die sichtlich um ihr Leben rang. Ihr Körper war nass vor Schweiß, unruhig zuckten ihre geschlossenen Lider, die Stirn lag angestrengt in Falten.
"Ja aber bei dir hatte ich meine eigenen Materialien. Und ich war nicht so gestresst von der Allgemeinsituation", warf der Prinz ein."Hier, das ist alles, was ich finden konnte", unterbrach uns der ältere Mann, der in der Stadt das Sagen hatte.
"Ich habe euch noch unseren Heiler Magûl mitgebracht. Ich hoffe er kann Euch helfen."
Der Heiler breitete ein paar Sachen am Rande des Tisches aus.Pyero hielt die Klinge eines Messers über eine Kerzenflamme. Als er begann an der Wunde herumzuschneiden, musste ich mich zur Seite drehen. Ich konnte es nicht ertragen es mit anzusehen.
"Geh ruhig zu den anderen, wir schaffen das", erlöste mich Pyero.
Dankend verließ ich die Küche und gesellte mich zu den restlichen Mitreisenden.
Die Ehefrau Marla des Hausherren Kaio Dormes gab uns etwas zu trinken.
"Es ist mir eine Freude euch kennen zu lernen", begrüßte sie uns höflich. Ihr skeptischer Blick gegenüber Nevary war aber nicht zu übersehen.
"Wie sieht es draußen aus? Konnten eure Krieger die Rebellen aufhalten?", fragte Ser Alaron.
"Ja glücklicherweise haben sie den Rückzug angetreten, als unsere Reiter sie angreifen wollten. Ihr hattet wirklich Glück, dass unsere Wachen euch schon von Weitem gesehen haben", erklärte Marla.
"Wir danken euch vielmals für eure Hilfe", erwiderte ich.
"Es gibt nichts, wofür Ihr euch bedanken müsstet. Es ist unsere Pflicht die zukünftige Königin zu beschützen."Schweigen breitete sich aus. Ich wusste nicht was ich antworten sollte. Sie waren alle so nett zu mir und was hatte ich ihnen zu bieten? Ich brachte Unempfängliche in ihre Stadt, versteckte mich jahrelang im Nachbarreich und kam nun mit dem Mann wieder, der dies alles zu verantworten hatte.
Die Nacht verging Stunde um Stunde und als Pyero endlich zu uns stieß waren seine Hände rot vor Blut und seine Haare verklebt von Schweiß.
Hoffend starrten wir ihm alle entgegen.
"Ich denke sie wird es schaffen", grinste der Prinz.
Glücklich nahm ich ihn in den Arm.
"Ich hab dir doch gesagt, dass du das schaffst", flüsterte ich ihm in sein Ohr.
Lächelnd nahm er auf einer Bank platz.
"Wir sollten am besten alle eine Runde schlafen", schlug Astryd vor.
Keiner hatte etwas dagegen.
Marla und Kaio richteten uns ein paar Betten her. Dankend legten sich die anderen sogleich hin, während ich mich noch ein Mal in die Küche zu Lexaya begab.Der Heiler saß auf einem Holzstuhl und hielt Wache.
"Euer Begleiter ist ein wirklich außergewöhnlicher Mann. Ich habe selten jemanden gesehen, der einen Menschen mit einer derartigen Wunde retten konnte", erklärte er mir, während er mit seinem langen schneeweißen Bart spielte.
Ich nickte ihm zu und betrachtete die Hexe. Ihr Atem ging ruhig und das Fieber hatte nachgelassen.
"Wann wird sie wieder fähig sein weiter zu reisen?", wollte ich wissen.
"Ich fürchte das wird Wochen, wenn nicht sogar Monate dauern", war die Antwort, die ich erwartet hatte. Gehofft hatte ich aber auf etwas anderes. Uns würde nichts anderes übrig bleiben, als Lex hier zurück zu lassen. Wir konnten nicht so lange warten. Außerdem war ich mir sicher, dass sie bei den Dormes' in guten Händen war.
"Ihr braucht euch keine Sorgen um sie zu machen. Ich werde mich so lange wie nötig um sie kümmern", erklärte Magûl.
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Time to Reign 2 - Das vergessene Land
FantasyDies ist Band zwei meiner Time to Reign Reihe. Salira hat ihren Bruder besiegt und der Welt den Frieden gebracht. Während Nevary sein restliches Leben in den Kerkern von Lumres verbringen wird, steht die Hochzeit von Salira und Pyero kurz bevor. Do...