Das Wissen des Drachentöters

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Das ganze Schloss war in Aufruhr. Es war schwierig gewesen so einige Ritter davon abzuhalten das Mädchen in ihrer verletzlicheren Form einfach abzustechen. Sie sahen keinen Sinn darin jemanden am Leben zu lassen, der in den Palast eindrang und Wachen ermordete. Dazu hatten auch noch viele adelige Frauen einen Schock und wurden von ihren Männern betütelt. Mal wieder sah ich wie unfähig gewisse reiche Menschen doch waren. Edel und anmutig sahen sie aus, doch schon beim kleinsten bisschen Blut klappen sie reihenweise zusammen.
Das hatte ich an den Bauern, die ich damals in Valam kennen gelernt hatte, gemocht. Sie hatten zwar weniger Mittel, aber dafür waren auch die Frauen mutiger und viele von ihnen hätten einen Adelstitel sehr viel mehr verdient.
Doch ich behielt meine Meinung für mich und half den Wachen die Familien auf Gästezimmer aufzuteilen. Sie sollten sich erholen und später würden wir beraten, wie wir mit der unterbrochenen Hochzeit fortfahren würden. Keiner sollte das Schloss verlassen, da wir die Angst hatten, dass auch das Volk in Panik geraten könnte, wenn sie von dem riesenhaften Wolf erfuhren. Ich hoffte, dass die Mallokiee einen Weg gewählt hatte, der nicht mitten durch die Stadt geführt hatte.
Zwar wussten wir den Grund ihrer Anwesenheit noch nicht, aber ich bezweifelte, dass es einer war, der das Volk nicht in Panik versetzen würde.

Wir brachten die Frau schließlich in meine Gemächer und legten sie auf eine gepolsterte Bank am Kamin.

Die Sonne strahlte von Himmel und beleuchtete den großen Raum. Es hätte so ein schöner Tag werden können. Alles hatte gepasst. Normalerweise wäre ich jetzt schon Pyeros Frau, doch das Schicksal hatte es anscheinend so gewollt. Ich war wütend und traurig zugleich, aber ich wusste dass es unangebracht war, sich jetzt über solche Nichtigkeiten Gedanken zu machen.
Um mich abzulenken setzte ich mich neben Pyero auf den Boden, über dem Wolfsmädchen kniete und beobachtete ihn. Er machte sich eilig ans Werk und begann ihre Wunden mit Salben zu versorgen und zu verbinden. Er war so schnell und geschickt, dass es mich immer wieder wunderte. Er hatte wirklich ein großartiges Talent.
Doch es war nicht nur seine Kunst, die mich sprachlos machte.
Uns fiel auf, dass die größten Schnitte schon jetzt langsam von selbst begannen zu heilen. Dies war ungewöhnlich schnell und wahrscheinlich eine weitere Eigenschaft, die nur Mallokiees hatten.

Woher Pyero die Fähigkeiten zum Heilen hatte und das große Wissen darüber wofür welches Kraut und welche Blume gedacht war, wusste ich bis heute nicht. Was seine Vergangenheit anging war es wirklich sehr verschlossen und hätte Skylar mir nicht erzählt, was mit ihren Eltern geschehen war, wüsste ich eigentlich nichts über ihn. Aber ich wollte ihn auch nicht drängen. Wenn er bereit wäre über sein Leben zu reden, würde er es schon machen.

Die Zeit, in der die junge Wolfsfrau ohnmächtig war, kleideten wir uns alle um und erkundigten uns nach der Wohlbefinden unserer Gäste. Die meisten hatten sich beruhigt und nahmen ein kleines Mahl im Speisesaal zu sich.
Ich könnte vermutlich auch mal wieder was zu essen vertragen, aber die Aufregung verhinderte es, dass ich auch nur einen Bissen zu mir nehmen konnte. Ähnlich erging es Pyero und so setzten wir und gemeinsam auf meinen Balkon, von dem aus wir die Mallokiee in Sichtweite hatten, aber auch unsere Ruhe.
Wir redeten nicht viel, ich lehnte meinen Kopf an meine Schulter und genoss die Wärme der Sonne und seine Nähe.
Schließlich fanden sich am frühen Nachmittag die anderen wieder in meinen Zimmern ein. Skylar und Pyero nahmen auf einer anderen Bank platz, die direkt vor den Fenstern stand. Zwei hohe Ratsherren waren ebenfalls anwesend, die uns eventuell beraten sollten, je nachdem, was die Frau sagen würde, wenn sie zu sich kam.
Da sie sich immer noch nicht rührte nahm Pyero ein Kraut aus seiner Tasche und hielt es der jungen Frau unter die Nase. Es stank fürchterlich und sorgte sofort dafür, dass sie sich regte.
Wäre es nicht so dringend gewesen mit ihr zu sprechen, hätten wir sie auch noch länger ruhen lassen, aber Skylar konnte und wollte nicht länger warten.
Erschrocken und panisch fuhr sie auf einmal hoch und blickte stockend atmend um sich. Sie warf jedem einen wachen Blick zu und lotete die Situation aus. Als sie mich bemerkte wurde sie ruhiger.

Time to Reign 2 - Das vergessene LandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt