Das Gegröle und die Euphorie meiner Männer verstummten erst, als wir uns ein paar Tage später den Schloss von Nuvyenne näherten. Der Mond stand voll und klar über den Bergen des Sirus und beschien die neuen Rüstungen.
Die Frau, wie auch immer sie heißen mochte, hatte uns in ihre Waffenkammer geführt und voll ausgestattet. Ich sah es als Schicksal an, dass die Rüstungen, die der alte Besitzer zurück gelassen hatte, schwarz wie die Nacht und rot wie Blut waren. Dies sollten meine Farben sein, genauso wie der Rabe mein Wappentier. Der majestätische Vogel zierte mein neues Schwert, genauso wie das einiger der anderen Ritter.
Während ich darauf wartete, dass es tiefste Nacht wurde und der Mond an seinem höchsten Punkt ankam, betrachtete ich die Klinge des Schwertes in meiner Hand. Es schimmerte so wunderschön wie flüssiges Silber, magisch und tödlich zugleich.
Schweigsam saßen die Gesetzlosen, die ich nun gerne als meine Ritter bezeichnete, als meine eigene persönliche Armee, um mich herum und warteten auf meine Befehle. Ich genoss es, dass sie alles tun würden, was ich forderte und liebte die Angst, die ich in den Augen einiger Menschen sehen konnte, wenn ich in ihre Nähe trat. Sie wussten genau wie mächtig ich nun war. Ich war kein unschuldiger Prinz mehr, der sich über Sachen Gedanken machte, die überhaupt keinen Belang hatte. Was kümmerte es mich schon, ob einer der Männer für mich starb oder es einige unschuldige Opfer in dem Schloss geben würde. Solange ich mein Ziel erreichen würde, waren mir das Leid und die Sorgen aller anderen vollkommen egal. Ich hatte beschlossen nur noch auf mich zu achten. Wie weit war gekommen, als ich noch über das Recht und Unrecht nachgedacht habe und wie weit würde ich es nun bringen mit meinem neuen Ich?
Ich war jetzt ein König und würde mir mein Reich erobern.
Langsam richtete ich mich auf und ließ mein Schwert in der Scheide an meiner Hüfte verschwinden. Nun sah man nur noch das Heft, welches von einem Raben umschwungen wurde.
"Macht euch bereit. Es geht los", flüsterte ich gerade laut genug, dass es die mir am nächsten stehenden vernehmen konnten. Wie eine Welle verteilte sich der Befehl und schon bald saßen alle Ritter zu Pferd und richteten ihre Tiere gen Schloss aus.
Langsam setzte sich der Zug in Bewegung. Erst ging es im Schritt zwischen den dicht stehenden Tannen hindurch, deren spitze Nadeln auf der Haut stachen. Ein leichtes Rascheln war zu vernehmen, wenn ein Tier oder eine Rüstung die dicken tief hängenden Äste streiften.
Schnell erreichten wir das Ende des Waldes und vor uns tat sich die große Lichtung an der Klippe auf. Und direkt gerade aus thronte das Schloss erhaben über dem restlichen Reich. Beschienen von Licht des Mondes und der Stille, die einen friedlichen Charakter hatte, wirkte dieser Ort so unschuldig. Doch nur wenige, wie ich, wussten über die wirklichen Zustände in diesen Hallen Bescheid.
Grinsend drehte ich mich zu meinen Männern um. Dako, der mir am nächsten war, warf mir einen unsicheren Blick zu. Was war nur los mit ihm? Hatte er nicht alles, was er jemals gewollt hatte? Er war mein erster Ritter und Hauptmann, nicht mehr ein einfacher Aufpasser für Kinder. War es da nicht egal, was für Aufgaben er befolgte? Doch ich hatte keine Lust ihn darauf anzusprechen. Bei ihm galt dasselbe wie für alle anderen auch. Solange sie meine Befehle befolgten interessierte es mich nicht.
Ich wusste, dass er mich nicht so kannte. auch er musste sich an mein neues vollkommenes Ich gewöhnen. Aber er war aus freien Stücken mit mir gegangen.
Ich räusperte mich. Als ich die Aufmerksamkeit aller hatte flüsterte ich:" Zündet die Fackeln an. Sie sollen uns sehen kommen. Dako und zehn Männer werden mit mir kommen, der Rest verteilt sich unter dem Kommando von Asruhl im ganzen Schloss. Bringt mir meine Schwester. Stellt das ganze Schloss auf den Kopf. Sie sollen vor Angst erzittern."
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Time to Reign 2 - Das vergessene Land
FantasyDies ist Band zwei meiner Time to Reign Reihe. Salira hat ihren Bruder besiegt und der Welt den Frieden gebracht. Während Nevary sein restliches Leben in den Kerkern von Lumres verbringen wird, steht die Hochzeit von Salira und Pyero kurz bevor. Do...