Der Mond stand hell und klar über unseren Köpfen mit seinen tiefen Furchen und Kratern, als wir aus dem Innenhof ritten. Kleine wild aussehende Wolken trieben unter den Sternen dahin, welche ab und zu das Licht des Mondes vor uns verbargen. Ein traumhaftes Schauspiel in jeder Nacht. Nur nicht in dieser. Es hätte noch so traumhaft sein können. Wir hatten keine Augen für die Schönheit der Natur.
Auch die Magie, des angrenzenden Waldes, welcher in Silber getaucht vor uns lag, wurde überschattet von den dunklen umherhuschenden Schatten der Angreifer. Ein sachter Wind trieb die Äste hin und her.
Begleitet von dem Donnern dutzender Hufe trieben wir unsere Pferde zu Höchstleistungen an.
Shaytans Nüstern waren stark gebläht und seine Augen weit aufgerissen und dennoch hatte ich das Gefühl, dass er es genoss im rasenden Galopp über die weite Wiese zu jagen.
Ja jagen war das richtige Wort. Nur waren wir nicht die Jäger, sondern die zwanzig Unempfänglichen, die uns mit ihren dunklen Pferden dicht auf den Fersen waren. Und wir waren ihre Beute.
Schnell war ich mit meinem Hengst an die Spitze von unserer kleinen Gruppe gelangt. Vor mir lag eine weite Wiese, zu meiner Linken und hinter uns zusammen mit dem Schloss, der dichte Wald.
Ich warf einen Blick nach rechts, über den Rand der steilen Felswand, an welcher Shaytan entlang galoppierte. Nur wenige Meter trennten uns vor dem Sturz in atemberaubende Tiefen. Weit unter uns glitzerte ein breiter Bach, welcher sich durch eine Landschaft aus dunklen Wäldern und einigen Wiesen schlängelte. Irgendwo dort in der Ferne konnte man die ersten Berge des Sirus erkennen. Sie hoben sich schwarz vom Horizont ab. Dunkle Monster in einer Nacht voll Sterne.
Und dahinter lag das Reich des Eises. Unser Ziel.
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass wie jemals dort ankommen würden. Es schien so weit entfernt.
Aber es war unser Ziel, welches wir unter allen Umständen erreichen mussten.
Doch zuerst mussten wir die Angreifer los werden.Angespannt drehte ich mich um und versuchte mir ein Bild von der Lage zu verschaffen.
Wir waren sechs. Eindeutig zu wenige, um gegen die Angreifer zu gewinnen. Uns blieb nur die Chance sie abzuschütteln. Zu gerne hätte ich einfach ein paar Bäume mit meinen Kräften nach ihnen geschmissen, aber auch das war in ihrer Nähe nicht möglich. Eine starke Aura umgab diese Männer, die jegliche Art von Magie unwirksam machte, selbst wenn es keine direkte Magie war, die man gegen sie richtete. Ich spürte wie ihre nahe mich schwächte und hilflos machte. Es lähmte einen innerlich und ich konnte es kaum erwarten mehr Abstand zu ihnen zu gewinnen. Ich fragte mich, ob auch die andere die dunkle unheilvolle Kraft der Unempfänglichen spüren konnten, oder nur diejenigen von uns, die selbst Magie verwendeten.
Es blieb uns nichts anderes übrig, als sie nur mit herkömmlichen Waffen zu schwächen.
Astryd und Lexaya hatten ihre Bögen vom Rücken genommen und schossen immer wieder Pfeile nach hinten.
Zwei der Männer hatten sie bereits getroffen, aber es war einfach zu dunkel und der Ritt zu schnell, um so alle zu erledigen. Wie gerne würde ich in diesem Moment auch die Kunst des Pfeil und Bogens beherrschen, aber mein ganzes Leben lang hatte ich mich nur auf den Schwertkampf konzentriert. Das machte mich nun nur noch hilfloser, als ich eh schon war.
Zu allem Überfluss flogen jetzt auch noch Pfeile in unsere Richtung. Und bei ihnen schossen nicht nur zwei, sondern an die zehn. Todbringende Geschosse flogen am uns vorbei. Ich war froh, dass die Männer nicht besonders treffsicher waren. Doch dann, als ich nach hinten blickte, sah ich fast in Zeitlupe, wie ein Pfeil auf Lexaya zu schoss. Ich hob meine Hand und wollte sie warnen, aber schon hatte sich die Spitze in ihren Rücken gespießt. Es war pures Glück, dass er das Herz verfehlte und knapp darunter unter ihrer Brust wieder austrat.
Die junge Hexe stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus und sackte nach vorne auf den Pferdehals.
Der Bogen fiel ihr aus der Hand und landete im hohen Gras.
Ihr dunkler Wallach reagierte etwas irritiert, galoppierte aber stetig weiter.Immer weiter rutschte sie an der Seite des Pferdes hinab und ich hatte schon Angst, dass sie doch bereits tot war, aber dann zog sie sich angestrengt wieder nach oben und klammerte sich am Sattel fest.
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Time to Reign 2 - Das vergessene Land
FantasyDies ist Band zwei meiner Time to Reign Reihe. Salira hat ihren Bruder besiegt und der Welt den Frieden gebracht. Während Nevary sein restliches Leben in den Kerkern von Lumres verbringen wird, steht die Hochzeit von Salira und Pyero kurz bevor. Do...